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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Kutsche aus Rose Hall mit George auf dem Kutschsitz wartete. Er hatte ein Wasserfass, einen Korb mit Äpfeln und Blutwurstringe dabei. Und er hatte eine Handwaage zum Abwiegen der Rucksäcke. Aber er hatte auch Frank, der in der Kutsche saß und ein äußerst grausames Grinsen auf dem dummen Gesicht zeigte.
    »Ich bin vermutlich der Letzte?«, fragte Brad und reichte George seine Wasserflasche zum Auffüllen.
    Frank nickte. »Steig ein! Die Rückkehr zu Fuß ist abgeblasen, wegen des Wetters.« Er zeigte zum Himmel, der so schwarz wie der Stiefel eines Postillions war.
    Brad trank, während er sich die Sache überlegte.
    »Wo sind sie alle?«
    »Sie sind alle in der anderen Kutsche zurückgefahren. Außer Leo. Er war der erste hier.«
    »Sagte, er wäre mit Männern zusammen und würde die Sache auch zum Ende bringen«, erklärte George. »Aber das ist schon lange her. Steigt ein, Euer Wohlgeboren!«
    »Nein«, erwiderte Brad. »Ich kann Leo nicht schlagen, aber ich bin auch mit Männern zusammen.« Er schnappte sich einen Wurstring und machte auf dem Absatz kehrt.
    »Brad, nein!«, rief Frank. »Anordnung vom Rektor. Alle müssen zurück.«
    Brad ging weiter. Es war sein Wettstreit, und er würde die Runde beenden, selbst wenn er bis Mitternacht benötigen würde. George fuhr ihm mit der Kutsche nach und sagte, dass Brad auch ihn in Schwierigkeiten bringe. Frank rief etwas Ähnliches. Brad kletterte über einen Zaun auf eine Weide, wohin ihm die Kutsche nicht folgen konnte, und ging weiter. Ruß trabte voraus, die Nase auf dem Boden.
    Er wusste, dass er stur und vielleicht töricht war, aber aufgeben wäre schlimmer. Als er die Felsen und Bäume erreichte, war die Kutsche ohne ihn davongefahren, und ihm blieb keine andere Wahl: Er musste weitergehen. Das fühlte sich besser an. Nur dass es zu regnen anfing. Und der Hügel war auf dieser Seite bedeutend steiler, als er erwartet hatte, auch steiler als zuvor. An einigen Stellen musste er klettern und sich mit den Händen festhalten. Das Moos machte die Felsen schlüpfrig und verräterisch. Nasses Moos war noch schlimmer.
    Jedes Mal, wenn er einen besonders hässlichen Flecken überwunden hatte, entdeckte er Ruß vor sich. Der blöde Köter wusste nicht, dass richtige Hunde keine Felsen erklettern konnten. Der Himmel war schwarz geworden, und unter den Bäumen gab es fast überhaupt kein Licht. Zum Glück war Blindsicht eines seinerTalente sowie eines, das Alfred ziemlich hoch bei ihm eingeschätzt hatte. Ruß fand sich mit der Nase zurecht.
    Unter einer Föhre, an einem trockenen Platz, legte Brad eine Rast ein. Er aß den letzten Rest seiner Wurst und teilte sie mit Ruß. Er trank viel und versuchte, genügend in seine Handfläche zu gießen, damit Ruß daraus trinken konnte, aber das ging nicht gut. Dann kroch er aus seiner kleinen Schutzhütte hervor und richtete sich mühselig auf. Sein Lieb schmerzte ihn von den Füßen bis zu den Schultern. Es machte ihm nicht viel aus, weil er es sich selbst zugefügt hatte; niemand sonst tat es ihm an, und ein Mann musste beenden, was er angefangen hatte. Nur dass er sich jetzt nicht mehr daran erinnern konnte, woher er gekommen war.
    »Ruß, zeigst du mir bitte den Weg nach Hause?«
    Ruß setzte sich und sah aus, als würde er auf die Pointe warten.
    »Nach Hause, Ruß!« Ein schwarzer Schwanz wedelte und fegte dabei die Eicheln vom Waldboden.
    »Idiotischer Hund! Du sollst mein geistiger Führer sein. Na ja, dann führe mich zurück nach Rose Hall!«
    Mit etwas, das verdächtig nach einem Achselzucken aussah, erhob sich Ruß und machte sich auf den Weg den Hügel hinauf, aber bald schon ging es wieder abwärts. Die Donnerschläge waren wie Kanonenschüsse, allerdings konnten die Blitze den Wald nicht durchdringen. Brad hatte etwas für Gewitter übrig. Er sollte sie fürchten, überlegte er, nach dem, was mit seiner Familie geschehen war, aber er fürchtete sich nicht. Diese Donnerschläge hatte Pater Rafe Dampier verursacht, und eines Tages würde ihn Brad dafür töten. Der Hang wurde steiler. Ruß blieb stehen und spähte schwanzwedelnd über eine Kante. Dieser Wettstreit war eine blöde Idee gewesen! In der Stille zwischen den Donnerschlägen hörte Brad den Regen in den hohen Blättern rauschen, aber jetzt vernahm er auch das Tröpfeln von Wasser. Da unten musste eine Quelle sein. Ruß führte ihn nicht nach Hause. Ruß hatte Durst und suchte nach Wasser.
    Aber Wasser rann hügelabwärts. Wenn Brad also dem Wasserlauf

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