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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Rundturms hinaufwand. Bei seiner Ankunft war das Hauptgefängnis mit Gefangenen überfüllt gewesen, und das dürfte nach wie vor der Fall sein. Er hatte Wandleuchter gesehen, also war es wahrscheinlich des Nachts erleuchtet und bewacht. Vielleicht gab es nicht sehr viele Wächter, aber jeder Einzelne von ihnen konnte die anderen drei Seiten des Rundturms überwachen und jeden sehen, der herabkam.
    Die Rampe war breit genug, dass zwei Gefangene und ihre Eskorte aneinander vorbei konnten. Sie endete an einer Tür, die Pottengers Worten zufolge die ganze Zeit über von sechs Männern bewacht wurde. Hinter der Tür führte ein schmales Treppenhaus hinauf zum Block der Hochverräter.
    »Wie seid ihr hereingekommen?«, fragte er.
    »Wir haben gesagt, wir wollten einen Mann besuchen, den wir erfunden haben«, erwiderte Nell. »Der Hauptmann an der Türverlangte drei Sterne. Er gab sich mit zweien zufrieden und ließ uns einfach ein. Es wimmelte von Besuchern, daher sind wir nicht weiter aufgefallen.«
    Edith spann den Faden der Geschichte weiter. »Als wir jedoch oben angekommen sind, wusste ich, dass du irgendwo noch höher sein musstest, aber die große Tür war verschlossen, und es standen jede Menge Wächter herum. Zumeist quatschten sie die Frauen an oder nahmen Bestechungsgelder entgegen. Was solche Männer eben so tun. Daher steckten wir eine Weile lang dort fest. Aber dann verlangte ein Mann von drinnen, hinausgelassen zu werden, und sämtliche Wächter stellten sich in Reih und Glied auf, und er sagte ihnen, dass es vielleicht einen Rettungsversuch gebe. Währenddessen sind wir einfach an ihnen vorbeimarschiert, und sie haben uns nicht bemerkt.«
    Woher hatten sie wohl den Mut dazu? Der Mann, den sie gesehen hatten, war natürlich Dalton gewesen, geschickt von Pottenger. Also war Rollos beschämende Beichte letztlich hilfreich für seine Flucht gewesen. Ansonsten wären seine beiden Möchtegern-Retterinnen in derselben Zelle eingesperrt worden wie er.
    »Ablenkung hat uns hereingebracht, und Ablenkung kann uns hinausbringen«, sagte Edith.
    Nicht unbedingt! Ablenkung war eine heikle Angelegenheit. Ein Taschendieb, der in einer Menge am Werk war, entging der Aufmerksamkeit von Zeugen durch schiere Gewöhnlichkeit und weil er nichts Ungewöhnliches tat. Einige dieser zwielichtigen Typen mochten keinerlei wahres Talent haben, obwohl sie ohne dieses Talent in ihrem Berufsstand niemals sehr hoch aufsteigen würden. Bestenfalls konnte Ablenkung so gut wie unsichtbar machen, jedoch bloß, wenn sie hoch konzentriert angewendet werden konnte. Die Zahl der Opfer, die abzulenken waren, das Geschick des Ablenkers und der Umfang der Handlung, die zu verbergen war: Das alles zählte. Wenn Insassen eines Gefängnisses hinausspazieren wollten, und zwar unbemerkt von professionellen Wärtern, die bereits nach einem Fluchtversuch Ausschau hielten, wäre eine Ablenkung in epischem Ausmaß vonnöten. Des Nachtswürden keine Besucher herumwuseln, die Deckung böten, gäbe es keine exotischen Tänzerinnen, welche die Aufmerksamkeit der Opfer auf sich lenkten. Wächter auf den unteren Etagen würden die herankommenden Fremden sehen, bevor sie nahe genug wären, um getäuscht werden zu können, und würden sie dann wieder sehen, nachdem die Fremden vorüber waren. Schweinetrogs beste Wärter mochten nicht Spitzenklasse sein, aber sie konnten nicht so dumm sein, nichts davon zu bemerken. Jemand würde gewiss die Alarmglocke schlagen.
    Aber Rollo fiel kein Gegenvorschlag ein.
    »Wie kommen wir die Rampe runter?«, fragte er.
    »Über die Treppen«, entgegnete Edith, aber er bemerkte die Sorge auf Nells Gesicht.
    Er sah sie in Erwartung einer Antwort an, bis ihm dann einfiel, dass sie ihn nicht sehen konnten. »Und die Tür?«
    »Ist hoffentlich nicht verschlossen«, sagte sie. »Dieser Block ist leer, keine Insassen.«
    »Kein Schloss, sondern ein Riegel.« Er hatte sie an der Wand lehnen sehen, als er hereingebracht worden war, zwei große Holzbalken, die man in Halterungen fallen lassen konnte. Der Regierung musste das Rütteln bekannt sein, obwohl es eine sehr seltene Gabe war; sie musste wissen, dass ein Adept mit einem solchen Talent Kleinigkeiten wie Zuhaltungen in Schlössern bewegen, jedoch keine schweren Balken anheben konnte.
    Wenn jedoch keine Verräter in Gewahrsam waren, würde der Gefängnisdirektor dann so viel Personal verschwenden und die Türen bewachen lassen? Soweit die Behörden wussten, war der Gefangene Woodbridge

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