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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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war.
    »Der Prinz?«
    »’türlich! Emil. Ich war gestern dort, bei der Sitzung, als er gefragt wurde, ob er ›dienen würde‹! Schöner Witz, das! Ihr habt es nicht bemerkt, Ledbury?«
    »Was bemerkt?«, krächzte Ledbury.
    »Völlig anderer Mann. Rasch war er, als Knirps. Hat sich sehr verändert während der Zeit, als ihm ein Bart gewachsen ist. Hat sich jetzt wieder zurückverändert. Hat euch alle zum Narren gehalten, stimmt’s?«
    Garrett holte tief Luft. Vielleicht war noch Zeit, diese Situation zu retten.
    »Dann danken wir Euch für diese Beobachtungen. Erhabene, wir kommen auf meine ursprüngliche Frage zurück: Lassen wir zu, dass diese Regentschaft bestehen bleibt? Wenn seine Majestät noch eine Woche oder zwei lebt … und wenn Hawke seine abscheuliche Hexenkraft bei unserem König anwenden durfte, dann weiß nur der Herr selbst noch, wie lange seine Leiden hinausgezögert werden. Bis zur Versammlung des Großen Rats …«
    Er musste den Satz nicht beenden.
Wäre es zu spät.
Wenn sich der Große Rat versammelte, säße Emil fest im Sattel als Nachfolger seines Vaters, und wenn Emil in der Tat der Strippenzieher war – der an Kippings Strippen zog und mit dem Erz-Hexer Hawke persönlich flirtete –, dann wäre das eine Katastrophe.
    In diesem Augenblick hämmerte jemand an der Tür.
    Das war noch nie zuvor geschehen.
    Und es hörte nicht auf.
    Ingram, als unterster Hierarch, stand auf, ohne um Erlaubnis zu bitten oder auf Anweisungen zu warten. Zweifelsohne wollte er bloß hinausspähen und nachsehen, welcher Notfall ein solches Eindringen bewirkt haben mochte, aber in dem Moment, da er den Riegel zurückschob, flog die Tür auf, sodass er nach hinten stolperte.
    Daraufhin traten ein Offizier der Kirchenpolizei, der Privatsekretär William Kipping und ein anderer Mann ein. Es war Kipping, der sprach, vielmehr schrie.
    »Eure Exzellenzen! Mehr als eine Tonne Schießpulver wurde vergangene Nacht aus der Fabrik von Jones gestohlen. Wir besitzen zuverlässige Informationen, dass damit eine Mine direkt unter dieses Gebäude gelegt wurde. Ihr seid in sehr großer Gefahr.«
    Garrett bemerkte, dass ihm entgegen aller Gewohnheit die Worte fehlten. Ein solcher Frevel konnte doch nicht wirklich sein. Ein Schwindel? Ein Anfall von geistiger Umnachtung? Aber wer …?
    Die erste Person, die sich rührte, war der Erhabene Eastwell. Er rief: »Swann, helft mir!«, und eilte zu Ostler. Er und der Erhabene Swann hoben den alten Mann samt Stuhl und allem hoch und trugen ihn zur Tür. Wenn Ledbury glaubte, die Ketzer wären zueiner derartigen Schweinerei imstande, sollte man klug daran tun, die Warnung ernst zu nehmen. Alle anderen waren sowieso schon auf dem Weg zum Ausgang, also entschied Garrett, dass Diskretion der bessere Teil der Würde war. Er rannte ihnen nach und stieß sich dabei mit dem Stab des Lehrers ab, damit es schneller ging.

Kapitel 43
    Am schnellsten konnte man die Versammlungshalle durch die Tür zu dem Privatweg verlassen. Der Erzdiakon war als Erster draußen und wandte sich nach Westen, und alle anderen folgten in Richtung zur Bibliothek und zum Tempelpalast. Garrett vergewisserte sich jedoch, der Letzte zu sein, und zwang sich zu einem würdevollen Gang.
    Der sogenannte Weg über die Säulenreihe war breit genug für einen Vierspänner, wenn eine Möglichkeit bestanden hätte, einen solchen dort hinaufzuschaffen. Die Abgeschiedenheit rührte von den seitlichen Marmorbalustraden her, die hoch genug waren, um sogar große Männer vor den Augen von Zuschauern unten auf der Erde zu schützen. Garrett konnte durch die vergitterten Geländer schauen, die einen Blick sowohl auf den Platz als auch auf die Straße draußen ermöglichten, wo tatsächlich eine allgemeine Evakuierung im Gang war. Dutzende von königlichen Soldaten trieben die Menge mit Unterstützung der Kavallerie zurück. Innerhalb des Tempels tat die Kirchenpolizei dasselbe, jedoch zu Fuß. Sie hatte es mit weniger Menschen zu tun.
    Die Pestbeule in der Mitte dieser Massenwanderung war gewiss die Versammlungshalle. Kipping musste sich seiner Information sehr sicher sein. Wenn nicht alles ein ausgefeilter Schwindel war,hatte er großen Mut gezeigt, dass er die Warnung persönlich überbracht hatte. Das war ärgerlich, würde ihn jedoch nicht retten. Das war sein Schwanengesang. Sein Schicksal war besiegelt, er war geliefert, sein letztes Stündlein hatte geschlagen. Die Anklagen des Erhabenen Eastwell waren schwerwiegend genug,

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