Dunkles Spiel der Leidenschaft
nicht genauso geliebt hast. Du hast
ihn glücklich gemacht, das weißt du, und dafür danke ich dir von ganzem Herzen.
Du warst immer für uns beide da.«
»Ich habe John geliebt«, entgegnete Corinne, »und er
fehlt mir schrecklich.«
»Ich weiß, dass du ihn geliebt hast. So habe ich es
nicht gemeint. Aber er wird nicht zurückkommen, und er würde sich wünschen,
dass du glücklich wirst. Das weißt du doch.« Lisa lenkte den Wagen in die
Einfahrt ihres Hauses. Mit ihrem ungewöhnlichen, eleganten und doch exotischen
Aussehen hatte sie genug Geld verdient, um sich ein schönes Heim in einer
teuren Wohngegend leisten zu können. Den beiden Frauen machte es manchmal schon
Freude, ihr Zuhause einfach nur anzuschauen. »Ich weiß natürlich nicht, ob er
mit Mr. Sexappeal einverstanden wäre. Worüber habt ihr zwei denn die ganze
Zeit da draußen geredet, allein und im Dunkeln?«, zog Lisa sie auf.
»Uber Babys«, platzte Corinne heraus, die auf einmal
den Wunsch hatte, Lisa alles zu gestehen. Wie hatte sie etwas so Wichtiges
einem Fremden vor ihrer geliebten Schwägerin erzählen können?
Etwas in Corinnes Stimme verriet Lisa, dass es sich
nicht um einen Scherz handelte. Lisa erstarrte, und ihre Finger gefroren
förmlich an den Autoschlüsseln, während sich ihre andere Hand um das Lenkrad
krampfte. »Tut mir leid, ich dachte, du hättest etwas von Babys gesagt. Warum
solltest du mit ihm über so ein Thema sprechen? Ich hoffe, du hast ihm klargemacht,
dass Kinder für dich nicht zur Debatte stehen?« Lisas Stimme klang fast
herausfordernd, und sie musterte Corinnes Figur, die in Jeans und einem weiten
Oberteil steckte.
Corinne versuchte, den Vorwurf in Lisas Augen zu
ignorieren. »Ich wusste es nicht, Lisa, das schwöre ich dir. An dem Morgen,
als John ermordet wurde, haben wir miteinander geschlafen. Nach seinem Tod war
alles so schrecklich, dass ich ein paar Monate nicht einmal klar denken konnte,
bis mir auffiel, dass ich auffallend müde war, viel mehr als sonst. Ich hatte
die ganze Zeit Blutungen, deshalb kam ich gar nicht auf die Idee, ich könnte
schwanger sein. Aber dann ging es mir so schlecht, dass ich einen Arzt
aufsuchte. Erinnerst du dich noch, dass ich eine Weile Bettruhe verordnet bekam?«
»Du bist schwanger? Du bist jetzt, in diesem Moment,
schwanger?« Lisa schob Corinnes Hemd beiseite, um ihren Bauch anzuschauen. »Du
müsstest im sechsten Monat sein, aber es ist nichts zu sehen.« Es war eine
Anklage und eine flehentliche Bitte zugleich, obwohl sie die leichte Wölbung
auf Corinnes sonst so flachem Bauch deutlich sehen konnte.
Corinne nahm die Hand ihrer Schwägerin in ihre. »Komm
schon, Lisa, zusammen können wir es schaffen, so wie wir es immer geschafft
haben.«
Lisa schüttelte abwehrend den Kopf. Tränen standen in
ihren Augen. »Du kannst kein Baby bekommen. Die Ärzte haben gesagt, es sei
unmöglich. Du hast verhütet. Ich weiß noch, wie fertig du warst, als man dir
erklärte, ein Kind zu bekommen, wäre dein Todesurteil. John schwor, er würde
dir nie erlauben, dieses Risiko einzugehen. Er hat es mir geschworen. Ich habe darauf bestanden.«
»Ich musste die empfängnisverhütenden Mittel vor
etlichen Monaten absetzen. Wir haben Vorkehrungen getroffen, und wir waren
immer vorsichtig.« In den letzten Monaten vor seinem Tod hatte John
angefangen, sich darüber zu beklagen, dass er Kondome benutzen musste. Corinne
vertrug weder die Pille noch die Drei-Monats-Spritze, und John lehnte alles andere
ab, weil es »invasiv« war, wie er es nannte. »Es war nur dieses eine Mal. Ich
hätte es besser wissen müssen, aber ich habe einfach nicht groß darüber
nachgedacht.« John hatte wegen ihrer mangelnden Leidenschaft allmählich die
Geduld verloren, und Corinne hatte es ihm nicht verübelt. Er hatte sich
gewünscht, dass sie für ihn das Gleiche empfand wie er für sie. Wie sollte sie
erklären, wie sehr es sie belastet hatte, dass sie sich zu John sexuell nicht
so stark hingezogen gefühlt hatte, wie er es gebraucht hätte? Sie hatte John
geliebt, sehr geliebt, das wusste sie, aber sie hatte die körperliche Seite
ihrer Beziehung nie so sehr gebraucht wie er. An jenem Morgen hatte sie sich
John zuliebe wirklich Mühe gegeben.
»Es war von euch beiden völlig verantwortungslos«,
fuhr Lisa sie an. »Ich habe John gebeten, sich sterilisieren zu lassen, aber er
wollte nicht, weil...« Sie verstummte.
»Weil er dachte, er würde später, nach meinem Tod,
vielleicht Kinder mit einer anderen
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