Dunkles Nest 01 - Die Königsdrohne
enden könnte - oder in wahrem, dauerhaftem Frieden.«
Tenel Ka sah ihn endlich wieder an. »Was ist mit dem Willen der Macht? Warum verlässt du dich nicht auf sie?«
Dass sie sich auf das neue Verständnis der Macht bezog, ließ Jacen an Vergere denken - die verstorbene Meisterin, die ihm die Augen für so viele neue Dinge geöffnet hatte -, und er lächelte, als ihm die erste Wahrheit wieder einfiel, die er von ihr gehört hatte: Alles, was ich dir sage, ist eine Lüge.
An Tenel Ka gewandt sagte er: »Soll ich einem Fluss trauen, weil er den Hügel hinunterfließen will?«
Tenel Ka runzelte die Stirn. »Auf Hapes bin ich diejenige, die die Fragen stellt, Jedi Solo.«
Jacen lachte leise. »Also gut. Die Macht ist kein Gott, Tenel Ka. Sie hat kein Bewusstsein ihrer selbst und ist nicht imstande, sich darum zu sorgen, was aus uns wird. Sie fließt. Sie trachtet nur danach, zu entfernen, was ihren Fluss blockiert. Wenn wir das tun, wenn wir ihr gestatten, durch uns an andere Orte zu fließen, befinden wir uns in Harmonie mit ihr. Wir nutzen die Helle Seite.«
»Und die Dunkle Seite?«
»Wenn wir diesen Fluss blockieren und ihn für unsere eigenen Zwecke nutzen, ist das die Dunkle Seite«, sagte Jacen. »Wir verbergen das vor anderen. Und wenn wir sie dann plötzlich wieder freigeben, wird sie von einem das Leben erhaltenden Strom zu einer rasenden Flut mit zerstörerischer Kraft.«
»Hat Vergere dich nicht gelehrt, dass es unsere Absichten sind, die das eine zum anderen machen?«, fragte Tenel Ka.
»Ja«, gab Jacen zu. »Und sie sagte die Wahrheit, jedenfalls von einem bestimmten Standpunkt aus betrachtet. Wenn du gute Absichten hast, neigst du dazu, die Macht durch dich hindurchfließen zu lassen. Wenn nicht, staust du sie in dir auf. und sie beginnt, an deinem guten Aussehen zu nagen.«
Tenel Ka sah ihn aus dem Augenwinkel an. »Ich ziehe es vor, wenn meine Wahrheiten von allen Standpunkten aus wahr bleiben.«
»Tut mir leid«, sagte Jacen. »Die Macht ist zu gewaltig.«
»Und das hast du in den fünf Jahren gelernt, in denen du weg warst?«
»Das ist der Kernpunkt, ja.«
Tenel Ka senkte einen Moment den Blick, dann sah sie Jacen wieder an. »Du hast fünf Jahre gebraucht, um das zu lernen?«
»Es lag ziemlich viel Flugzeit dazwischen«, murmelte Jacen.
Lächelnd verdrehte Tenel Ka die Augen. »Und was ist mi! unseren Killiks? Fließt die Macht durch sie oder staut sie sich in ihnen?«
»Zu früh, um das zu sagen«, antwortete Jacen. »Raynar ist in kurzer Zeit schrecklich mächtig geworden.«
»Und das macht dir keine Angst?«
»Natürlich macht es das. Aber im Augenblick versucht er nur, einen Krieg zu vermeiden. Ich werde erheblich mehr Angst haben, würde er damit aufhören.«
Tenel Ka nickte. »Tatsache.« Sie stand auf und streckte die Hand aus. »Ich denke, meine Freier hatten genug Zeit, Pläne für deinen Tod zu schmieden.«
»Ich bin froh, dass ich ihnen eine gemeinsame Aufgabe habt! geben können.«
»Ja, in dieser Hinsicht warst du sehr nützlich.« Sie kehrten über den Moosweg zurück zum Wasser. »Ich hoffe, du bleibst über Nacht. Es wäre wirkungsvoller.«
Jacen wurde langsamer. »Tenel Ka.« Er brauchte sieb nicht zu fragen, um was genau es ihr ging; er konnte es in der Macht spüren. »Ich bin nicht hergekommen, um. um dein Geliebter zu sein.«
»Das wirst du auch nicht. Geliebte sind Spielsachen.« Sie blieb dort stehen, wo man sie vom anderen Ufer aus genau sehen konnte, und küsste ihn lange und liebevoll. »Und ich würde niemals mit dir spielen, Jacen Solo.«
Jacen fühlte sich, als würde er mitgerissen - und die Nacht hier zu verbringen konnte ihm nur helfen, seine Flotte zu bekommen. »Dann werde ich bleiben«, sagte er. »Aber es kann nur eine Nacht sein.«
»Eine Nacht ist schon in Ordnung«, erwiderte Tenel Ka.
»Eine Nacht wird sehr nützlich sein.«
Das Promenadendeck war würdevoll, luxuriös und strahlte Ruhe aus, so wie man es auf dem mächtigen Flaggschiff der Bornaryn-Handelsgesellschaft, der Tradewyn, erwarten durfte. Eine gebogene Transparistahl-Wand erlaubte auf drei Seiten den Blick auf die gewaltige Frachtflotte, die auf die Genehmigung wartete, in die dünne Atmosphäre des staubigen orangefarbenen Planeten abzusteigen. In der Ferne zog eine Sicherheitsabteilung Sternenjäger ein Gitter aus blauen Ionen über einen sternenfleckigen Hintergrund.
Das luxuriöse Deck war genau die Art von Ort, die Tesar vor Nervosität beinahe sabbern ließ. Er
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