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Dunkles

Titel: Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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da.«
    Keine 30 Sekunden später fegte eine schwere Limousine auf den Parkplatz, sah Behütuns dastehen und parkte direkt daneben. Kollitz stieg aus.
    »Haben Sie mein Laufzeug mit dabei?«, fragte er lachend und begrüßte Behütuns wie einen alten Fußballkumpel. »Ich hoffe doch gewaschen und gebügelt?«
    Gibt es diesen Typen eigentlich auch einmal schlecht gelaunt?, fragte sich der Kommissar.
    »Das tut mir leid, die Sachen sind noch im Labor.«
    »Ich werde also immer noch verdächtigt?«
    »Wir machen nur unsere Arbeit, das ist erst einmal nichts Persönliches.«
    »Ich find das immer wieder spannend«, lachte Kollitz. »Wenn Sie wüssten, für was man mich schon alles verdächtigt hat!«
    »Zum Beispiel?«, fragte Behütuns.
    Inzwischen war Jaczek wohl aufgewacht, denn er schälte sich aus dem Auto. Machte ein paar halbherzige Streckbewegungen. Ziemlich ungelenk. Der Kerl war wirklich nicht sportlich. Was ihn wieder sympathisch machte.
    »Republikfluchtvorbereitung, Spionage, Autodiebstahl, Devisenschmuggel, Sachbeschädigung«, zählte Kollitz an seinen Fingern auf, lachte und nahm die andere Hand, fing mit dem Daumen an, »Fluchthilfe, Unterschleif, Mopedfrisieren, Urkundenfälschung, Diebstahl ...«, die zweite Hand war voll, »... reicht das?«
    Und wieder lachte er. Das Leben, ganz egal was gerade passierte, schien ihm einfach nur Spaß zu machen.
    »Aber nachgewiesen hat mir noch nie jemand etwas.«
    Behütuns schwieg. Dann sagte er:
    »Ich müsste Ihr Fahrzeug kontrollieren. Was dagegen?«
    »Nö. Bitte.«
    Behütuns öffnete die Türen, ging um das Auto herum, besah sich den Innenraum. Nichts, nur ein paar Akten.
    »Der Kofferraum?«
    »Ist offen«, lachte Kollitz.
    Der Kofferraum war leer, nur eine Sporttasche darin. Behütuns sah hinein. Laufschuhe, Socken, Trainingshose, T-Shirt, Handtuch, schlechter Geruch.
    »Ja, haben Sie geglaubt, ich würde warten, bis ich von Ihnen mein Zeug wieder ...?« Er lachte, was sonst.
    »Und keine Klamotten zum Wechseln? Ein zweiter Anzug, noch ein Hemd? Sie sind doch ständig unterwegs, Sie brauchen doch etwas zum Wechseln«, stellte Behütuns fest.
    »Ich bin zwar ständig unterwegs, aber auch immer daheim. Mindestens jeden zweiten Abend. Ich will doch meine Tochter sehen.«
    »Und wo sind Sie gemeldet?«, fragte Behütuns nach. »Also – wo wohnen Sie?«
    »In Schulzendorf. Bei Schönefeld, Berlin.«
    »Wie alt ist Ihre Tochter?«
    »Das kann ich so nicht sagen. Welche?«
    »Sie haben mehr?«
    »Sieben Kinder. Zwischen 28 und zwei Monaten.«
    »Ach so, die Tochter ist die Jüngste?«
    Kollitz strahlte wie ein Kind. »Genau.«
    Jaczek hatte die ganze Zeit über versucht, richtig wach zu werden. Irgendwie schien es ihm auch halbwegs gelungen zu sein, und er klinkte sich jetzt ein.
    »Sagt Ihnen der Name ›Lechner‹ etwas? Anton Lechner?«
    »Sie meinen mein Pendant beim Österreicher?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Er hat den Brand Ihres geklauten Autos gemeldet«, übernahm wieder Behütuns.
    »Und?«
    »Na ja, können Sie sich vorstellen, dass er Ihnen vielleicht etwas anhängen will? Oder Sie in Schwierigkeiten bringen will?«
    Kollitz lachte schon wieder.
    »Der will mich nur in Schwierigkeiten bringen. Das ist sein Beruf.«
    »Sie wollen damit also sagen«, stellte Jaczek trocken fest – und niemand konnte das besser und humorloser als er –, »dass Sie sich vorstellen können, dass Anton Lechner Ihr Auto gestohlen hat oder hat stehlen lassen und ein Mädchen totgefahren hat, um Sie in Schwierigkeiten zu bringen?«
    Das war das erste Mal, dass Kollitz nicht lachte.
    »Sie verstehen nichts«, sagte er nur, und für Jaczek war das gleichzeitig wie als Ohrfeige gedacht.
    »Kommen Sie, wir gehen etwas essen. Ich lade Sie ein.«
    Kollitz führte die beiden in das Möbelhaus, in das Restaurant im ersten Stock. Eisbein mit Bratkartoffeln gab es heute.
    »Manchmal kriegen Sie in ganz Deutschland kein Eisbein mehr, weil wir sie alle aufgekauft haben. Zum Beispiel heute«, lachte Kollitz schon wieder.
    Die Kost war deftig, aber billig. Dreifünfzig für einen Teller, der normal für zwei Personen reicht. An vielen Tischen, stellte Behütuns fest, saßen auch zwei Personen. Und aßen von einem Teller.
    Die drei suchten sich einen Tisch am Fenster, sahen hinaus ins Land, auf Parkplatz und Autobahn, und aßen.
    »Unglaublich viele Rentner und sozial schwächer gestellte Menschen kommen zu uns zum Essen«, sagte Kollitz, lachte ein weiteres Mal und schob seinen noch

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