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Dunkles Verhaengnis

Dunkles Verhaengnis

Titel: Dunkles Verhaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis
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Telefon.
    Jed Baxter war vor einiger Zeit da gewesen, tobte herum und meinte, dass ich es einfach nicht kapierte, oder? Er sagte, dass er einzig und allein deswegen hier aufgekreuzt ist, um Eldon eine echte Chance zu geben, und dass er jetzt wieder nach Fort Worth zurückkehren werde. Einen Moment lang – es war da etwas in seinem Blick – dachte ich, er würde sagen: »Zurück in den Gottesstaat«.
    Also machte ich Telefondienst, und so ziemlich jeder in der Stadt oder in der Nähe war irgendwann am anderen Ende der Leitung. Wollte wissen,
    was los war mit der Schwiegertochter des Sheriffs,
    ob jemand vorbeikommen könnte, um vor der Abschlussklasse einen Vortrag über Berufsmöglichkeiten bei der Polizei zu halten,
    warum Leute da oben in den Bergen waren und diesen Spinnern halfen, wo ihre eigene Stadt eine Aufräumaktion viel besser gebrauchen könnte,
    was wir wegen ihrer Tochter Sherri Anne unternehmen würden, die nicht aufhörte, sich mit dem jungen Strump, diesem Nichtsnutz, zu treffen,
    wozu der alte Militärstützpunkt draußen an der County-Grenze genutzt werde, denn man habe an manchen Tagen spätnachts merkwürdige blaue Lichter in der Richtung beobachtet,
    ob es irgendeine Verordnung gab, die es jemandem untersagte, Schlangen als Haustiere zu halten,
    und immer wieder: was mit Milly los war, hatten wir sie schon gefunden, man hätte gehört, es sei Blut am Tatort gefunden worden, wir sollten uns mal mit ihrem Cousin in Hot Springs in Verbindung setzen, ob wir wüssten, dass sie in Gesellschaft von diesem Joseph Miller gesehen worden war, der erst kürzlich aus Illinois hierhergezogen war.
    Zwischen den verschiedenen Telefonaten erledigte ich einige der Dinge, die ich äußerst ungern tue: Rechnungen und Belege kontrollieren, diejenigen kennzeichnen, die June bezahlen sollte, die Unterlagen auf meinem Schreibtisch in vier Stapel sortieren, von denen jeder einzelne genauso unübersichtlich war wie vorher der eine große. Dann nahm ich mir den Rückstau an Festnahmeberichten vor (es waren zwei). Als ich aufschaute, stand Burl Stanton still und reglos ungefähr einen Meter vor meinem
Schreibtisch. Ich hatte ihn nicht hereinkommen gehört. Und selbst wenn.
    Burl ist unser stadteigener Veteran. In fast jeder Stadt gibt es ein oder zwei von ihnen. Mich erinnerte er an Al, den Ex-Soldaten und Ex-Fiedler, mit dem ich als Kind befreundet war. Al arbeitete im Eishaus, bis es schloss, lebte danach hauptsächlich auf der Straße. Burl hatte nicht annähernd so viel verloren wie Al, aber nach sechs Jahren als Ranger, nach allem, was er gesehen hatte, konnte er nichts mehr mit der Gesellschaft anfangen. Er wollte einfach nur gottverdammt in Ruhe gelassen werden, und das hier war einer der wenigen Orte, die es noch im Land gab, an denen einen die Leute gottverdammt in Ruhe ließen, wenn man das gottverdammt so haben wollte. Er hatte eine Hütte draußen bei der alten Kiesgrube, streifte aber die meiste Zeit durch die Berge.
    »Zwei Männer«, sagte Burl. Ich wartete. Er wäre nicht hier, in der Innenstadt, und noch viel weniger in diesem Büro, wenn er keinen guten Grund dafür hätte. Und er hatte seine eigene Art zu reden, Worte wurden abwechselnd herausgepresst und sprudelten dann wie Wasser aus alten Rohren. »Hab sie aufgespürt.«
    Einer der Männer hatte den anderen getragen –
etwas, das Burl damals im Hinterland oft gesehen hatte, und das war es vermutlich auch, was sein Interesse erregt hatte. Er hatte sie in einer der Senken ausgemacht, sich zurückgezogen, als sie den Berg heraufkamen, war dann hinter ihnen geblieben. Der Mann, der getragen wurde, war schwer verletzt, er blutete stark, und nachdem der andere etwa eine Meile mit ihm marschiert war, sich dabei kaum auf den Beinen halten konnte, gab er auf, ließ ihn zu Boden sinken. »Kann ich Ihnen zeigen«, sagte Burl. An diesem Punkt hatte er das Interesse an den beiden verloren und war den Weg, den sie gekommen waren, zurückgegangen, bis dorthin, wo sie aufgebrochen waren. Es war eine ganz schöne Strecke, und am Ende fand sich ein chromblitzender Van und daneben eine bewusstlose Frau. Der Transporter war umgestürzt, lag auf der Seite. »Sah aus, als hätte er mit mehr als einem Baum Flipper gespielt«, meinte Burl. Die Frau war halb unter dem Wagen eingeklemmt. Burl musste einen jungen Baum abbrechen, den Van mit einer Hand hochhebelte, um die Frau mit der anderen Hand zu packen. »Ging, glaube ich, recht schmerzlos für sie ab.«
    Dann hatte Burl

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