Dunkles Licht
»Mindy Wells, Euer Wohlgeboren.«
»Oh, du Arme! Aber ich bewundere dein Ablenkungstalent. Es ist das beste, das ich nie gesehen habe.«
»Oh, Euer Wohlgeboren! Bitte, erklärt dieses Oxymoron.«
»Du bist mir gestern Abend mit dem vernarrten Blick des Kitzes nach der Hirschkuh gefolgt. Etwas anderes, als dich nicht zur Kenntnis zu nehmen, konnte ich nicht tun. Ich meine, dich nicht wissen zu lassen, dass ich dich bemerkt habe.« Er lächelte. Sein Gesicht war weich, blass, fast weibisch. Er hatte fleischige, üppige Lippen, seine Zähne waren perfekt, und sein Lächeln war bezaubernd. »Und du hast stundenlang da draußen gewartet. Nun gut, jetzt sind wir endlich zusammen. Was kommt als Nächstes, Mindy?«
Es konnte nur eine Antwort geben.
»Das!« Sie küsste und inspirierte ihn nach besten Kräften.
Er war ebenfalls sehr gut im Küssen.
»Großartig!«, brummte er bei der ersten Unterbrechung, aber danach sagte keiner von beiden ein Wort. Küssen, fummeln, einander ausziehen. Sie schleuderten die Kleider von sich, bis sie nackt auf den Überwurf taumelten und sich wie wild im Sonnenschein liebten, wobei sie nicht einmal die Bettvorhänge schlossen. Was
hätte
ihre Mutter gesagt? Wo Sam ganz aus harten Muskeln bestand, war Tristan weich. Er war glatt, wo Sam behaart war, und weitaus sanfter. Und er war geschickt. Er hielt sich zurück, bis er sie zum Höhepunkt gebracht hatte, und sie musste ihr erregtes Stöhnen nicht vortäuschen. Sie wusste nicht genau, ob sein Stöhnen echt war, aber es schwang auf jeden Fall Anerkennung darin mit.
Eine Weile lang lagen sie in einer feuchten Umarmung zusammen, atmeten schwer und hörten das dumpfe Schlagen ihrer Herzen.
»Ich habe entdeckt, dass du ebenfalls ein Ablenkungstalent hast«, murmelte sie.
»Es schirmt mich vor der Menge der Bewunderer ab.«
»Aber … aber wenn du dank deines Talents das meine entdeckt hast, warum habe ich dich heute früh nicht aus deinem Zimmer kommen sehen? Du musst andere Gaben besitzen.«
»Ich habe eine, die Einsicht genannt wird, aber die brauchte ich nicht, um zu wissen, dass du mehr als ein Dienstmädchen bist, das sich etwas mit Erpressung verdienen will. Deine Vokale sind absichtlich ländlich gefärbt, aber dein Wortschatz ist überzogen.«
»Du verehrst die Mutter?« Sie war der Meinung gewesen, alle Stadtbewohner seien Gläubige des Lichts.
»Ich habe eine Übereinkunft mit den Göttern«, murmelte der Ehrenwerte Tristan und knabberte an ihrem Ohr. »Wenn sie mich in Ruhe lassen, lasse ich sie in Ruhe.«
Sie kicherte und versuchte bewusst, wieder Inspiration einzusetzen.
»Hör auf, bitte!«, sagte er und drückte ihr auf die Brust. »Ich habe einer gewissen Dame versprochen, dass ich ihr Selbstbewusstsein gleich nach dem Mittagsmahl in die Höhe steigenlassen werde, und wenn du mich vorher erschöpfst, werde ich auf mehr als eine Weise gedemütigt. Anschließend jedoch werde ich mich gern deinen erhebenden Fähigkeiten unterwerfen. Sagen wir am Nachmittag oder …«
Ein Klopfen an der Tür. »Zimmermädchen.«
Bevor Maddy ein Wort hätte sagen können, wälzte sich Tristan auf sie und küsste sie. Sein Haar fiel über ihr Gesicht. Sie zog mit an einem Strang und schlang Arme und Beine um ihn.
Die Tür ging auf, jemand keuchte entsetzt auf und schlug sie wieder zu.
Tristan und Maddy lösten sich voneinander. Er wälzte sich zur Seite.
»Hübsch«, bemerkte sie.
»Ein Ruf als Verdorbener erfordert beständige Wachsamkeit.«
Zu ihrem Erstaunen fühlte sich Maddy ehrlich erregt durch diese bizarre Gestalt. Er mochte ebenfalls Inspirationstalent besitzen und mit ihr spielen. »Du möchtest ganz bestimmt keine Wiederholung?«
»Wenn ich nicht dieses geschäftliche Treffen nach dem Mittagsmahl hätte, würde ich fröhlich hier liegen bleiben und mit dir herumhuren, bis wir beide an Erschöpfung sterben. Vom Nachmittag bis zum Frühstück bin ich gerne Sklave deiner ungezügelten Lust. Und dazu wird dein okkultes Talent nicht einmal erforderlich sein. Dein prächtiger junger Leib ist Anreiz genug.«
Sam Stroud hätte eine solche Bemerkung kaum in tausend Jahren zuwege gebracht. Allmählich begriff sie, was ihr gefehlt hatte.
»Ihr seid zu freundlich, Euer Wohlgeboren.«
»Das meine ich ernst. Obwohl es normalerweise Dummheit ist, in Dingen der Geschlechtlichkeit die Wahrheit auszusprechen. Sag mir also rasch, worauf du wirklich aus bist!«
»Ich möchte einen reichen Gönner, der mich in die Gesellschaft
Weitere Kostenlose Bücher