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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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strahlenden Träume in Schutt und Asche liegen.
    »Das natürlich«, sagte der Regent. »Und wir sollten die Hunde so lange im Zaum halten, wie wir können. Euren Rücktritt werden wir uns überlegen. Was benötigt Ihr für Euren Besuch bei Oberhaupt Garrett?«
    »Eine persönliche Note von Euch, Hoheit. Ich habe meine Kutsche. Ein paar Soldaten, um den Gefangenen in Obhut zu nehmen. Wir sollten ihn davon überzeugen, vorübergehend nach Haus Caverleigh zurückzukehren.«
    Emil sah ihn einen langen Augenblick an und überlegte. Dann nickte er und griff nach der Zugglocke. »Das ist ein bitterer Kelch. Möge das Licht mit Euch gehen, Sekretär Kipping!«
    Die Sonne näherte sich den Dächern, und Kipping hatte sich noch nie so erschöpft gefühlt wie jetzt, als er zum zweiten Mal an diesem Tag zum Krönungstempel gefahren wurde. Die zweite Fahrt benötigte wesentlich länger als die erste, weil die Soldaten den Bereich der Explosion abgesperrt hatten. Die halbe Einwohnerschaft von Weypool war hergekommen, um einen Blick darauf zu werfen, und auf den Straßen herrschte Chaos. Schon wenn er nur aus den Fenstern blickte, konnte er die brodelnde Wut der Menge spüren. Jemand musste hierfür bezahlen! Wie Emil gesagt hatte, ergibt man sich nicht einem unerwarteten Schlag.
    Kippings Kutsche und seine Eskorte waren gezwungen, fast die gesamte Außenseite des Komplexes zu umreiten, bis sie den Palast des Oberhaupts erreichten. Dort stieg er aus, wobei er seine Aktentasche diesmal selbst trug und Tom und Larry zur Bewachung der Kutsche zurückließ.
    Zwei Füsiliere begleiteten ihn hinein.
    Natürlich verweigerte man ihm den Zugang zum Oberhaupt Uptree. Seine Heiligkeit ruhte, und der Brief des Prinzen würdeihm übergeben, sobald es ihm wieder gut genug ginge, ihn zu lesen.
    Kipping war nicht in den höchsten Rang aufgestiegen, den ein Gewöhnlicher erreichen konnte, ohne zu lernen, wie man mit einem solchen Unsinn umging. Er bettelte, er drohte, überzeugte und schmeichelte sich seinen Weg die Ränge hinauf. Er ergab sich den üblichen Demütigungen, welche die kirchlichen Speichellecker ihm auferlegten: Hinknien, Handkuss, sich bei Leuten einschleimen, sie bei ihrem absurd pompösen Titel anreden. Als lebenslanger Höfling hatte er vor langer Zeit gelernt, diese Fallen der Macht als Eingeständnis zu betrachten, dass ihre Träger verwundbar waren, wenn man nur die Kerben in der Rüstung finden konnte.
    Nach etwa einer Stunde erreichte er die zweithöchste Ebene, die sonst niemand in dieser Nacht hätte erklimmen können. Man bat ihn in einen schattigen Audienzsaal, ziemlich dunkel, weil er bloß von drei Kandelabern erhellt wurde, die eilig ihm zu Ehren entzündet worden waren. Dort durfte er sich der Treppe nähern, wo er sich hinkniete und zu dem Thron aufblickte, auf dem einer der Hierarchen saß.
    Diese Halle sähe im Tageslicht sehr prächtig aus, mit ihren Säulen und Wandpfeilern, ihren Fresken, Mosaiken und ihrer Vergoldung, ihren Bögen und ihrem Buntglas. Der Gedanke, dass der Lehrer den Kult der Mutter verunglimpft hatte, weil seine Priesterschaft korrupt geworden war! Zwei Jahrhunderte der Macht hatten gewiss das Interesse seiner Gefolgsmänner an Bescheidenheit abgestumpft. Weitere Menschen standen in der Dunkelheit: Priester, zweifellos, und Offiziere der Kirchenpolizei sowie seine eigenen beiden Füsiliere, aber der Einzige, der zählte, war der Mann auf dem Thron. Der Erhabene Eastwell.
    Abel Eastwell war seit langer Zeit ein Spezi von Garrett, dazu kürzlich von der Hierarchie rekrutiert worden. Die Mitglieder des Kronrats hatten schon lange kommen sehen, dass er in den inneren Kreis befördert würde, sobald Garrett eine offene Stelle zu füllen hätte. Der Rat hatte vor Jahren eine Akte über ihn angelegt.Unabhängig davon, dass der Mann brillant, gnadenlos und völlig detailversessen war, zeigten die Aufzeichnungen auch die verwundbare Stelle des schlauen Eastwell auf – er war ungeheuer ehrgeizig. Durch kein normales Mittel wäre er zu bestechen. Was nicht bedeutete, dass er unbestechlich wäre.
    Kipping wusste, dass er an diesem Abend nicht mehr höher die Hierarchie hinaufkommen würde, aber Eastwell mochte seinen Zwecken ebenso dienlich sein wie Oberhaupt Garrett Uptree. Vielleicht sogar besser, wenn er sein Blatt richtig ausspielte.
    Der Geistliche betrachtete seinen Besucher mit eindringlichem, starrem Blick. »Was ist derart dringlich, William, dass es nicht bis morgen warten

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