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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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gewesen, großzügig und gesetzesfürchtig. Er hatte sich mit dem zufriedengegeben, was er bekommen konnte. Und er wirkte ernstlich niedergeschmettert angesichts der Katastrophe; sein schneeweißes Gesicht war zerfurchter denn je zuvor. Seine blaue Soutane war vom Ruß beschmiert, und selbst seine goldene Kappe zeigte schwarze Flecken.
    »Was ist passiert?«, wollte sie wissen.
    »Ein Gewitter. Blitze.«
    »Es gab eine Prozession?« Polly hatte das gesagt.
    Der alte Mann nickte erschöpft. »Wir hatten gestern Abend einen Gastprediger im Gottesdienst zum Sonnenuntergang. Pater Rafe Dampier. Eine große Ehre für eine kleine Gemeinde. Du hast vielleicht von ihm gehört?«
    Ja, sie hatte von ihm gehört. Sie hatte auch von den Prozessionen gehört, die er organisierte.
    »Haben sie zufällig Stricke mitgenommen in dieser Prozession?«
    Der alte Mann musterte sie einen langen Augenblick, als ob er sie mit dem Willen dazu bringen wollte, die Frage zurückzunehmen. Trotzig hielt sie seinem Blick stand.
    Am Ende nickte er. »Ich fürchte, ja, Madeline. Gestern Abend waren Fremde in der Kirche, und sie waren die Rädelsführer. Ein paar Leute aus dem Ort beteiligten sich – nicht viele.«
    Natürlich würde Snuggs die Schuld für den Aufruhr den Außenseitern zuschieben und so viel Trost daraus ziehen, wie er konnte. Dampier würde behaupten, dass die Einwohner aus ihrer Sünde erweckt worden seien und so weiter. Einen besseren Bericht würde sie später von jemand anders erhalten.
    »Besteht irgendein Zweifel daran, dass der Blitz das Feuer entfacht hat? Unser himmlischer Vater ist ihnen zuvorgekommen?«
    »Gib acht, Madeline!«, sagte er leise. »Pater Dampier wird zweifelsohne behaupten, dass der Blitz seiner Anrufung gefolgt ist und Gerechtigkeit über ein Nest von Ketzern gebracht hat.«
    Sie nickte. Die Kehle war ihr viel zu zugeschnürt zum Reden. Angesichts eines wahnsinnigen Mobs, der sich dem Gutshaus näherte, hätten ihre Eltern Zuflucht in der Kapelle gesucht, und Henry auch. Brat hatte das geheime Refugium zuvor nicht gekannt, aber sie hätten ihn in einem Notfall mit dort hinuntergenommen. Als das Haus über der Bibliothek zusammenbrach, mussten die Balken unter dem Fliesenboden ebenfalls verbrannt sein. Bis dahin wären die Woodbridges bereits erstickt gewesen. Dieser schwarze Tümpel war ihr Grab.
    Sie überlegte, ob sie eine Suche nach den Leichen anregen solle, und entschied sich dagegen. Die Gläubigen des Lichts verbrannten ihre Toten, aber die Kinder der Erde begruben sie – wenn es ihnen erlaubt wurde. Sollten sie dort ruhen, wo sie waren. Wo war unterdessen der Gatte, den sie jetzt errungen hatte und der den Rest ihres Lebens ihr Partner sein sollte? Sie konnte ihn nirgends entdecken. Sie brauchte eine Schulter, an der sie sich ausweinen konnte, und seine war die einzige, die ihr verblieben war.
    Pater Snuggs erteilte ihr wiederum seinen Segen und kehrte zu seinem improvisierten Leichenhaus zurück. Maddy ging zu den Ruinen hinüber. Sie verspürte ein morbides Verlangen, den Kapellentümpel näher in Augenschein zu nehmen, aber es widerstrebte ihr auch, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Würde sich einer der Diener fragen, warum sie niemals von einem zweiten Keller im Gutshaus erfahren hatten?
    »Meisterin Stroud!«
    Erst nach einem kurzen Augenblick fiel ihr ein, wer mit »Meisterin Stroud« gemeint war. Sie drehte sich um und sah die unwillkommene Gestalt von Pater Silas Fage auf sich zukommen, dem die blaue Soutane um die Fußknöchel wirbelte. Vor einem Priester sollte sie einen Knicks machen. Sie tat es nicht. Er bemerkte ihrVersäumnis und erteilte ihr trotzdem seinen Segen. Sie wünschte, sie könnte ihm diesen ins Gesicht zurückschleudern. Selbst seine Hände waren vom Ruß verschmiert.
    »Die Wege des Herrn sind oftmals rätselhaft«, sagte er traurig. »Wir müssen seiner Güte vertrauen.«
    Maddy zuckte die Achseln. Sie leugnete nicht, dass ein Gott Wunder vollführen konnte. Aber sie glaubte auch, dass gewisse Leute mit Kräften begabt waren, die anderen fehlten. Rafe Dampier hatte zuvor schon Menschen vernichtet und seine Sünden dann auf seinen Gott geschoben. Ein Gott war der perfekte Sündenbock für sämtliche Verbrechen, die man verübte.
    »Du musst dem Vater dafür danken, dass er dein Leben verschont hat, mein Kind. Nur deine Ehe mit Samuel hat dich vor demselben schrecklichen Tod errettet, den so viele hier erlitten haben.« Fage seufzte.
    »Wart Ihr Teil des

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