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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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eingetroffen, um die Warnung auszusprechen und die Versammlungshalle evakuieren zu lassen?«
    Kipping vervollständigte die Geschichte, soweit er sie kannte: die Versammlung draußen vor dem Bibliotheksgebäude, John Hawkes Dummheit, seine Identität preiszugeben, die Explosion, Hawkes Sorge um die Verletzten, dann seine Gefangennahme und Einkerkerung, trotz Kippings Proteste.
    »Ich habe den Verdacht, sie hätten mich ebenfalls verhaftet, wenn ich nicht … ähm, das hier dabeigehabt hätte.« Er grub den königlichen Ring aus seiner Börse und gab ihn seinem rechtmäßigen Träger zurück.
    »Also ist Hawke jetzt im Tempelgefängnis?«
    »Vermutlich ja, Hoheit.«
    »Und Oberhaupt Uptree?«
    »Er lag im Sterben, wie gesagt. Hawke brachte den Blutfluss zum Stillstand.« Kipping fand es stets am schlauesten, möglichst einfache Antworten auf einfache Fragen zu geben. Beim Regieren waren nur wenige Fragen einfach.
    »Also hat er die Heilung vonseiten eines der Menschen angenommen, die er Hexer nennt? Können wir das gegen ihn verwenden?«
    Kipping seufzte. »Daran möchte ich sehr zweifeln, Hoheit. Meinen Beobachtungen wird das unumstößliche Zeugnis eines halben Dutzends Hierarchen entgegenstehen, dazu noch das von geringeren Zeugen, die sich in unbekannte Gemeinden zurückgezogen haben. Es ist nicht geschehen.«
    Der Regent lehnte sich zurück und schnitt vor Enttäuschung ein finsteres Gesicht. »Ihr habt etwas von dem Jungen gehört? Dem Hexer?«
    »Nichts, Hoheit.«
    »Er ist verschwunden. Er hat den Hauptmann, wie hieß er doch gleich, Kenrick, zu dem Pulver geführt und die Lunte ausgelöscht. Oder
eine
Lunte. Er hat einige der Männer als Verräter identifiziert, die im blauen Eber gefunden wurden. Aber während sie zum Palast zurückgekehrt sind, ist die Mine trotzdem explodiert. Als sie abstiegen, war der Junge einfach nicht da, obwohl ihn niemand hatte verschwinden sehen. Sein Pferd war wieder in seinem Stall. Kenrick behauptet, er spiele auf beiden Seiten und müsse etwas von einer zweiten Lunte gewusst haben. Aber Kenrick hat selbst keine Wache beim Pulver zurückgelassen, nur am oberirdischen Eingang, und das Licht weiß, wie viele Wege es aus diesen Katakomben hinaus gibt, und auch hinein.«
    Dem König stellte man keine Fragen. Man drängte – sanft, und stets bereit, zurückzuweichen, wenn man Widerstand spürte. »Ich muss sagen, die Ausrede des Hauptmanns klingt ziemlich dürftig.«
    »Sie ist Bockmist. Nur ein völlig Wahnsinniger täte das, was der Hauptmann von dem Jungen behauptet. Kenrick steht jetzt unter Hausarrest und wartet auf eine Befragung. Nein, bleibt, wo Ihr seid«, fauchte der Regent, sprang auf und ging im Raum aufund nieder. Das war schon eine ärgerliche Angewohnheit seinerseits gewesen, als er bloß der Erbe war. Wenn er das als König so weitermachte, würden sämtliche Sitzungen des Kronrats im Stehen ablaufen. »Also haben wir jetzt Bösewichter in Gewahrsam, und wir haben unseren Hauptzeugen verloren.«
    Er schritt zwei Mal den gesamten Raum auf und ab, die Hände hinter dem Rücken, die Zähne gebleckt. »Wie können sie nur so dumm sein? Was hoffen sie dadurch zu erreichen, dass sie irgendwelche Menschen töten? Terror? Gräueltaten schüchtern die Menschen nicht ein; sie machen sie wahnsinnig. Man kann nicht einfach heimlich jemandem einen Schlag versetzen und dann erwarten, dass der Kampf damit zu Ende ist! Die einzige Möglichkeit, den Kampf zu beenden, besteht darin, den Gegner so völlig niederzuschlagen, dass er nicht mehr kämpfen kann. Kriege enden erst, wenn eine Seite sämtliche jungen Männer in der Schlacht verloren hat, die Ernte vernichtet ist, die Städte zerstört, die Frauen vergewaltigt und die Kinder verhungert sind. Erst dann wird sie zugeben, dass sie geschlagen ist, und aufgeben.«
    Alles sehr wahr, aber genau dieses Argument galt in Albi für beide Seiten. Die Kinder waren eine sehr lange Zeit unfair behandelt worden. Der Emil, der Toleranz einführen wollte, müsste jetzt genau das Gegenteil tun. Die Kinder selbst hatten es ihm aufgezwungen. Hatte er diese dunkle Wahrheit schon verinnerlicht?
    Offenbar gingen seine Gedanken in dieselbe Richtung, denn er seufzte. »Es ist das Böse, was uns daran hindert, das Gute zu tun.« Er knurrte einige weitere Male und hielt dann in seinem Marsch inne. »Euer Rat, Privatsekretär?«
    »Ich bezweifle, dass die Abweichler bei den Verehrern der Mutter eine echte Bedrohung darstellen. Wenn Ihr bereits gekrönt

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