Dunkles Spiel der Leidenschaft
in
Corinnes und Lisas Haus. »Cullen, bring sie in das Haus, in dem wir wohnen. Ich
komme so schnell wie möglich nach.«
Er war gewohnt, dass seine Befehle befolgt wurden. Das
verriet die Autorität in seiner Stimme. Lisa, die sehr blass geworden war,
stieg sofort ins Auto. Corinne allerdings machte Probleme, ganz, wie er
erwartet hatte.
Sie reckte das Kinn vor und blitzte ihn aus ihren
grünen Augen an. »Von wegen! Du steigst auch ein, Dayan. Was denkst du dir
eigentlich ? Mein Ehemann wurde ermordet. Findest du es nicht ein bisschen zu
viel Zufall, dass jetzt irgendjemand in unserem Haus ist? Du kommst gefälligst
mit!« Corinne zerrte an seinem Arm.
Dayan wurde warm ums Herz, und er lächelte sie
liebevoll an. »Danke, Corinne.« Er legte beide Hände um ihr Gesicht und
fixierte sie mit seinem dunklen Blick. »Du fährst mit Cullen mit und wartest
auf mich, und du wirst die Polizei nicht verständigen.« Sein Mund streifte
kurz ihr Haar, bevor er ihr ermutigend zulächelte und sie sanft in den Wagen
drängte.
»Dayan, komm bitte mit! Ich habe kein gutes Gefühl bei
der Sache«, protestierte sie.
»Es wird schon nichts passieren, Corinne. Mich bringt
keiner so leicht um.« Er beugte sich auf die fürsorgliche Art, die typisch für
ihn war, zu ihr vor und legte ihr den Sicherheitsgurt um. »Dein Herz schlägt zu
unregelmäßig«, raunte er ihr ins Ohr. »Lausche auf den Rhythmus meines
Herzschlags.« Er legte ihre Hand auf sein Herz.
Einen Moment lang konnte sie nicht atmen, dann hörte
sie sein Herz schlagen. Sofort schien ihr eigenes Herz diesem Takt zu folgen.
Es war unmöglich, doch immerhin konnte Corinne allein mit ihrer Willenskraft
Dinge bewegen, und deshalb glaubte sie an das Unmögliche. Bei Dayan war
offenbar alles völlig natürlich. Sie spürte ein leichtes Prickeln wie von
elektrischem Strom, als seine Finger über ihr seidiges Haar strichen, bevor er
die Autotür schloss. Kleine Blitze zuckten in ihren Adern. Alles, was er
machte, gesell ah ruhig und wirkungsvoll, ohne Eile und mit vollständigem
Selbstvertrauen. Er wirkte immer völlig beherrscht und nahezu unbezwingbar,
und es schien unmöglich zu sein, sich seinem Willen zu widersetzen. Corinne
konnte nicht den Blick von ihm wenden, bis der Wagen losfuhr.
In dem Moment, als die schwarzen Augen nicht mehr auf
ihr ruhten, vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. »Wir hätten ihn nicht
einfach dort lassen dürfen! Ich weiß nicht, warum ich mich bei ihm ganz anders
als sonst verhalte. Cullen, wir müssen zurückfahren und ihm helfen. Wenn
jemand in unserem Haus ist, wird Dayan vielleichtverletzt oder Schlimmeres.«
Cullen lachte leise. »Sparen Sie sich Ihr Mitleid für
die anderen, die im Haus sind. Es wird nicht Dayan sein, der Prügel bezieht.«
»Ich meine es ernst«, sagte Corinne. »Da drinnen
könnten mehrere bewaffnete Männer sein.«
»Das macht nichts, glauben Sie mir. Sie werden ihm
nichts antun.« Cullen schien sich seiner Sache völlig sicher zu sein.
»Er ist Musiker, ein sanfter, sensibler Dichter«,
wandte Corinne ein, die an die Schönheit seiner Lyrik und die Zärtlichkeit in
seinem Lächeln denken musste.
Cullen lachte leise. »Er ist weit mehr als das,
Corinne. Machen Sie sich keine Sorgen um ihn. Er versteht sich wirklich
unheimlich gut darauf, auf sich aufzupassen.«
Dayan sah dem Wagen nach, bis die Rücklichter hinter
einer Ecke verschwanden. Corinne war sehr besorgt um seine Sicherheit. Er
konnte es mühelos in ihren Augen und in ihrem Geist lesen, konnte mit seinem
scharfen Gehör ihre Einwände hören. Bei dem Gedanken wurde ihm warm ums Herz
wie nie zuvor. Dann wandte er langsam den Kopf, um das Haus zu betrachten.
Jetzt wirkte er völlig verwandelt. Von dem ruhigen, weltläufigen Mann war
nichts geblieben. Er sah aus wie das, was er tatsächlich war: ein dunkles,
gefährliches Raubtier, das seine Krallen zeigte und seine Beute verfolgte.
Leise bewegte er sich durch die Dunkelheit. Sie war sein Zuhause, seine Welt.
Er hatte sämtliche Vorteile auf seiner Seite. Er konnte in der dunkelsten
Nacht sehen, er konnte sich lautlos und schnell wie der Wind bewegen, er konnte
seine Beute genauso gut wittern wie ein Wolf, und er konnte über Himmel und
Erde gebieten.
Dayan glitt um das Haus herum und setzte mühelos über
den fast zwei Meter hohen Zaun. Dabei wechselte er die Gestalt und landete auf
vier Pfoten statt auf zwei Füßen. Als Leopard huschte er so leichtfüßig auf
seinen großen, weichen Pfoten über das
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