Dunkles Licht
Monate dazubehalten. Wenn er bis dahin keinen Erfolg dabei hatte, dich an die richtige Stelle zu setzen, dann wird er nie mehr welchen haben. Wir müssen einen anderen Plan ausprobieren. Ich habe eine Gewandmeisterin, eine persönliche Coiffeurin, Schneiderin, Parfümeurin und zwei Zofen bestimmt.«
»Und dein Anteil?«
Tristan seufzte. »Nichts so Ordinäres wie Geld, meine Liebe. Ich werde von deiner zukünftigen Großzügigkeit abhängen. Vielleicht ein paar Krümel vom Tisch, wenn du Osborn und Garrett zerstückelst? So, lässt du mich jetzt bitte beenden, was ich angefangen habe?«
Wie Maddy gesagt hatte, war Sheldon Causey Mitte dreißig, laut und sportlich. Für Ersteres konnte er nichts, aber alles andere warseine Schuld – hyperaktiv, aufgedonnert wie ein Jahrmarkt, geschwätzig, taktlos, geschmacklos, überschäumend, überbordend, extravagant und beständig umlagert von Gläubigern. Er erweckte den Eindruck, betrunken geboren und niemals nüchtern geworden zu sein, obwohl seine Fähigkeit, alle anderen unter den Tisch zu trinken, geradezu legendär war. In Maddys erster Nacht in seinem Haus leerte er zwei Flaschen Wein, trug sie nach oben und nahm sie vor dem Morgengrauen geschlagene vier Mal. Das Leben als Sheldons Nichte würde nie fade werden.
Maddy war mit zwei Koffern voller Kleider eingetroffen. Sie befragte das Personal, das ihr neuer Onkel ihr zur Verfügung gestellt hatte, und feuerte die Hälfte davon auf der Stelle. In den nächsten drei Tagen stellte sie Ersatz zu viel höheren Löhnen ein und bestellte weitere sechs Kleider. Das war das Ende der Flitterwochen. Die Schneiderin bat höflich um Vorauszahlung. Maddy flüchtete sich in einen Wutanfall über diese Beleidigung. Die Frau blieb eisern. Sheldons Kredit lag weit unter null.
Für Maddy bestand kein Zweifel daran, dass es zum Geschäft gehörte, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Sie war Teil einer geschäftlichen Transaktion, und so funktionierte das nicht – keine Dame ließ sich zweimal im selben Kleid sehen! Eine sofortige Rückkehr zum Ehrenwerten Tristan wäre erforderlich. Sie stürmte nach unten, um mit ihrem Onkel in seinem Gesellschaftszimmer ein Wörtchen zu reden, wo er zufällig gerade mit seinen Bankiers verhandelte.
Der Raum war klein und die Bankiers zu viert. Zwei von ihnen sahen aus, als wären sie auf den Docks rekrutiert und als Leibwächter mitgebracht worden. Bei ihrem Eintritt erhoben sich alle fünf Männer, sodass der Platz zum Verneigen und Knicksen sehr eng wurde, obwohl viel Platz für die Entrüstung einer verletzten Jungfrau blieb. Maddy vollführte eine Szene, die dazu führen sollte, dass Sheldons Kreditwürdigkeit noch weiter herabsank.
Der oberste Bankier war eine stämmige, weißhaarige, düster gekleidete Person von großer Würde. Im Augenblick, als sie zum Atemholen innehielt, bat er ruhig darum, vorgestellt zu werden. Der schweißgebadete Sheldon ergriff diese Gelegenheit wie einFolteropfer und gab sich die Ehre. Der Bankier neigte sich tief über Maddys Hand und küsste sie.
»Und was führt Euch nach Weypool, Euer Wohlgeboren?«
Selbst Maddy konnte nicht ganz auf Abruf erröten, aber sie konnte den Eindruck erwecken, gekränkt zu sein. »Mein lieber Onkel hat mir versprochen, mich bei Hofe einzuführen, beim Debütantinnenball!«
»Hat er, wirklich?« Der Bankier beäugte Sheldon einen Moment lang nachdenklich und wandte sich dann wieder an Maddy. »Dann wünsche ich Euch allen Erfolg! Wir haben unser Geschäft mit Eurem Onkel abgeschlossen und lassen Euch mit unseren besten Wünschen und dem völligen Zutrauen zu Eurem triumphalen Ball zurück, Euer Wohlgeboren. Euer Wohlgeboren, ich übersende Euch die Papiere zur Unterzeichnung noch vor Mittag. Werdet Ihr bis dahin eine Anzahlung in bar benötigen?«
Ein seltsam kleinlauter Sheldon brachte seine Besucher hinaus und explodierte dann. Er kehrte brüllend zurück in das Gesellschaftszimmer, schwang Maddy mannshoch und wirbelte mit ihr herum, bis sie völlig benommen war. »Prächtig! Perfekt! Hättest das nicht besser hinbekommen, wenn wir das seit Monaten geprobt hätten! Du warst umwerfend, Mindy, meine Liebe, meine Süße, mein kleines Turteltäubchen!«
Als er sie wieder absetzte, tätschelte sie ihre Frisur und kam zu dem Ergebnis, dass sie stark nach links verrutscht war und dringender Reparatur bedurfte.
»Gehört zum Service«, murmelte sie. Natürlich war sie jetzt eine potenziell lukrative Ressource. Selbst ein sturköpfiger
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