Dunkles Spiel der Leidenschaft
freue mich auf das Baby, aber ich
bin auch nervös. Und Dayan kennen zu lernen, kam völlig unerwartet. Ich weiß
nicht, was ich für ihn empfinde. Ich weiß nicht, warum ich so und nicht anders
auf ihn reagiere.« Sie holte tief Luft. »Es ist beängstigend, Lisa«, gestand
sie. »Ich habe auch Angst.«
Lisa schluckte schwer und nahm all ihren Mut zusammen.
»Sag mir, was deiner Meinung nach passiert ist - warum jemand John töten
wollte.«
»John ging zur Universität, um dort mit einem
Professor über seine ungewöhnlichen Fähigkeiten zu sprechen.« Corinne sah Lisa
direkt in die Augen. »Du weißt schon, was ich meine - seine Gabe, bestimmte
Dinge zu wissen, noch bevor sie passiert waren.« Sie nahm Lisas Hand in ihre.
»Auf die Art ist es uns gelungen, dich zu retten. John wusste, dass du in
Gefahr warst, und ich war in der Lage, den Kofferraum des Wagens zu öffnen.«
Sie schloss die Augen bei der Erinnerung an den geschundenen Körper ihrer
Mutter, die neben Lisa im Kofferraum gelegen hatte. Ihr Herz vollführte einen
Satz, und sie zwang sich, das quälende Bild rasch zu verdrängen. »Von der
Universität schickte man ihn zum Morrison Center, wo man sich mit
übersinnlichen Phänomenen beschäftigt. John war der Überzeugung, dass wir
unsere Fälligkeiten einsetzen könnten, um anderen zu helfen.«
»Sicher ist er meinetwegen auf den Gedanken gekommen;
weil ihr mir das Leben gerettet habt«, sagte Lisa leise.
»Er dachte, er könnte vielleicht auch andere retten«,
bestätigte Corinne ruhig. »Einige Wochen später erzählte er mir, dass er das
Gefühl habe, verfolgt zu werden. Er wurde sehr verschlossen. Man konnte sehen,
wie er sich veränderte. An jenem Morgen ging er fort, um jemanden zu treffen.
Er war nervös und gereizt, aber er wollte mir nicht sagen, warum. Ich weiß
nicht, ob er schon angefangen hatte, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten, und
dahintergekommen war, dass sie irgendwas Illegales machten. Du kennst John - er
hätte sich sofort an die zuständigen Behörden gewandt. Dayan vermutet, dass die
Leute, die John ermordet haben, einer Organisation angehören, die an die
Existenz von Vampiren glaubt.«
Lisas Lippen formten sich zu einem O, und ihre blauen
Augen weiteten sich vor Schock. »So einen Blödsinn kannst du doch unmöglich
glauben! Der Mann spinnt! Vampire! Meine Güte, Corinne, er muss geistesgestört
sein!«
»Dayan hat Recht«, erklärte Cullen, der gerade mit
zwei dampfenden Bechern ins Zimmer kam. »Ich habe dieser Organisation eine Zeit
lang selbst angehört. Sie überprüfen jeden, der von der Norm abweicht. Die
meisten Mitglieder in den unteren Rängen sind junge Leute, die eine Schwäche
für
Gruselgeschichten haben und gern so tun, als glaubten
sie an Vampire. Sie halten das Ganze für einen Jux und ein Spiel, aber die Informationen,
die sie liefern, geben häufig den Ausschlag, welche Personen observiert
werden. Den Männern an der Spitze ist es durchaus ernst damit, jeden zu töten,
den sie für einen Vampir halten. Sie gehen dabei nach dem >üblichen<
Ritual vor. Ein Pfahl durchs Herz, Knoblauch in den Mund, den Leichnam köpfen -
alles, was dazugehört. Diese Leute sind Fanatiker, und sie sind Killer.«
Lisa starrte ihn entsetzt an. »Und du hast bei so
einem Schwachsinn mitgemacht? Wie konntest du nur?«
»Ich glaube, dass es Vampire gibt«, gab Cullen zu.
»Ich habe einen mit eigenen Augen gesehen.« Er wandte den Blick nicht von Lisa,
als wartete er darauf, ungläubiges Entsetzen und Ablehnung in ihren Augen zu
sehen. Hatte er nun jede Chance bei ihr vertan?
Corinne und Lisa wechselten einen langen Blick.
Plötzlich wurde ihnen bewusst, dass sie allein in einem Haus mit jemandem
waren, den sie nicht besonders gut kannten. Und der Mann war vermutlich
ernsthaft krank. Letzte Nacht, als Dayan mit ihr gesprochen hatte, hatten seine
Erklärungen für Corinne durchaus vernünftig geklungen, jetzt jedoch schien das
Ganze völlig verrückt zu sein.
Cullen reichte jeder von ihnen eine Tasse Tee. »Schaut
mich nicht so an. Ich weiß, was ihr denkt, aber ich bin nicht verrückt, auch
wenn ich eine Zeit lang glaubte, ich würde den Verstand verlieren. Vor einigen
Jahren war ich verlobt. Meine Verlobte und ich gingen eines Abends essen. Zu
der Zeit trieb sich gerade ein Serienmörder in der Stadt herum. Bei seinen
Opfern handelte es sich immer um Frauen, und ihre Körper waren stets völlig
ausgeblutet. In jener Nacht wurde meine Verlobte getötet, und ich war Zeuge
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