Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
habe, kann ich eines mit absoluter Sicherheit sagen: Marsch ist der Typ Mann, der, wenn er den Auftrag erhält, den legendären pinkfarbenen Orang-Utan von Neu Inglaterra zu fangen, sofort einen idiotensicheren Plan ausarbeitet, um sich besagten Tieres zu bemächtigen, und sich mit allem erforderlichen Equipment auszurüsten, ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, dass er überhaupt nicht an die Existenz des Viehs glaubt.
Also glaubt er auch mir nicht unbedingt. Aber das spielt keine Rolle für ihn, weil er beauftragt wurde, mich zu holen, und ich beginne mich zu fragen, aus welchem Grund.
»Warum ich?« Ich muss ihm nicht erklären, was ich meine.
Einer der Vorteile der Verbindung zwischen Pilot und Springerin ist die Tatsache, dass man, selbst wenn man nicht eingeklinkt ist, noch eine Art Bewusstsein dafür, eine Erinnerung daran hat, wie der andere funktioniert. Er weiß, wonach ich ihn frage, auch wenn er sich dummstellen und so tun kann, als würde er nicht verstehen. Ich weiß es zu schätzen, dass er es nicht tut.
»Sie sind ziemlich alt«, antwortet er, ohne dabei unfreundlich zu sein. Dieses Jahr werde ich dreiunddreißig. »Sie sind über fünfhundertmal gesprungen und haben mehr Karten für den Konzern angefertigt als jede andere Navigatorin. Es gibt Leute, die gern das Geheimnis Ihres Erfolgs ergründen würden, Miss Jax. Ich repräsentiere deren Interessen.«
»Und wenn der Konzern mein Hirn weichkocht und mich wegsperrt, werden sie nie was rausfinden.«
Okay, der Konzern hat mich also vierzehn Jahre lang benutzt und gewusst, ich würde eines Tages ausbrennen. Und ich habe es in Kauf genommen, weil ich Aufregung und Abenteuer wollte, weg von Terra Nova. Warum sollte ich mich mit einem langweiligen Mann zufriedengeben und einem Haufen Kinder? Ich wollte das Universum. Und jetzt will jemand herausfinden, warum ich noch nicht ausgebrannt bin. Eigentlich habe ich es langsam satt, benutzt zu werden. Sie werden schon noch früh genug kapieren, dass ich nicht das willige Opfer bin, für das sie mich halten.
Marsch setzt wieder dieses finstere Lächeln auf. »Exakt. Wir wurden geschickt, um das zu verhindern, falls irgend möglich.«
Bis jetzt spricht er die Wahrheit. Es mag noch mehr dahinterstecken, aber zumindest lügt er nicht. Andernfalls würde ich es merken.
»Das mit Edaine tut mir leid.«
Sein Lächeln verblasst. Es stirbt förmlich. »Ja«, erwidert er viel zu leise. »Mir auch.«
Keine Ahnung, warum ich das gesagt habe. Es war nicht meine Schuld … Dann fällt mir auf, dass ich mir gegenüber diesen Spruch in letzter Zeit ziemlich oft aufsage. Was muss passieren, damit ich zumindest eine Teilschuld auf mich nehme? Nein, ich habe Edaine nie darum gebeten, auf ihre letzte Reise zu gehen, um mich zu retten. Es war ihre freie Entscheidung. Aber wenn es nicht um mich gegangen wäre, vielleicht hätte sie sich dann dafür entschieden aufzuhören. Ich bekomme das Gefühl, es wäre meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass ihr Opfer nicht umsonst war. »In Ordnung, wenn ich nach hinten gehe und mit der Crew spreche?« Ich will jetzt endlich raus aus dem Cockpit. Das hier ist noch seltsamer, als neben jemandem aufzuwachen, an dessen Namen man sich nicht erinnern kann.
Marsch nickt. Und das ist alles.
Während ich den Korridor entlanggehe, drängt sich mir der Gedanke auf, dass er genauso erleichtert war, mich von hinten zu sehen, wie ich es war, endlich das Cockpit zu verlassen.
Alle sitzen noch auf ihren Plätzen, wenn auch nicht mehr angeschnallt, und unterhalten sich. Als ich den Passagierraum betrete, verstummen die Gespräche, als hätte ich eine tickende Bombe unterm Arm. Ich lasse mich in einen der leeren Sitze fallen und lege einen Fuß auf mein angewinkeltes Knie. Warten. Es dauert nicht besonders lange. Die meisten Menschen ertragen Stille nicht, denn sie zwingt einen, über Dinge nachzudenken, die man lieber verdrängt.
Es ist der junge Mann, der als Erster spricht. Wenig überraschend. »Stimmt es, dass Sie den Sprung nach Quaren gemacht haben, als Sie erst neunzehn waren?«
Soll ich ihm tatsächlich seine Illusionen nehmen? Ich wusste gar nicht, welcher Ruf mir vorauseilt. Springerinnen machen einfach ihren Job und zerbrechen sich selten den Kopf darüber, was der Rest des Universums über sie denkt. »Ich war dreiundzwanzig. Mit neunzehn habe ich meinen ersten Sprung gemacht, das ist alles.«
Ich kenne meine Dienstakten. Beinahe vierzehn Jahre, durchschnittlich
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