Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
und Galle spie und mit den Händen wedelte. Er wirkte nicht sonderlich gefährlich. Manchmal war seine Stimme so laut, dass er die Worte verstand.
    »… die Mauern verrottet sind, können die Häuser nicht standhalten …«
    Brads Standpunkt lag nahe der Ostseite der Kirche, wo das große goldene Sonnenzeichen über einem Podest hing. Zu beiden Seiten dieses Bereichs saß der Chor, und die Kanzel stand hoch über der einen Ecke, nach Norden versetzt, damit sie der Versammlung nicht den Blick auf das heilige Sonnenzeichen verwehrte. Die Kirche als solche war vollgepackt mit Menschen. Viele mussten auf dem Boden sitzen, Schulter an Schulter, und aller Augen waren auf den Prediger oben in der Kanzel gerichtet.
    »… Ketzer sind der Krebs des politischen Leibes«, brüllte der Erhabene Rafe Dampier. »Sie fressen ihn von innen auf, schwächen den einzig wahren Glauben …« Er verfügte über eine glänzende, unwiderstehliche, volltönende Stimme.
    Brad war wie erstarrt. Da war er, der Feind, das Ungeheuer, das die Woodbridges ermordet hatte, sie alle, außer einem kleinen Jungen, der von seinem Hund gerettet worden war. So hatte Brad geträumt, ihn zu erwischen: verwundbar, ohne Verdacht und Hass donnernd. Die Mutter hatte ihm das Feuertalent genau hierfür geschenkt. Aber würden Fenster seine Magie blockieren? Oder das goldene Brustkreuz, das Dampier trug? In diesen Tagen hatte Brad immer mehr begriffen, wie recht Lady Whatman gehabt hatte: Er hätte nach Xennia gehen sollen, nach Gaudry, um angemessen unterrichtet zu werden.
    »… Ungeziefer! Der Lehrer hat uns gewarnt, dass ein Pesthauch im Gestank der Gosse wächst und Ketzerei das Exkrement des Geistes ist …«
    Alan hatte recht gehabt, die Frage zu stellen, ob Brad jemals kaltblütig einen Mann töten könnte. Wie könnte er einen Menschen verbrennen? Wie könnte er diese großartige, inspirierende Rede unterbrechen, so widerlich ihre Worte auch sein mochten? Sie war Musik. Der Effekt war überwältigend. Die Menge stöhnte in Schmerz oder Ekstase.
    »Verbrennt sie! Wurzel und Zweig, das Böse muss herausgeschnitten werden. Schlage sie, o Herr, finde alle Übeltäter und verbrenne sie mit deiner heiligen Flamme!«
    Das war es.
Genau! Dieser Ast hat neulich nachts nicht gebrannt.
Um Dampier einen Geschmack seiner eigenen Medizin zu geben, setzte Brad seine goldene Kleidung in Brand. Es war so einfach wie ein Wunsch.
    Oh, wunderschön!
    Der Priester kreischte wie ein Pferd, als die Flammen von seinem Buch zu seinem Bart hochsprangen. Er kippte zurück und rollte die Stufen zum Podest herab, wo er sich wand und um sich schlug und sich umherwälzte, um die Flammen zu ersticken. Zwei Männer aus dem Chor eilten herbei und wollten sie dadurch löschen, dass sie ihre Umhänge um ihn schlangen, aber das gab den Flammen nur neue Nahrung. Schließlich verlor Dampier entweder das Bewusstsein oder starb, denn er wurde ganz still. Sein ganzer Leib war verschlungen von Feuer und Rauch, und das Tuch brannte weg, und darunter zeigte sich das verkohlte Fleisch. Die gesamte Kirche war in Aufruhr, und die Versammelten drängelten sich zu den Ausgängen.
    Etwas zupfte heftig an seinem Umhang, und da hätte Brad fast aufgeschrien. Ruß hatte die Zähne im Stoff vergraben und zerrte daran, womit er sagen wollte, dass es Zeit war zu verschwinden. Die Nacht war erfüllt vom Lärm der Menge, die aus der Kirche floh. Brad sprang herab und rannte durch die Dunkelheit zur Straße, wo Männer, Frauen und Kinder sich aus dem Gebäude kämpften und vor dem entsetzlichen Geschehen flüchteten. Sie wichen vor einem Reiter auseinander, der von der anderen Seite herankam und ein weiteres Pferd am Zügel führte.
    Brad schwang sich in den Sattel. Er und Alan lenkten ihre Reittiere herum und ritten davon. Bald verblasste das Jammern und Rufen in der Nacht.
    »Gut gemacht«, sagte Alan. »Ich weiß nicht, ob ich das hinbekommen hätte.«
    Und jetzt wünschte sich Brad fast, er hätte es nicht getan. Er wusste nicht, ob er jemals wieder schlafen könnte, ohne von diesem kreischenden, gepeinigten
Ding
zu träumen, das auf dem Kirchenboden wild um sich schlug. »Er roch wie gebratenes Schweinefleisch.«
    »Das hast du erfunden.«
    Ja, hatte er. »Möchtest du zurück und selbst riechen?«
    »Froh, dass du’s getan hast. Dumm von uns, ihren ganzen Mist auf uns zu nehmen und nicht zurückzuschlagen.«
    »Ja, allerdings.«
    Sie ritten mittlerweile nur noch im Schritt. Die Pferde waren nervös,

Weitere Kostenlose Bücher