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Duo Infernale

Duo Infernale

Titel: Duo Infernale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu den Seiten hin abrutschte. Das Seil war für sie breit wie ein Bett. Sie zeigte Sprünge, bei denen sie sich mehrmals überschlug, und ihre Schwester deutete mit beiden hochgereckten Fäusten das Finale an.
    Der letzte Sprung.
    Fiona jagte in die Höhe. So komisch es auch klingen mag, aber es war zu hören, dass die Zuschauer den Atem anhielten, denn dieser Sprung hatte Fiona in die Lücke zwischen zwei gewaltigen Baumkronen getrieben. Jeder Zuschauer, Jane und ich eingeschlossen, warteten auf den Fall und darauf, dass sie wieder auf dem Seil landen würde, aber das Warten war vergeblich. Sie kehrte nicht zurück.
    »Das gibt es doch nicht«, murmelte Jane. Sie stand auf, um zu sehen, ob Fiona irgendwo im Astwerk steckte und von dort aus hinunterschaute. Das war nicht der Fall. Es hatten sich auch keine Blätter bewegt, aber Fiona war trotzdem da.
    Hinter Florence tauchte sie aus dem Schutz der Dunkelheit auf und lachte leise.
    Die Dunkelhaarige drehte sich um.
    Sie tat wahnsinnig erstaunt, bewegte sich auch so. Dann aber klatschte sie ersten Beifall, der schließlich zu einem Sturm anschwoll, den Fiona lächelnd entgegennahm.
    Florence sorgte dafür, dass die Menschen sich wieder beruhigten. Sie küsste ihre Schwester auf die Wangen und hielt ihre nächste Rede. Sie sprach davon, dass dies erst der Anfang gewesen und dass es übermenschlich gewesen sei.
    »Aber wir haben Schutz. Wir stehen unter den schützenden Händen großer Mächte, die uns versprochen haben, dass nichts auf dieser Welt unmöglich ist. Dass es die Menschen endlich geschafft haben, Grenzen zu sprengen, dass sie sich nicht mehr an die Regeln halten müssen, wenn man den Weg geht, den wir gegangen sind.«
    »Weißt du, was das soll?«, murmelte ich.
    »Klar. Sie brauchen Helfer. Sie wollen Nachschub für die Hölle, wie auch immer.«
    Ich nickte. »So kann man es auch sehen, ich bin nur darauf gespannt, wo letztendlich...«
    »Du hörst es soeben.«
    Tatsächlich kam Florence zum eigentlichen Kern ihrer Rede. »Und nun hoffe ich, das Vertrauen von euch gewonnen zu haben und frage euch, wer sich meiner Schwester Fiona anvertrauen will? Wer geht mit ihr auf das Seil? Wer vertraut auf sich selbst, und wer vertraut auf die neuen Kräfte?«
    Es war natürlich eine verzwickte Frage. Die Zwillinge hatten die Zuschauer zum Staunen gebracht und zu wahren Beifallsstürmen hingerissen. Aber das war nur die eine Seite des Buchs, die andere konnte nicht so leicht aufgeschlagen werden.
    »Ihr habt es alle gesehen. Niemandem wird etwas geschehen. Die Magie und die verkannten Mächte geben uns den Halt, und sie werden sich auch auf die Person übertragen, die sich uns anvertraut.« Sie legte eine Pause ein, stellte sich auf die Zehenspitzen, reckte Hals und Kopf, sah, dass alle sitzen blieben, auch wenn der große Kegel des Scheinwerfers über die Zuschauer hinwegglitt, um sie zu animieren, und rief dann mit leicht enttäuschter Stimme: »Niemand, wirklich niemand?«
    »Doch!«, rief Jane Collins und stand auf. »Ich mache es...«
    ***
    Plötzlich wurde es totenstill. Die Menschen hielten den Atem an und bewunderten Jane Collins, die zwei Schritte nach vorn gegangen war und sich so hingestellt hatte, damit sie auch von jedem Zuschauer gesehen werden konnte, natürlich auch von den beiden Schwestern.
    Florence hatte sich perfekt in der Gewalt. Sie schaffte sogar ein breites Lächeln, deutete eine Verbeugung an, klatschte dann in die Hände und erwartete, dass man Jane Beifall zollte, was die Zuschauer auch taten.
    Ich hielt mich zurück. Ich saß wie festgebacken auf meinem Platz und fragte mich, was in den Köpfen des Duos vorging. Auch wenn sie überrascht waren, sie hatten sich in der Gewalt, und Florence ging die Sache ganz profihaft an.
    »Wie heißen Sie?«
    »Jane.«
    »Ah, Sie sind nicht von hier?«
    »Nein, ich komme aus London.«
    »Wunderbar. Und Sie wollen hier in Genf diese Weltsensation erleben?«
    »So ist es.«
    Die beiden sprachen noch miteinander, und ich konzentrierte mich mehr auf die abseits stehende Fiona, die sich nicht in die Unterhaltung der beiden einmischte.
    Jane hatte mir noch vor knapp zwei Minuten gesagt, dass die beiden nicht mehr versucht hatten, mit ihr in Kontakt zu treten. Möglicherweise war ihnen das auch nicht gelungen, weil Jane durch das Kreuz geschützt war, aber das schien Fiona nicht zu merken, denn sie verhielt sich völlig normal.
    »Ich kann dir versprechen, Jane, dass du nicht mehr die Gleiche sein wirst, wenn dein

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