Dunkles
Besser-Macher. Die Humorlosen. Ob ich mal die Kelle raushalte und ihn blöd schauen lass? Er verkniff sich den Spaß. Jaczek hätte ohnehin nicht mitgemacht und würde ihm das noch nach Wochen vorhalten. Da war der wie ein Elefant. Grün. Und humorlos.
Hinter der Lärmschutzwand rechts lag Forchheim, in einer lang gezogenen Rechtskurve ging es dahin.
»Und das kommt noch dazu«, kam es vom Beifahrersitz nach einer kurzen Pause nachdenklich: »Kein Vogel und kein Käfer zerstört aus reiner Bequemlichkeit und Faulheit seinen Lebensraum – und damit auch den seiner Kinder, Enkel und so fort.«
»Ach Jaczek, ja, du hast ja recht. Aber wir müssen nun mal nach Erfurt, und außerdem macht mir das Autofahren Spaß.«
Das war eine blöde Bemerkung gewesen, ziemlich gedankenlos, das war Behütuns klar. Aber seine Hoffnung war das Stichwort »Erfurt«. Vielleicht fragte Jaczek ja nach, was sie dort wollten, und das Thema würde wechseln. Doch Jaczek hatte wohl nicht zugehört. Oder es interessierte ihn jetzt nicht beziehungsweise er hatte noch etwas Wichtiges zu sagen. Es klang fast so.
»Genau das ist es: Freude, Spaß. Das wird uns ja auch versprochen, damit wir uns die Kisten kaufen.«
Und?, dachte sich Behütuns. Wer fällt schon auf den Scheiß der Werbung rein? Hab ich doch gar nicht das Geld dafür!
»Stell dir mal vor«, fuhr Jaczek unbeirrt fort, »ich würde mir einen Kanister auf den Rücken binden, so einen Tank, wie man ihn zum Bäumespritzen nimmt. Und mach da so giftiges Zeug rein und lauf durch die Stadt und versprüh das einfach. So auf die Leute, in die Gegend, in die Luft. Und wenn man mich fragt, warum, dann sag ich nur, es macht mir Spaß. Was glaubst du, was passiert?«
Jetzt spinnt er wirklich, dachte sich Behütuns, was ist denn das für verqueres Zeug!
»Ja, was?«, fragte er, um die ganze Sache abzukürzen.
»In die Klapsmühle werden sie mich stecken«, sagte Jaczek, »sie werden sagen, dass ich spinn. Dass ich sie nicht mehr alle hab.«
Hab ich's mir nicht gedacht?, triumphierte Behütuns innerlich. Jetzt spinnt er!
»Aber ich mach doch da nichts anderes als jeder Autofahrer! Fahr ein bisschen so zum Spaß durch die Gegend und versprühe Gift. Die anderen müssen es einatmen, die können gar nicht anders.«
Ups, da hatte Jaczek recht.
Sie fuhren an der Ausfahrt Hirschaid vorbei, links lag der riesige – wie hatte es der Kollitz gesagt? – Flugzeugträger, ja, das war das Wort!, des Österreichers, das Möbelparadies der Rotstühler. Ein unförmiger Koloss von Bauwerk, wie ein Krebsgeschwür. Hier noch ein Anbau und da noch ein Dach. Und so ein Ding wollen die bei Steinach bauen und in die Landschaft klatschen? Die haben sie doch nicht alle! Ja, hier arbeitet auch der Typ, der den Fahrzeugbrand gemeldet hat, dachte Behütuns. Nach diesem muss ich Kollitz auch befragen.
Jaczek aber hatte ganz anderes im Kopf, und das musste offensichtlich raus, denn er dozierte weiter:
»Weißt du eigentlich, dass all die Märchen um das Autofahren gar nicht stimmen? Wir lügen uns dabei nur selber in die Tasche. Ein Märchen heißt zum Beispiel ›Zeit sparen‹. Autofahren spare uns Zeit und mache uns schneller, sagt man uns immer.«
Macht es uns auch, kommentierte Behütuns innerlich und stieg spürbar aufs Gas. Ich krieg den Jaczek schon noch zum Schweigen.
»Ist alles Quatsch. Denn weißt du, was wir in Wirklichkeit tun? Wir fahren jetzt nur weiter weg als vorher, um das zu kriegen, was wir früher um die Ecke an der Straße hatten. Bäcker, Metzger, Obst, Gemüse, Milch. Das gibt's jetzt nur noch draußen vor den Städten, und man muss hinfahren. Zu Fuß ist das doch alles nicht mehr zu erreichen.«
Irgendwie war das gar nicht so dumm, was Jaczek da sagte. Trotzdem ging Behütuns mit keinem Wort darauf ein. Das würde nur endlose Diskussionen nach sich ziehen – vor allem Diskussionen, denen Behütuns dann auch nicht gewachsen war. Denn Jaczek wusste einfach mehr und dachte mehr. Er las auch mehr und überhaupt. Irgendwie war das ja wie beim Schach, dachte Behütuns. Der Jaczek ist ein Grübler, sitzt Stunden über einem Zug und denkt. Und zieht erst dann – und trotzdem ist der Zug oftmals nicht gut. Ich selber bin eher der Blitzschachtyp. Schauen, ziehen, machen, viel so aus dem Bauch heraus. Nicht ewig denken. Dabei kommt zwar dann auch immer wieder einmal Scheiße heraus – doch das passiert dir beim langen Denken ganz genauso.
Behütuns war schon wieder weg mit seinen Gedanken,
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