Dunkles Spiel der Leidenschaft
Gefühl,
dass irgendetwas sie behinderte und ihr befahl weiterzuschlafen. Das bestärkte
sie nur in ihrem Entschluss, wach zu werden.
»Gut so, Corinne, komm schon, du schaffst es! Ist dir
nicht gut?« Lisa beugte sich über sie und rüttelte sie sanft an den Schultern.
»Wach bitte auf! Du machst mir Angst.«
Corinne setzte alles ein, was sie an Energie hatte,
und ihre Wimpern flatterten ein paar Mal, bevor sie imstande war, die Lider zu
heben. Lisas ängstliches Gesicht starrte sie an. Corinne zwang sich zu einem
Lächeln, obwohl sie sich am liebsten zusammengerollt und unter die Decken
gekuschelt hätte. »Ich war die ganze Nacht auf, du Dussel. Ich bin wirklich
bloß müde.«
»So tief schläfst du sonst nie! Ich konnte dich
einfach nicht wach kriegen. Du hast doch nicht etwa Schlaftabletten oder so
etwas genommen, oder?«
»Natürlich nicht. Ich bin schwanger. So etwas würde
ich nie tun.« Corinnes Worte waren verschliffen und schwer zu verstehen. Schon
fielen ihr wieder die Augen zu, und sie drehte sich um und schmiegte sich
tiefer in die Kissen. »Ich bin wirklich hundemüde, Lisa.«
»Rina!«, sagte Lisa scharf. »Wehe, du schläfst wieder
ein! Dann bringe ich dich sofort in ein Krankenhaus.« Echte Sorge schwang in
ihrer Stimme mit.
Corinne seufzte leise. »Ich bin ja wach, Ehrenwort.«
»Hast du Dayan letzte Nacht gesehen ?« Lisa hockte
sich auf die Bettkante und langte wieder nach Corinnes Hand. Sie war sich nicht
sicher, ob sie Dayan in Corinnes Nähe haben wollte. Corinne sah sehr blass und
zerbrechlich aus und verletzlicher, als Lisa es je erlebt hatte, nicht einmal
kurz nach Johns Tod. Am liebsten hätte sie sie an der Hand genommen und wäre
mit ihr nach Hause gelaufen. Auf einmal machte ihr der Gedanke an Dayan Angst.
Er schien eine seltsame Macht auf Corinne auszuüben; wie sonst ließ sich ihr
Benehmen erklären ? Corinne ließ sich nie von Männern, von Ruhm oder Reichtum
oder gutem Aussehen beeindrucken. Sie war von jeher der Fels in der Brandung,
die Stimme der Vernunft gewesen. Dayan war viel zu attraktiv und begabt, als
dass man ihm hätte trauen können, zu reich - und noch dazu ein Ausländer - und
zu erfolgreich bei Frauen.
Lisa musste sich allerdings eingestehen, dass Dayan
nicht den Ruf eines Weiberhelden hatte. Selbst die Boulevardpresse hatte es
bisher nicht geschafft, irgendwelche Details über sein Liebesleben auszugraben.
Seine öffentlichen Auftritte waren weder geplant, noch wurden sie angekündigt,
und die meisten Reporter, die versucht hatten, Interviews und Fotos von ihm zu
bekommen, konnten bestenfalls darüber schreiben, wie frustrierend es war,
etwas über ihn herausfinden zu wollen. Corinne hatte natürlich jeden Artikel
gelesen, der ihr in die Finger gekommen war, weil sie ein echter Fan von ihm
war, und alles, was sie erfahren hatte, hatte sie an Lisa weitergegeben. Jetzt
hätte Lisa am liebsten die Zeit zurückgedreht und die Tatsache geändert, dass
sie Corinne in diese Bar mitgenommen hatte.
Lisa runzelte die Stirn. Aber da war schließlich noch
Cullen. Sie hielt ihn für einen wirklich außergewöhnlichen Mann, weder
gefährlich noch geheimnisvoll, und schon gar nicht der Typ Mann, der einer Frau das Herz brach und sie dann kaltblütig sitzen ließ.
»Was ist los, Liebes?«, murmelte Corinne. Ihre Stimme
klang belegt, schläfrig und sehr sexy.
Diese letzte Eigenschaft war Lisa bisher noch nicht an
Corinne aufgefallen. Nie hatte sie ihre Schwägerin als besonders sexy
empfunden. Sie sah Corinne ins Gesicht, schaute sie wirklich an. Corinnes Augen
waren geschlossen, sodass ihre dichten Wimpern wie dunkle Halbmonde auf ihren
Wangen lagen, und sie wirkte sehr heiter und gelöst, das Gesicht von ihrem vollen,
seidigen Haar umrahmt wie von einem Heiligenschein. Sie sah sehr unschuldig
aus, aber vor allem sehr schön, wie Lisa fand, die beinahe das Gefühl hatte,
Corinne zum ersten Mal zu sehen. Sie so zu sehen, wie Dayan sie sah.
»Ich will nach Hause. Es hat mir Angst gemacht, als
ich dich nicht wach kriegen konnte. Ich will mit dir zum Arzt gehen und seine
Prognose der Schwangerschaft hören«, sagte Lisa so bestimmt, wie sie konnte.
»Ich bin zu müde«, entgegnete Corinne leise. »Lass
mich noch ein paar Stunden schlafen, dann sehen wir weiter.« Sie zog sich die
Decke bis zum Kinn.
Lisa warf Cullen einen Blick zu. »Sie schläft sonst
nie tagsüber. Es muss ihr wirklich schlecht gehen, Cullen. Vielleicht sollten
wir mit ihr ins Krankenhaus
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