Dunkles Spiel der Leidenschaft
mich schon gefragt, ob er vielleicht völlig abgehoben ist und
einfach alle warnt, ihn in Ruhe zu lassen.« Er sah Lisa an. »Wolltest du ihn
kennen lernen?« Er schien den Atem anzuhalten, während er auf ihre Antwort
wartete. »Bist du deshalb letzte Nacht in die Bar gekommen?«
Lisa schüttelte den Kopf. »Ich wollte Corinne überraschen.
Sie liebt Musik und redet ständig von den Dark Troubadours. Ein Freund rief
mich an, um mir zu erzählen, dass Dayan dort auftritt.«
Cullen zog eine Augenbraue hoch. »Ein Freund?«
Lisa lächelte. »Bruce, ein Kollege, mit dem ich häufig
arbeite. Ich habe darüber gewitzelt, Dayan kennen zu lernen, doch als ich in
der Bar war, hatte ich nur noch Augen für ...« Sie brach ab, und ihre Wangen
röteten sich.
Corinne gab ihr einen spielerischen Stups. Lisa
funkelte sie über ihre Teetasse hinweg drohend an, als wollte sie ihr einschärfen,
bloß den Mund zu halten. Corinne zwinkerte ihr zu. Cullen sah die beiden an,
und ein langsames Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Corinne öffnete den Mund, um Lisa noch ein bisschen
aufzuziehen, aber die Worte erstarben ihr auf den Lippen. Alles verblasste bis
auf das Wissen, dass Dayan in der Nähe war. Sie konnte die sengende Hitze
seines Blickes spüren, und noch während sie langsam den Kopf wandte, wusste
sie, dass er in der Tür stand. Noch einen Moment zuvor war der Türrahmen leer
gewesen, und jetzt füllte Dayan ihn mit seiner eindrucksvollen Erscheinung
aus. Er stand einfach schweigend da und starrte sie hungrig an.
Ihr Herz schlug sofort schneller und beängstigend
heftig. Sie fuhr sich mit einer Hand durch ihr zerzaustes Haar. Er sah perfekt
aus. Elegant. Gefährlich. So sexy, dass es ihr den Atem nahm. Sie ertappte sich
dabei, ihn wie gebannt anzustarren, ihn förmlich mit Blicken zu verschlingen.
Seine schwarzen Augen ruhten unverwandt auf ihr, eindringlich und hungrig. All
ihre guten Vorsätze flogen zum Fenster hinaus. Wie konnte jemand so aussehen
wie er, ohne ein Gott aus der griechischen Mythologie zu sein?
Ein träges Lächeln spielte um seinen perfekt geformten
Mund und verstärkte seine sinnliche Ausstrahlung. Ich lese deine Gedanken. Seine Stimme strich wie ein Hauch durch ihr
Bewusstsein, samtweich und sehr verführerisch.
Einen Moment lang blinzelte Corinne ihn hilflos an.
Ein Schauer überlief sie. Das Bild, das sie plötzlich vor sich sah - sie allein
mit Dayan, von seinen starken Armen gehalten war so lebhaft, dass sie einen
Augenblick lang vergaß, dass Cullen und Lisa im Zimmer waren. »Hör auf damit!«
Ihre Stimme klang nicht mehr wie ihre eigene, sondern eher wie eine unverhohlene
Einladung.
Lisa starrte sie mit offenem Mund ungläubig an,
während Cullen sich diskret räusperte und damit Corinnes Aufmerksamkeit auf
sich lenkte. Dayans weiße Zähne blitzten sie an. Das
hat gesessen. Er lachte sie an, und Wärme schimmerte in seinen
undurchdringlichen Augen.
»Angeber.« Corinne sagte es sehr leise.
Lisa wechselte einen verwirrten Blick mit Cullen und
zuckte die Schultern. Dayan hatte kein einziges Wort gesprochen, aber er und
Corinne schienen auf sehr intime Art und Weise miteinander zu kommunizieren.
Lisa versuchte, sich nicht ausgeschlossen zu fühlen und nicht betroffen, ja
schockiert über den Ausdruck in Corinnes Augen zu sein, als sie Dayan anschaute.
Noch nie hatte Corinne jemanden so angesehen, wie sie jetzt den Musiker ansah.
Dayan glitt ins Zimmer. Die Bewegung schien nur ein
leichtes Regen von Muskeln zu sein, lässig, geräuschlos und tödlich.
Irgendetwas an ihm wirkte beängstigend, etwas, das keiner von ihnen definieren
konnte. Er strahlte Gefahr aus. Er war wild und ungezähmt und doch höflich, beinahe
ritterlich. Corinne lächelte ihn an, und ein Grübchen tauchte neben ihrem
Mundwinkel auf. Sie beobachtete, wie er geschmeidig durch das Zimmer ging, mit
so fließenden Bewegungen, dass es reine Poesie war.
Dayan beugte sich vor, nahm ihre Hand und zog sie an
seine warmen Lippen. »Hast du geschlafen?« Seine Zähne streiften spielerisch
ihre Haut.
Er wusste, dass sie tief und fest geschlafen hatte,
das spürte Corinne instinktiv. Sie betrachtete seine ebenmäßigen Züge. »Das
müsstest du doch wissen.« Es war zum Teil reine Vermutung, doch allmählich
geriet sie in Unruhe. Konnte er sie und ihre Reaktion auf ihn irgendwie
manipulieren? Sie hatte eine ungewöhnliche Begabung. Wenn sie außergewöhnliche
Fähigkeiten besaß, warum sollte nicht auch Dayan
Weitere Kostenlose Bücher