Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
Vom Netzwerk:
unbesonnen und anmaßend.
    »Alan weiß, wer du bist?«, fragte sie.
    Brad runzelte die Stirn. »Ich hab’s ihm nicht erzählt. Du etwa?«
    »Ich habe es niemandem gesagt. Ich glaube, nicht einmal Bruder Alfred weiß es.«
    »Wer bist du also?«, wollte Alan wissen, zurecht darüber verärgert, übergangen worden zu sein.
    »Ich bin Bram Woodbridge. Meine Familie ist in dem Massaker umgekommen. Ich hätte gedacht, das hätte jeder erraten.«
    Alan verlor die Farbe, also hatte er es nicht gewusst. Das war ungewöhnlich. Er bewegte die Lippen, jedoch drangen keine Worte aus seinem Mund.
    »Und«, sagte Brad, »an jenem Tag habe ich Rafe Dampier Rache geschworen.«
    »Ich bin bei dir.«
    »Nicht so rasch!«, fauchte Mary. »Ich hab’s auch geschworen, vergiss das nicht! Wir haben gemeinsam beschlossen, den Tod deiner Familie und meiner zu rächen. Aber jetzt, Bram Woodbridge, brichst du die Partnerschaft, wenn du allein auf deine Mission ausreitest und vergisst, was du mir schuldest.«
    Schnell wie eine springende Katze lag Brad neben ihrem Sessel auf den Knien. Er nahm ihre Hand mit seinen beiden Händen. »Liebe Tante! Ich habe nie auch nur ein Wort dessen vergessen, was wir geschworen haben, obwohl ich damals sehr jung war. Ich weiß, was ich dir schulde, weil du mich zu dir genommen und so großzügig ernährt hast. Aber mein Feind ist in meine Reichweite gekommen und weiß nichts von meiner Existenz. Ich wäre ein Idiot, diese Gelegenheit nicht beim Schopf zu fassen. Wie könnte ich ihn in Weypool jagen?«
    »Was sagt dir dein Vorauswissen?«
    Er zögerte und beobachtete sie mit einem listigen Ausdruck, den sie nie zuvor an ihm gesehen hatte. »Es sagt nicht, dass ich ihn töten werde.«
    »Was sagt es?«
    »Es sagt, dass in Stonebrigde etwas sehr Gutes geschehen wird, heute in drei Tagen.«
    Nach einem kurzen Schweigen bemerkte Alan: »Das möchte ich auch gern sehen.«
    »Ich auch. Und dann, Tante, dann verspreche ich, dass Alan und ich zurückkehren, und wir können überlegen, wie wir deinen Sohn und Jake Trull und all die anderen rächen, die von den Himmelsanbetern so ungeheuerlich behandelt worden sind.«
    Er war immer schon liebenswürdig gewesen, und jetzt konnte er sie um den kleinen Finger wickeln, wie es Mark nie gekonnt hatte.
    »Dann geh mit dem Segen der Mutter und meinen Gebeten.«
    Die fahrenden Ritter verließen das Haus am folgenden Morgen. Alan auf Schwalbe und Brad auf Brombeer, weil er längst zu groß für Streiter geworden war. Ruß lief schwanzwedelnd voraus. Alans Führer, Barnabas, flog lieber des Nachts.
    Brad sog die frische Frühlingsluft tief in die Lungen. »Willkommen im Mannesalter!«
    »
Du
heißt
mich
willkommen? Ich bin zufällig drei Jahre älter als du, Knabe!«
    »Siehst aber nicht so aus.«
    »Ich habe Haare auf der Brust.«
    »Sichtbar nur im hellen Sonnenschein.«
    Und so ging es weiter. Das Leben war schön, und das hier fühlte sich nicht so wie der Beginn des Mannesalters an.
    »Hast du wirklich vor, Dampier zu töten? Kannst du es? Bewusst töten?«, fragte Alan.
    Eine gute Frage. Jemanden töten wäre nicht einfach. »Wart’s nur ab.«
    »Wenn du ihm eine Rasierklinge an die Kehle halten könntest, würdest du sie ihm aufschlitzen?«
    »Wahrscheinlich nicht. Ich hasse Schmutz. Aber ich habe Mittel.«
    Brad hatte Alan sein Talent zum Feueranzünden an dem Tag gezeigt, als er den Schweinehügel zum Üben erstiegen hatte, umseine Reichweite zu erkunden. Sonst wusste niemand davon. Bruder Alfred hatte eine solche Gabe nicht einmal erwähnt, ganz zu schweigen, ihn darauf geprüft.
    Sie folgten der Straße, auf der Brad Lady Whatman begegnet war und die er inzwischen gut kannte, obwohl er nie herausfand, wo genau er mit der weisen Frieda gewartet hatte. Bald überquerten sie die Grenze der Grafschaft nach Angleshire. Sie hatten vor, der weisen Edith einen Besuch abzustatten, aber sie fanden den Pfad durch die Bäume so überwachsen, dass offensichtlich niemand zu Hause war. Rafe Dampier hatte den Kult der Mutter aus diesem Teil der Grafschaft vertrieben.
    Von dort aus war es nur ein kurzer Ritt zum Hof Woodbridge, der einmal das Herrenhaus gewesen war. Die Abenteurer ritten vorbei, ohne stehen zu bleiben, da sie keine Aufmerksamkeit erregen wollten. Die Scheunen, Koppeln und Hütten der Arbeiter waren nach wie vor dort und in Gebrauch, aber das Haus selbst war nicht wieder aufgebaut worden. Die Stelle, wo es gestanden hatte, war eine Wüste aus Unkräutern und Disteln,

Weitere Kostenlose Bücher