Dunkles Licht
etwas dagegenzusetzen, plusterte Sam sich auf. »Halte den Mund, bevor ich dir den hübschen kleinen Hintern versohle! Wenn du dich benimmst und mir Söhne gebärst, erhältst du nicht allzu häufig Schläge.«
Das wüsste sie aber! Maddy hatte drei Brüder, zwei Elternteile und eine betrügerische Ehe zu rächen. Eine der Künste, welche die weise Edith sie gelehrt hatte, war die, wie eine Frau eine ungewollte Empfängnis verhindern konnte. Sollte er es doch so sehr versuchen, wie er wollte – Maddy hatte ja auch Spaß an diesem Unsinn: Sie würde für Sam Stroud doch keine lärmenden Säuglinge gebären.
Sie stünden ihr bei ihrem Feldzug gegen Graf Uptree bloß im Weg.
Kapitel 17
Mary Whatman war als strikte Gläubige des Lichts erzogen worden. Ihr Gatte, Mark Whatman, war ebenso standhaft im Glauben. Er war gleichfalls ein geistreicher Mensch gewesen, ein bekannter Reiter, ein hübscher junger Riese sowie Besitzer von Rose Hall, dem schönsten Haus in der Grafschaft.
Aber oh weh! Mark, der so kräftige und lebendige, fiel nur zwei Jahre nach der Hochzeit einem Fieber zum Opfer. Orthodoxe Ärzte konnten sein Leiden nicht lindern. Als sie sein erbärmliches Dahinsiechen nicht mehr ertrug, sprach Lady Whatman ein rasches Gebet um Vergebung und schickte nach der weisen Frau des Orts. Aber die Weise hatte so viele Menschen von derselben Krankheit geheilt, dass die Kirchenpolizei sie zur Befragung und wahrscheinlich Verurteilung mitgenommen hatte. Die nächste weise Frau, die jenseits der Grafschaft in Angleshire lebte, hatte vorsichtshalber eine ausgedehnte Reise woandershin angetreten. Mark war gestorben.
Lady Whatman blieb mit Rose Hall, einem einjährigen Sohn und einem brennenden Groll gegen die Kirche des Lichts zurück, der sie die Schuld an ihrer Witwenschaft gab. Sie trat zu den Kindern der Erde über und wurde, wie Konvertiten überall, eifriger alsalle, die im Glauben ihrer Väter groß geworden waren. Sie lenkte die Geschicke der Güter von Rose Hall sehr gut und verwendete ihre beträchtlichen Einkünfte zur Unterstützung ihres neuen Glaubens. Dank eines bemerkenswerten Geschicks war sie der Aufmerksamkeit der Kirche entgangen.
Ihr Sohn, ebenfalls mit Namen Mark, wuchs als Ebenbild seines Vaters heran, nur dass er mit sechzehn einen Vertrauten errang, eine Eule. Bald entwickelte er ein Talent zum Heilen. An seinem siebzehnten Geburtstag schickte ihn seine Mutter nach Xennia zum Studium in Gaudry.
Er kehrte mit einundzwanzig als examinierter Missionar zurück. Er lehrte, und er heilte, war jedoch zu großzügig mit seinem Talent. Er wurde verraten und in Gewahrsam genommen. Schließlich wurde er zum Tode verurteilt und wegen Ketzerei am Pfahl verbrannt, aber seine Befragung hatte ihm derart zugesetzt, dass die Henker ihn auf einem Stuhl verbrennen mussten. Er hatte sich geweigert zu sprechen, nicht einmal seinen wahren Namen preisgegeben, sodass es zu keiner Vergeltung gegen seine Mutter gekommen war.
Lady Whatmans Hass auf die Kirche des Lichts loderte umso heftiger. Nur die Mutter wusste, was sie getan hätte, wenn ihr nicht beständig Träume von ihrem Sohn – und manchmal auch von dessen Vater – gesandt worden wären, die sie um Geduld baten. Der Winter verging, und sie bewahrte sich ihre Wut.
Im folgenden Frühjahr hatte sie einen bemerkenswert lebhaften Traum, wie sie in ihrer Ponykutsche ausfuhr, die von Josh gelenkt wurde. Träume ließen sich leicht erkennen, weil sie so lächerlich waren. Josh als Kutscher war lächerlich, weil Josh als Knecht zum Mistschaufeln eingestellt und zu dumm war, um auch das gut zu erledigen.
Der Boden war mit Blüten übersät.
Eine zerlumpte Frau, an ihrem grünen Kopftuch erkennbar als Weise, stand am Wegrand und winkte ihr, sie solle die Kutsche anhalten, was sie auch tat. Gestalten in Träumen hatten gewöhnlich vertraute Züge, aber Lady Whatman hatte diese weise Frau nie zuvorgesehen. Die Frau sagte etwas Unverständliches, also mussten es ihre Züge sein, die zählten, nicht ihr Name.
Dann schlenderte Mark Whatman der Jüngere unter den Bäumen hervor. Er trug eine Rüstung. Das war ein weiterer Traum, weil seit über einem Jahrhundert niemand mehr eine Rüstung getragen hatte. In der Hand hielt er ein glänzendes Breitschwert, aber er lächelte. Er war wieder jung und schön, nicht der zerstörte Krüppel, den sie verbrannt hatten. An seiner Seite trabte ein großer schwarzer Hund. Mark sprang auf den Kutschsitz – sowohl Schwert als
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