Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
meinen Schultern, meinen Hüften. Er hält mich fest umklammert, als würde ihm das Atmen Schmerzen bereiten, und seine Stimme scheint ihm zu versagen.
Dann tritt auch Dina zu uns, und zu meiner Überraschung spüre ich, wie sie uns beide umarmt. »Du bescheuerte Kuh«, stammelt sie. »Du sollst nicht für mich sterben. Ich brauch dich in meiner Nähe, weil … weil … Du bist meine beste Freundin.« Sie drückt uns mit ihren sehnigen Armen, dann macht sie einen Schritt zurück und räuspert sich. »Wir haben übrigens eine Nachricht von Saul erhalten. Es geht ihm gut, nur sitzt er auf Gehenna fest. Er meinte, er hätte Neuigkeiten für dich, aber er wollte nicht sagen, was für welche.«
»Ich werde mich später bei ihm melden«, erwidere ich. Ich glaube, ich weiß bereits, worum es geht: um das Bindeglied zwischen dem L-Gen und dem S-Gen. Vielleicht hat er es inzwischen entdeckt, immerhin hatte er genug Zeit und außerdem Zugang zu Carvatis Forschungseinrichtungen.
»Kommt«, sagt Dina zu den Söldnern. In einiger Entfernung höre ich weitere Explosionen und berstendes Glastique. »Schnappen wir uns alles, was wir brauchen können, bevor der wütende Mob hier reinkommt.«
Nur noch Marsch und ich bleiben zurück. Ich wollte mich noch bei Vel bedanken, aber der ist auch schon weg. Keine Ahnung, wohin. Vielleicht ging es ihm nur um die Wahrheit, und wir sind einander gar nicht so nahegekommen, wie ich dachte. Aber darüber will ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Ich werde später nach ihm Ausschau halten, dann wird sich zeigen, ob er auch weiterhin mit mir zu tun haben will.
Es ist an der Zeit, es zu sagen. Ganz egal, wo Kai jetzt ist, er weiß, meine jetzigen Gefühle schmälern nicht im Geringsten, was zwischen uns war. Marsch ist ein äußerst seltsames Gemisch aus tief vergrabener Grausamkeit und Brutalität, übertüncht mit der Fürsorglichkeit und dem Mitgefühl, das Mair ihn gelehrt hat. Für mich würde er alles Leben im Universum auslöschen, also ist es an mir, dafür zu sorgen, dass er das nie tun muss.
Ja, es ist eine bewiesene Tatsache, dass es nichts Spirituelles gibt, keine Seele, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich noch weiterhin einzig und allein an die Wissenschaft glauben will. Wunder sind möglich. Glaube ich.
»Ich liebe dich«, flüstere ich und berühre mit einer Hand seine Wange.
Er nimmt meine Finger und führt meine Hand an seine Lippen. Es ist kein Kuss, sondern eine Liebeserklärung. Ich fühle seine Zunge auf meiner Haut, wie sie schmeckt, was ich durchgemacht habe, während er in mich eintritt, sanfter diesmal, tastend, anstatt alles niederzureißen.
»Ab und zu«, flüstert er leise, »will ein Mann die Frau retten, die er liebt. Du kannst es nicht immer umgekehrt machen.«
Ich schüttle den Kopf und schlinge meine Arme um ihn. »Das hast du doch schon, erinnerst du dich nicht mehr?«
»Jax, als du nicht zurückgekommen bist …« Ich spüre, wie er zittert. »Ich hab deine Tasche gefunden, und 245 hat uns gezeigt, was passiert ist. Er hat alles aufgezeichnet, auch dass du bereit warst, für uns zu sterben. Da bin ich nur noch gefallen, endlos. Es war …« Seine Stimme zittert, und er drückt mich mit all seiner Kraft an sich. »Als wir die Nachrichtenbilder sahen …« Er zeigt mir alles, was er gefühlt hat, und Wut und Schmerz rollen in nicht enden wollenden Wogen über mich hinweg. Es tut weh, aber andererseits, gibt es irgendwas, das nicht wehtut? Schmerz ist der Beweis, dass wir am Leben sind, nur durch ihn können wir das Glück auch wirklich schätzen. Alles in der angemessenen Dosis, alles zu seiner Zeit.
»Du brauchst keine Angst vor dem Fallen zu haben«, flüstere ich und hebe meine Lippen an seinen Mund, »solange es jemanden gibt, der dich auffängt.«
Ich bin Sirantha Jax, ehemalige Farwan-Navigatorin, und das ist mein Job.
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