Dunkles Spiel der Leidenschaft
fahren.«
Corinne raffte sich genug auf, um ihre langen Wimpern
zu heben und zu Lisa zu spähen. »Es geht mir nicht schlecht, im Gegenteil, ich
atme freier als sonst. Ich bin bloß die ganze Nacht aufgeblieben, das ist
alles. Wie spät ist es denn?«
»Fast halb sieben.«
Corinne stöhnte. »Warum weckst du mich dann auf? Nur
ein Irrer steht so früh auf. Ich glaube, ich bin erst um sechs Uhr morgens zu
Bett gegangen.«
»Es ist halb sieben am Abend«, verkündete Lisa mit
Nachdruck. »Du warst den ganzen Tag im Bett.« Sie erwähnte nicht, dass sie den
Großteil des Tages dicht an Cullen gekuschelt im anderen Schlafzimmer
verschlafen hatte. Lisa wollte jetzt einfach nach Hause und die Tür hinter
sich schließen, um die ganze Welt auszusperren.
Corinnes Wimpern flatterten vor Überraschung. Sie zwang
sich, sich aufzusetzen, und sah sich blinzelnd in dem ungewohnten Zimmer um.
»Nicht zu fassen, dass es schon so spät ist!« Sie fuhr sich mit einer Hand
durch ihr dichtes, dunkles Haar und sah zu Cullen. »Lisa macht sich ständig
Sorgen um mich, aber es geht mir wirklich gut. Ich weiß nicht, warum ich so
lange geschlafen habe.« Sie war immer noch erschöpft, und ihre Glieder fühlten
sich sehr schwer an. Alles, was sie sich wünschte, war, weiterschlafen zu
können.
Cullen lächelte sie an. »Lisa hat einen Schreck
bekommen, als sie dich nicht aufwecken konnte. Möchtest du etwas essen oder
trinken? Ich könnte Tee oder Kaffee kochen«, bot er an.
»Sein Tee ist fantastisch«, bestätigte Lisa. »Rina
liebt Tee, stimmts ?«
»Das wäre toll«, stimmte Corinne zu. Lisa sah Cullen
mit einem Strahlen in den Augen an, das Corinne noch nie an ihr gesehen hatte.
Es konnte nicht schaden, ihr den Gefallen zu tun und eine Tasse Tee zu trinken.
»Wo ist Dayan?« Sie versuchte, möglichst unbefangen zu klingen, aber offenbar
gelang es ihr nicht, da Lisa sie vorwurfsvoll anstarrte. Corinne wurde rot.
»Was genau ist letzte Nacht abgelaufen?«, zischte
Lisa, als Cullen aus dem Zimmer ging. »Findest du nicht, dass du schon genug
Ärger hast, ohne dich auch noch auf einen Rockstar einzulassen?«
»Rock spielt er eigentlich nicht«, antwortete Corinne
grinsend.
Lisa zog die Stirn in Falten. »Mach keine Witze
darüber! Es ist nicht komisch. Du weißt genau, dass du schon immer etwas
dagegen hattest, in der Öffentlichkeit zu stehen. Was, glaubst du, wird
passieren, wenn du anfängst, mit diesem Mann herumzuziehen? Die
Boulevardpresse liebt Leute wie ihn. Ver- giss ihn lieber.«
Corinne nahm sanft Lisas Hand in ihre. »In
Wirklichkeit geht es gar nicht um Dayan, oder? Ich werde nicht sterben, Lisa,
bestimmt nicht. Ich bin eine Kämpfernatur, das weißt du. Das Baby wird ein Teil
von uns werden, von uns beiden, von unserer Familie. Du wirst mich nicht
verlieren.«
Tränen traten in Lisas blaue Augen. Ihre Finger
schlössen sich krampfhaft um Corinnes Hand, als könnte sie mit ihrem festen
Griff irgendwie den Tod abwehren. »Du hast deine Kräfte schon immer
überschätzt, Rina, wirklich. Das hat sogar John gesagt. Ich will das Baby auch,
aber nicht auf Kosten deines Lebens. Ich will nicht allein sein. Das könnte
ich nicht ertragen. John habe ich schon verloren.« Sie legte ihren Kopf Trost
suchend in Corinnes Schoß. Zum ersten Mal konnte sie das Baby spüren, das dort
zwischen ihnen in Corinnes Bauch lag. Sie hob den Kopf und legte ihre Hand auf
die kleine Wölbung. »Es bewegt sich«, sagte Lisa beinahe ehrfürchtig.
»Sie strampelt«, bestätigte Corinne und strich Lisa
übers Haar. »Ich bekomme ein kleines Mädchen, Lisa. Alles wird gut, du wirst
schon sehen. Ich weiß, dass ich es schaffen kann. Ich wünsche mir dieses Kind
so sehr!«
»Tut mir leid, Rina, ich wollte nicht gemein sein. Ich
wünsche es mir auch, wirklich. Die Kleine wird das Einzige sein, was mir von
John bleibt, aber ich hab dich schrecklich lieb. Ich kann den Gedanken nicht
ertragen, dass dir etwas zustoßen könnte. Und Dayan ist ein wirklich netter
Kerl. Cullen sagt das auch. Und er hat nicht den Ruf eines Weiberhelden. Das
wollte ich ihm auch gar nicht unterstellen. Ich weiß selber nicht, warum ich so
einen Blödsinn dahergeredet habe«, murmelte Lisa zerknirscht.
»Ich weiß, dass du Angst hast, mich zu verlieren,
Lisa«, gab Corinne besänftigend zurück. »Aber ich gehe nicht weg. Du musst
einfach daran glauben, dass alles gut wird. Nach dem, was mit John geschehen
ist, ist es kein Wunder, wenn du Angst hast, deine Familie zu
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