Dunkles Licht
Herausforderung für dich. Du wirst nicht weit kommen, wenn du dich auf die leichten Eroberungen beschränkst. Geh los und verschönere ihm den Tag!«
Maddy gehorchte und wünschte sich bald, sie hätte es nicht getan. Wenn sie Roddy den Tag verschönerte, so hatte er ihren völlig ruiniert, indem er ihr eine Lektion darin erteilte, was Erniedrigung bedeuten konnte. Sie war mehr als glücklich, ihn am folgenden Morgen gehen zu sehen, selbst wenn er in einer Kutsche mit Wappenzeichen an der Tür davonfuhr. Anschließend tauchte er in unregelmäßigen Abständen wieder auf und hatte kurze Treffen mit Tristan. Wahrscheinlich lieferte er dem »Ehrenwerten« seine Provision ab.
Maddy brauchte nicht lange, bis sie herausbekommen hatte, wie Tristans Geschäft funktionierte, obwohl die Einzelheiten bloß in seinem Kopf aufgezeichnet waren. Er würde ihr die nötige Ausbildung und die sozialen Kontakte zukommen lassen, die sie brauchte, und dann erwarten, dafür mit Geld oder Vergünstigungen bezahlt zu werden. Er war sehr erfolgreich, beschäftigte achtzehn oder zwanzig Diener im Haushalt, besaß eine Kutsche und einen Stall und gab Tausende für die eigene Garderobe aus. Es ging das Gerücht, er könne für den richtigen Preis alles beschaffen, von einem Mörder bis zu einer Grafschaft. Sie bezweifelte, dass er Mörder beschäftigte, obwohl sie sich vorstellen konnte, dass er eine Zusammenkunft mit Personen auf diesem Arbeitsgebiet arrangierte.
Eines sonnigen Nachmittags, ein paar Wochen nach Maddys Aufnahme in die Mannschaft, nahm der Ehrenwerte Tristan sie ins Haus eines gewissen Lord Bulpin mit. Seine Lordschaft war, wie ihr gesagt wurde, ältlich und krank und nicht mehr der Mann, der er einmal gewesen war. Er hatte jedoch nach wie vor Ambitionen, und es wäre jetzt Maddys Aufgabe, ihn zu befriedigen. Sie war sowohl von Tristan als auch von Jacquetta sorgfältig eingewiesenworden. Jacquetta war die gegenwärtige Dienerin seiner Lordschaft und gerade von einem Geistlichen auf dem Lande als Haushälterin engagiert worden.
»Du bist nicht nervös, oder?«, wollte der Ehrenwerte unschuldig wissen, während die Kutsche rappelnd durch immer prächtigere Straßen fuhr.
Nervös? Nein, aber sie verspürte Ekel.
»Das wird ein Kinderspiel für dich sein«, sagte er. »Deine Inspiration ist sogar noch stärker als die von Jacquetta, und du bist um Jahre jünger.«
Maddy nickte erbärmlich. Sie wagte nicht mehr, sich zu fragen, was ihre Eltern sagen würden. Sie war sogar über sich selbst entsetzt. Aber sie hatte ihre Entscheidung getroffen, und sie zweifelte nicht daran, dass Tristan sie in die Gosse werfen würde, sollte sie jetzt einen Rückzieher machen.
»Deine Stunden sind nicht gerade billig, meine Liebe.« Das war so nahe an einer Drohung, wie er jemals gekommen war. Sie verbrachte jeden Tag Stunden damit, sich die feinen gesellschaftlichen Manieren anzueignen.
Sie brachte ein Lächeln zustande. »Ich werde den alten Furzknoten schon für dich auf die Reihe bekommen. Ich bringe ihn um den Verstand!«
Tristan lachte, was selten vorkam. »Übertreib’s nicht! Nach einem Herzschlag wird die Gans keine goldenen Eier mehr legen.«
Seine Lordschaft wirkte sogar noch älter als sein offizielles Alter, aber Maddy bezauberte ihn, und er konnte kaum erwarten, dass Tristan endlich ging. Also ging Tristan, und Maddy tat, was von ihr erwartet wurde. Lord Bulpin war so erfreut, dass er ihr, als die Kutsche eintraf, die sie nach Hause bringen sollte, zwei zusätzliche Silbermonde gab. »Für dich persönlich, meine Liebe.« Da sie eine Falle vermutete, übergab sie alles Tristan. Von da an hatte sie einen wöchentlichen Termin im Hause Bulpin und keinerlei Zweifel mehr an ihrem Beruf.
Bis zum Frühjahr hatte sie zwei weitere regelmäßige Kunden und schien Tag und Nacht zu arbeiten. Tristan lobte ihren Fortschritt, bekräftigte jedoch seine Absicht, bis zum Herbst abzuwarten, bevor er sie in die gesellschaftlichen Kreise einführte. Die gegenwärtige Saison versickerte, als der Adel sich auf seine jeweiligen Landsitze zurückzog. Maddy war ungeduldig. Sie war bereit, da war sie sich gewiss. Monate eines häuslichen Lebens und fettreiche Nahrung hatten ihre Brust und Hüften zu modischen Rundungen anschwellen lassen und ihr die grundlegende Blässe der Haut verliehen, die für eine gesellschaftliche Schönheit erforderlich war. Mit ihrem gebleichten Haar und den ausgezupften Brauen hätte sie wahrscheinlich den Grafen Uptree
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