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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Er konnte erkennen, wo die Erde durch die rollenden Fässer in der Mitte des Weges zusammengebacken war. Irgendwo weiter vorn lag mehr als eine Tonne Schießpulver. Es mochte einfach da sein, so harmlos, wie es in der Lagerhalle gewesen war, oder es mochte jeden Augenblick explodieren. Dann würde der Explosionsstoß entweder wie eine Kanonenkugel auf ihn zurasen, oder die Decke würde auf ihn herabfallen.
    »Warte!«, rief ihm Kenrick nach, also blieb Bram stehen und wartete. Laternen tauchten auf, vier Stück.
    »Du bleibst, wo ich dich sehen kann, Junge, oder ich verpasse dir einen Einlauf aus heißem Blei.«
    »Jawohl, Herr.«
    »Wie weit?«
    »Etwa zehn Minuten, Herr. Aber bringt keine weiteren Männer mehr mit, bitte. Das Schießpulver befindet sich am Ende eines langen, geraden Tunnels, und wenn es eine Schießerei gibt, werden sie es mit absoluter Sicherheit zur Explosion bringen.«
    »Nur du und ich, hm?« Kenrick sah finster drein, und Bram begriff, dass der Mann eine Heidenangst hatte. Das war schaurig, wenn sogar ein Offizier der Füsiliere sich fürchtete, aber vielleicht gehörte er zu den Menschen, die sich in engen Räumen unwohl fühlten. Sie hatten noch nicht einmal die unheimlichen Leichname erreicht.
    »Nun ja, nehmt vielleicht zwei bis zur Weggabelung mit. Da gibt’s einen weiteren Ausgang. Den könnten sie versperren.«
    Kenrick wies zwei Männer an, ihnen zu folgen, und ging hinter Bram her. Sie passierten den Latrinengestank und erreichten die Gabelung.
    »Da ist der andere Weg nach draußen, Herr. Der da drüben ist eine Sackgasse.«
    »Wieso kannst du so gut sehen?«
    »Ich habe sehr gute Nachtsicht.«
    Der abfallende Tunnel, bei dessen Grabung Bram mitgeholfen hatte, war dunkel. Gut. Jegliches Licht würde Gefahr bedeuten, sehr große Gefahr. Zumindest geschähe es rasch, wenn es geschah. Wie hatte der Untergrund nur die Fässer den Hang hinabgebracht? Sie hätten sie nicht frei rollen lassen können, weil einige von ihnen gewiss jemanden getroffen hätten, oder sie wären gegen eine Wand gekracht und geplatzt. Sie mussten vor ihnen hergegangen sein und die Hacken eingegraben haben, damit sie nicht schnell herabrollten.
    Dennoch hatte die Passage sich verändert. Wo Maultier zu der Zielkatakombe durchgebrochen war, hatte man den Gang vertieft, sodass die Mündung jetzt glatt war – steil für ein schweres Fass, jedoch eine Schräge, nicht der lange Sturz, wo Maultier Bram an einem Seil hinabgelassen hatte.
    »Hier geht’s nach rechts, Herr. Dann links. Am Ende wieder nach links, und dorthin haben sie das Pulver gebracht. Ich glaube, das stimmt, Herr.«
    »Dann geh voraus!«, knurrte Kenrick. Sein Gesicht glänzte vor Furcht. »Langsam, und geh leise. Auf dem Boden liegt Pulver. Wir dürfen keinen Staub hochtreten oder Funken erzeugen.«
    Sie erreichten die ersten Begräbnisnischen, und Bram hätte sich fast die Stirn an einem Balken aufgeschlagen. Er duckte darunter weg und warnte den Hauptmann. Ein paar Nischen weiter gab es einen weiteren. Und noch mehr. Er hatte die erste Ecke erreicht, bevor er den Grund dafür verstanden hatte. Männer hatten die Fässer den Korridor entlanggerollt, aber ihr Ziel war eine Sackgasse. Wenn sie zurückkehrten, um ein weiteres Fass zu holen, könnten sie an den Balken einen Klimmzug machen – vielleicht die Füße in eine nahe gelegene Nische setzen, damit sie aus dem Weg waren –, und der Mann mit dem nächsten Fass konnte es unter ihnen durchschieben. Schlau! Gefährlich schlau, an so was schon im Vorhinein gedacht zu haben.
    Bram erreichte den letzten Korridor und hielt inne, eine Hand als Warnung gehoben. Er sah seinen eigenen Schatten vor sich, von der Laterne des Hauptmanns hinter ihm geworfen. Der Untergrund plante vielleicht nicht, seine Mine sogleich in die Luft zu sprengen. Wenn die Fässer einfach harmlos dort lagen, und es war jemand zu ihrer Bewachung dort, dann würde der junge Herr Woodbridge sich eine Musketenkugel einfangen. Zum ersten Mal spürte er echte Angst, richtige Furcht, nicht bloß Aufregung.
    »Worauf warten wir?«, brummelte Kenrick.
    »Hier ist’s. Wenn sie einen Wächter zurückgelassen haben, ist er vielleicht bewaffnet.«
    »Wenn ich Schießpulver zu bewachen hätte, täte ich das aus viel größerer Entfernung.«
    »Äh, ja, Herr.« Bram trat um die Ecke. Niemand schoss auf ihn, aber in der Dunkelheit voraus sah er einen sehr schwachen Lichtschein. Er schrie entsetzt auf und lief los, wobei ihm gerade noch

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