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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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augenblicklich und schmerzlos, und sie würde willkommen geheißen, eine Tochter, die den Glauben bewahrt hatte.
    Der griesige Staub scheuerte an ihren Füßen, aber sie achtete nicht darauf. Der Schmerz würde bald aufhören. Sie war jetzt ganznahe und duckte sich unter den Balken hindurch. Sie hatte keine Lunte mitgebracht, aber sie benötigte auch keine. Die Flamme in der Laterne allein reichte aus.

Kapitel 41
    »Eure Hoheit! Dies ist allerdings eine große Ehre!« Der Chefarchivar war eine winzige Hülle von Mann mit schütterem Haarschopf und weißem, gekräuseltem Bart. Er verneigte sich vor dem Regenten so tief er konnte, wobei er hinter der Theke verschwand und den Eindruck erweckte, dass er kriechen wollte, wenn er nur ohne Hilfe auf den Boden herunterkäme.
    Die Halle des Archivs war sehr lang, und viele Tische reihten sich unter den Fenstern auf der rechten Seite. Rollo vermochte nicht zu sagen, wie breit sie war, weil sich auf der gegenüberliegenden Seite nur die Endteile deckenhoher Bücherregale zeigten, die sich ins Unermessliche erstreckten. Die Tische waren zumeist überladen mit Büchern, Papieren und Schriftrollen, aber vier oder fünf waren in Gebrauch, und die Männer, die sich darüberbeugten, hatten sich umgedreht und starrten jetzt erstaunt den königlichen Besucher an. Rollo vermutete, dass sich König Ethan nicht oft hier hatte blicken lassen.
    Nachdem er hinter der Theke wieder aufgetaucht war, redete der alte Mann unentwegt auf den Prinzen ein: »Es geht um die zusätzlichen Regale, natürlich. Eure Hoheit, wir alle sind äußerst geehrt, dass Euch die Dringlichkeit und Wichtigkeit der nationalenAufzeichnungen so früh in Eurer Regentschaft, äh, Herrschaft klar geworden ist, und wenn Eure Hoheit sich die Mühe machen wollten, hier entlang … äh, nein?«
    »Nein!« Prinz Emil fing noch mal von vorn an. »Ich komme in einer sehr dringenden geschäftlichen Angelegenheit, Chefarchivar, buchstäblich in einer Sache auf Leben und Tod. Conybear und Tillman, berühmte Generäle.«
    »Allerdings, ja, Eure Hoheit. Sieger in vielen großen …«
    »Wo liegen sie begraben?«
    »Wie bitte?«
    Ein Mann mittleren Alters erhob sich vom nächstgelegenen Tisch und trat näher. Er trug Augengläser und jene Art von Schürze, mit denen Schreiber ihre Kleidung vor Tintenflecken und Staub schützen. Er hatte offensichtlich dem Gespräch zugehört. Emil erkannte die Lage und wandte sich an ihn, während er die uralte Mumie, die offiziell die Leitung innehatte, nicht völlig aus dem Blick ließ.
    Unterdessen waren ein paar mit Büchern beladene Lehrlinge zwischen den Regalen zum Gaffen hervorgekommen. Rollo erkannte in einem von ihnen einen Gefolgsmann der Mutter, da er vor wenigen Monaten den Kreis geleitet hatte, als er initiiert worden war. Natürlich kannte der Bursche den Prälaten Hawke und war erstaunt, ihn in der Begleitung des Regenten zu sehen. Eine heikle Situation, aber die Nachricht von ihrem Bündnis würde gewiss früher oder später Kreise ziehen, und dann würden sich beide Kirchen fragen, wer hier wen über den Tisch zog. Aber alle Probleme waren bloß Herausforderungen, und vielleicht konnte aus dieser etwas Gutes erwachsen. Rollo gab dem Burschen mit einem Zucken des Kopfes ein Zeichen und ging um das Ende der Theke. Er lächelte, als der andere sich beeilte, ihn auf halbem Weg zu treffen, beide Arme voller Bücher.
    »Offenbar kennst du mich, aber mir wäre es lieber, wenn du meinen Namen hier nicht erwähnst. Ich bin beschämt, zugeben zu müssen, dass mir der deine entfallen ist.«
    »Paul Peabody, Euer, äh, Herr.«
    »Paul, es ist äußerst wichtig, dass seine Hoheit und ich herausfinden, wo bestimmte uralte Soldaten begraben wurden. Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Hast du irgendwelche Karten von den alten Weypool-Katakomben?«
    Er wusste, dass er einen Schuss ins Blaue abgab. Lehrlinge, insbesondere neue, erledigten stumpfsinnige Arbeit, also waren für Paul Bücher vielleicht bloß schwere Dinge, die man auf Regale stellen musste. Bei den Archivar-Gesellen war es wahrscheinlicher, dass sie wussten, was darin stand.
    Aber auch Schüsse ins Blaue konnten treffen, wenn auch nicht immer das Erwartete. Paul Peabody ließ seine gesammelte Ladung fallen, und sämtliche der schwersten Bände waren anscheinend auf Rollos Füße gezielt. Er kniete hin, um dem Jungen beim Aufheben zu helfen. Die Hände des Burschen zitterten, und sein Gesicht war kalkweiß geworden, so bleich, dass

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