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Dunkles

Titel: Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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mindestens halb vollen Teller weg. »Weil es so richtig Hausmannskost und so billig ist.«
    Auch Jaczek schob seinen Teller beiseite. Das Eisbein war ihm wohl zu wabbelig. Der ganze Glibber, die gekochte Schweinehaut, dazu auch noch vom Fuß, mit dem das Schwein sein Leben lang wohl nur in Dreck und Scheiße gestanden hatte ...
    Behütuns schmeckte es. Nicht Dreck und Scheiße, sondern gut.
    »Was ist nun mit dem Lechner?«, fragte Behütuns direkt.
    »Nichts«, lachte Kollitz.
    Behütuns sah ihn fragend an, Jaczek stocherte in seinen Zähnen. Wahrscheinlich nach einem zähen Stückchen Schweineschwarte. Schweinefußhaut.
    »Ach, wissen Sie«, lachte Kollitz und sah die beiden Polizisten an. »Wir bekämpfen uns mit Haken und Ösen, die Österreicher und wir. Mit allen Tricks und Kniffen, die nur denkbar sind. Nie aber mit dem Messer.«
    Er lachte wieder, nahm einen Schluck Cola.
    »Wir sind unsauber, nicklig, hinterfotzig und gemein – aber wollen den anderen dabei immer nur übertreffen. Seine Finten vorausahnen und möglichst schon im Vorfeld kontern. Und da gewinnt einmal der eine hier, dann der andere da. Eigentlich kann man das sehen wie ein Spiel.«
    »Im Spiel um die Millionen«, sagte Jaczek abschätzig. Für ihn schienen die Fronten schon klar.
    Kollitz zuckte mit den Schultern. »Spielt das denn für die Regeln eine Rolle?«
    »Aber das frisst einen doch auf«, sagte Behütuns.
    »Ich bin im Osten groß geworden«, sagte Kollitz, wieder lachend, »in Berlin, und zwar direkt an der Mauer. Da gab's nur Polizei, Geheimdienst, Stasi. Und wenn du da nicht gewieft warst, nicht gemein, und das nicht sportlich nehmen konntest, hattest du keine Chance. Das nimmt man mit ins Leben.«
    Behütuns ahnte, was er meinte.
    »Im Grunde ist das wie beim Fußball«, lachte Kollitz und sah die beiden an. »Auf dem Platz beharkst du dich, zwickst auch mal, trittst den anderen, spielst verdeckte Fouls und täuschst den Schiedsrichter, die ganzen Nickligkeiten. Doch unter der Dusche ist das weg. Dann gibst du dir die Hand und gehst eins trinken. Nein, dieser Herr Lechner steckt da nicht dahinter. Der ist sehr klug, und zwar auf ganz besondere Weise. Zu klug, um dumm zu sein. Der mag strategisch und voller Kalkül sein, auch hinterfotzig – und immer wieder überraschend. Doch innerhalb der Spielregeln, des Kodex, wenn Sie verstehen, was ich meine. Mit dem habe ich schon etliche Biere getrunken ... also auch unter der Dusche gestanden, wenn Sie so wollen. Ganz sicher, und da gebe ich Ihnen auch meine Hand drauf, denn ich kenne ihn schon lange: Der steckt da nicht dahinter, das war wohl Zufall, dass der dort vorbeigefahren ist.«
    Zehn Minuten später saßen Jaczek und Behütuns wieder in Behütuns' weißem Kombi, on their way home.
    »Kollitz ist raus«, sagte Behütuns.
    »Das Gefühl hab ich auch«, sagte Jaczek. Und das war viel. Sehr viel. Denn Jaczek ging normalerweise die Logik weit über das Gefühl. Gefühl ließ er nicht gelten, wenn es um die Sache ging, er klopfte immer alles theoretisch auf alle Eventualitäten hin ab. Wenn Jaczek von Gefühl sprach, hatte die Vernunft verloren: Es gab ganz einfach keine vernünftigen Gründe mehr.
    Bei Kommissar Behütuns war das anders. Er hatte immer irgendwie ein Gefühl. Und dann kam erst die Vernunft, um es zu ergründen. Oder um es zu fundieren, zu legitimieren. So fuhren sie die neue Autobahn durch das Fichtelgebirge Richtung Heimat. Ohne Ergebnis – oder doch mit: Kollitz und Lechner schienen erst einmal entlastet. Nur blöd, dass damit die Zahl der Verdächtigen nicht kleiner wurde, denn sie hatten ja keine Zahl von Verdächtigen. Hatten nur Vermutungen, sonst nichts.
    Was für ein blöder Fall, dachte Behütuns. Jetzt wartete er auf die Ergebnisse von Dick und Abend. Was war mit deren Recherchen? Sie würden es erfahren.
    Die Frühnachmittagssonne schien Jaczek und Behütuns entgegen, und so langsam, mit 130 km/h, kamen sie dem Fränkischen wieder näher. An Staffelstein – Bad Staffelstein – vorbei, links lag der Staffelberg, das Bild der Staffelbräu, und rechts am Hang das Schloss – oder Kloster? – Banz, die Hochburg der CSU. War doch klar, dass die so hoch über dem Tal thronen mussten! Das war das gleiche Prinzip wie mit den Bamberger Kirchtürmen zuvor, auf der Hinfahrt: Macht zeigen von oben herab, Uneinnehmbarkeit demonstrieren, einschüchtern. Wie billig das war, und wie einfach das doch immer noch funktionierte.
    Wie blöd doch die Menschen sind, dachte

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