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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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sie das getan hatten, was sie taten. Aber auf anderen Ebenen gab es andere Wärter, und sie mussten die Fremden bald bemerken.
    »Ihr werdet diesem Mann gehorchen!«
    Im Gefühl, der Beherrschung sehr fern zu sein, übernahm Rollo. Er sorgte dafür, dass sie in Habachtstellung gingen und ihn grüßten, wegen der Beobachter. Sie verschlossen und verriegelten die Tür. Er befahl ihnen zu vergessen, dass sie sie überhaupt geöffnet hatten und dass sie jemanden hatten herauskommen sehen, und sie sollten nicht bemerken, dass er und seine Gefährten gingen. Sie grüßten erneut, wandten sich dann ab, lehnten sich an die Brüstung und starrten mit leerem Blick in den Rundturm. Zweifelsohne würden sie so die Nacht verbringen.
    Rollo schlenderte die sanft geneigte Rampe zur ersten Ecke hinab, wobei er sich wünschte, er könne den Arm hoch genug anheben, um sich die Stirn zu wischen. Seine Kleider klebten ihm an der Haut; er hätte nicht geglaubt, dass so viel Schweiß in ihm verblieben wäre. Noch waren sie nicht draußen – weit entfernt davon. Acht oder zehn Bewaffnete patrouillierten die Rampe entlang, immer zu zweit. Alle konnten sehen, dass ein Mann und zwei Frauen vom obersten Stockwerk herabkamen. Sie mussten sich fragen, was sie zu dieser Nachtzeit dort machten, denn Besucher waren nur bei Tageslicht zugelassen.
    Die großen Zellen hatten Gitterstäbe, sodass die Insassen die ganze Zeit über zu sehen waren. Man hatte sie hineingestopft wieFische in eine Tonne. Zwei oder drei der Zähesten oder Reichsten hatten Liegen, und der Rest schlief auf dem Fußboden. Kleinere Zellen lagen verborgen hinter Bohlentüren, in denen Gitterstäbe eingelassen waren, durch die sich lediglich Dunkelheit zeigte. Die einzigen Geräusche waren Schnarchen und das Geplapper der Verrücktgewordenen.
    Das Entsetzen brodelte in Rollos Eingeweiden, als er sich der nächsten Patrouille näherte. Wiederum zwei Männer, von denen einer an der Balustrade lehnte und der andere an der Mauer. Sie hatten die Flüchtlinge herankommen sehen und wollten sie zwischen sich durchlassen – deutliches Zeichen ihres Argwohns. Wenn nur einer von beiden beherrscht würde, bliebe dem anderen Zeit zum Angriff oder einfach nur Alarmschlagen.
    »Keine Ablenkung!«, sagte Rollo. »Beherrschung. Nell, nimm den auf deiner Seite, ich übernehme den anderen. Lass ihn salutieren, irgendetwas!«
    Wiederum funktionierte es, und die Kinder der Mutter setzten den Weg fort. Sie ließen zwei unselige Wächter zurück, dazu verdammt, eine ganze Stunde lang als Strafe für ihr nachlässiges Verhalten in Habachtstellung zu stehen. Es wäre ihnen keine Lehre, weil sie sich an diesen Vorfall überhaupt nicht erinnern würden. Es schreckte jedoch ihre Gefährten auf, und die nächsten beiden salutierten schneidig. Rollo hielt inne, um sie zu beglückwünschen und ihre Erinnerungen auszulöschen.
    Drei Männer bewachten das Haupttor, aber zwei standen dicht genug beieinander, um beherrscht zu werden, und Nell kümmerte sich um den Dritten, der den Flüchtlingen das Tor öffnete. Regen fiel, als Rollo Woodbridge hinaus in die Freiheit trat.

Kapitel 14
    Nun konnte er sich ein wenig entspannen, denn die Straße war leer und schwarz wie ein Kohlenkeller. Edith und Nell, die in der Dunkelheit blind waren, legten ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn in die richtige Richtung zu lenken und sich dann von ihm führen zu lassen. Ihre Berührung schmerzte wie Feuer, aber das sagte er nicht laut. Die Straße war schlammig, eklig und rutschig, aber selbst die Luft in Weypool erschien frisch nach dem Gestank in Schweinetrog. Er stolperte aus Schwäche und als Reaktion auf die Ereignisse und fürchtete, den Halt zu verlieren, fürchtete noch mehr, wieder gefangen genommen zu werden. Er hatte Pottenger verflucht, und dafür würde er auf dem Scheiterhaufen brennen.
Oh, Mutter, wie weit noch?
Sie erreichten eine Ecke. Er machte einen Satz, als ihn eine Stimme aus der Dunkelheit der Gasse ansprach.
    »Heute Nacht sind die Fledermäuse draußen.«
    »Die Jagd ist gut«, erwiderte Edith.
    Zwei Männer standen dort, dazu eine Sänfte. Oh, der Mutter sei gedankt!
    Sie halfen ihm in die Sänfte, deren Sitz und Boden mit Teppichen ausgelegt waren, damit der Gefängnisgestank sie nichtbeschmutzte. Die Vorhänge wurden zugezogen, und die Sänfte ging in die Höhe. Keine fünf Minuten, nachdem er Schweinetrog verlassen hatte, befand er sich auf dem Weg in Sicherheit. Jede Minute, die er in Freiheit

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