Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
etwas viel besseres.
Den Grimspace.
Ich muss darauf vertrauen, dass er die richtigen Steuersignale an das Schiff übermittelt und meinen Körper sicher durchs All manövriert, während ich nichts anderes sehe als eine Welt, so unendlich groß, dass ich sie mit Worten nicht beschreiben kann, genauso wie er darauf vertrauen muss, dass ich ihm nicht den falschen Weg weise. Seltsam. Ich kann es zwar, aber selbst ich begreife kaum mehr als die grundlegenden Prinzipien.
Sprungschiffe haben einen Phasenantrieb, der den Zugang zum sekundären Raum ermöglicht, der wiederum die Entfernung zwischen zwei Punkten im dreidimensionalen Raum krümmt. Um von A nach B zu gelangen, springt man mithilfe des Phasenantriebs in den Grimspace, dann sucht die Navigatorin das dem Bestimmungsort am nächsten gelegene Sonnenfeuer. Die sind die Türen, die Portale oder etwas in der Art, die Verbindungskorridore, und der Phasenantrieb ist der Schlüssel.
Beinahe ganze Zeitalter, nachdem wir sie entdeckt haben, sind wir immer noch dabei, die Sternenrouten zu erforschen. Das war unsere Spezialität, Kais und meine: lange Sprünge zu Orten, an denen noch niemand war. Neue Sonnenfeuer kartografieren. Erfassen, was sich dort befindet, und Karten für den Konzern erstellen, manchmal von bewohnbaren Welten, manchmal von Gasgiganten, manchmal von Asteroidengürteln, die einmal Planeten gewesen sein mögen.
Ich habe es geliebt. Habe ihn geliebt, nach einer gewissen Zeit.
Habe ihn verloren.
O mein Gott, Kai. Es tut mir so leid. Es war viel zu früh.
Marsch sieht mich an. Ohne etwas zu sagen, wartet er darauf, dass ich mich einklinke. Er spricht mir keinen Mut zu, verunsichert mich aber auch nicht. Er pisst mir nicht ans Bein, ich solle mich gefälligst beeilen, obwohl ich das durchaus muss, und er erinnert mich auch nicht daran, dass ihrer aller Leben von mir abhängt. Es hängen immer Leben von mir ab. Vielleicht ist das der Grund, warum Springerinnen früher oder später verrückt werden.
Kontrollier dich, Jax. Lass dich nicht nervös machen.
Marsch ist nicht Kai, wird es nie sein, aber ich muss das hier mit ihm durchziehen. Irgendwie ist Springen intimer, als mit einem Fremden zu vögeln, denn für die Dauer des Flugs wird mein Pilot zu einem Teil von mir. Und ich will Marsch nicht in mir haben.
Ich höre Loras’ Stimme über das Intercom, ruhig, gemessen: »Überbrückungscodes werden eingespeist, Hangartüren offen in etwa zehn Sekunden. Wir werden sie blockieren müssen. Die Stations-Security wird sie nicht lange offen lassen.«
Ich spüre ein Schlingern, als sich das Schiff vom Boden löst, und bewundere verhalten Marschs Steuerkünste. Das Waffensystem ist endlich aktiviert, und er feuert auf die Hangartüren. Weit offen bleiben sie stehen, und ich sehe auf dem Bildschirm, wie die Männer der Grauen Schwadron gegen das Vakuum ankämpfen. Nichts von alldem ist gelaufen, wie der Konzern es gern gehabt hätte. Flexibilität ist nicht gerade ihre Spezialität. Sie haben erwartet, uns auf dem Weg zum Schiff abfangen zu können. Bis hierhin hätten wir es überhaupt nicht schaffen dürfen, aber wir haben es geschafft. Was die Graue Schwadron allerdings auszeichnet: Sie gibt nie auf. Sie wird uns bis ans Ende der Galaxis verfolgen.
Reizender Gedanke.
»Dina, übernimm die Kanonen. Erwider das Feuer und halt sie uns vom Leib.«
Ein eleganter Schlenker, dann sind wir draußen. Ich spüre schwere Einschläge an den Heckschilden. Hektisch bemannen sie ihre Schiffe, aber sie werden eine Weile brauchen, um eine einsatzbereite Springerin zu finden, während wir schon eine haben: mich. Die Sterne um uns herum verschwimmen, und noch während ich tief einatme, um mich auf Marsch vorzubereiten, wird ein Teil von mir schon vom Nervenkitzel erfasst. Ich fühle mich wie eine Jungfrau in der Hochzeitsnacht. Leider ist es eine Zwangsheirat, und ich habe meinen Ehemann noch nicht mal auf die Wange geküsst.
»Wohin?«, frage ich ihn. »Zeigen Sie mir unser Ziel auf der Sternenkarte.«
Meine Frage scheint ihm Vertrauen zu schenken, denn eine gute Springerin will immer die Koordinaten der beiden Punkte im nicht gekrümmten Raum sehen, bevor sie versucht, sie zu übersetzen. Ich bin da keine Ausnahme. Ich studiere die Karte und sehe, dass wir zu einem der bewohnbaren Planeten in den äußeren Spiralarmen unterwegs sind. Lachion. Eigentlich nicht mehr als ein Außenposten, um Treibstoff nachzutanken, Proviant an Bord zu nehmen und eine Hure für die Nacht
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