Duocarns - David & Tervenarius
weichem Teppichboden belegten Treppenstufen in den ersten Stock zu einem Zimmer am Ende des langen Ganges. Tervenarius öffnete die Tür.
Davids Blick fiel auf ein gigantisches Bett, dessen Seitenwände und geschwungenes, gepolstertes Kopfteil in weinrotem Leder glänzten. Das Möbelstück wirkte sehr edel, aber durch seine Farbe fast schon unanständig. Die strahlend weiße Bettwäsche bildete einen starken Kontrast zu dem Leder. Es war ein Bett, nicht nur zum Schlafen geschaffen, und es musste ein Vermögen gekostet haben. Augenblicklich schlug sein Herz bis zum Hals.
»Gefällt es dir?« Terv sah ihn prüfend mit schief gelegtem Kopf an.
David war im ersten Moment nicht fähig zu antworten. »Nicht?« Die Enttäuschung in Tervs Stimme war unüberhörbar.
»Oh doch, Terv! Ist das dein Zimmer? Es ist wunderschön! Ähm … Du wirst bestimmt phantastisch darin schlafen. Ich … ähm.« Er wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte.
Tervenarius wischte mit einem Lächeln seine Bedenken fort. »Das ist unser Raum, David. Das Bett ist viel zu groß für mich alleine. Oder wolltest du nicht bei mir bleiben?«
Sein Herz machte einen gigantischen Satz und ein Glücksgefühl rauschte durch seinen Körper, ließ ihn vor Freude erröten. »Doch«, flüsterte er und kam sich entsetzlich unbeholfen vor. Er konnte Terv immer noch nicht richtig einschätzen. Seit er wusste, dass sein Freund kein Erdenmann war, beobachtete er ihn stärker und stellte ständig Unterschiede zu seinen verflossenen Liebhabern fest. Die ankommenden Duocarns hatten ihn endgültig verunsichert. In was für eine bizarre Gesellschaft war er da hineingeraten?
Tervenarius wartete immer noch auf eine Antwort.
»Darf ich es ausprobieren?«, fragte er scheu.
»Natürlich.«
David streifte die Schuhe ab, kletterte auf das Bett und legte sich lang hin. Es war fast so wie auf einer weichen Wolke zu liegen. Er streckte die Arme nach Terv aus, sah in dessen Gesicht einen kleinen Kampf.
»Ich will noch unten mithelfen«, antwortete der, aber kniete sich auf die Matratze.
»Nur fünf Minuten bitte!« David lächelte ihn mit einem treuherzigen Augenaufschlag an und wusste, dass Terv ihm nicht widerstehen konnte.
Mit einem Satz war Tervenarius bei ihm, nahm ihn in die Arme, zog Davids Kopf auf seine Schulter und streichelte ihm sanft das Haar. Einer der Unterschiede zu den Erdenmännern war Tervs Zärtlichkeit. Nach der heftigen Szene in der Garage hatte ihn diese am meisten erstaunt. Terv ließ sich gerne unendlich lange streicheln und gab diese Schmuseeinheiten mit Hingabe zurück.
Die versprochenen fünf Minuten waren viel zu schnell vorbei.
»Ich brauche nicht mehr zu gehen«, lächelte Tervenarius. »Sie kommen auch ohne mich klar.«
»Woher weißt du das?«, staunte er, denn Terv hatte die ganze Zeit neben ihm gelegen. »Ich habe mit Solutosan gesprochen, David. Wir Duonalier sind Telepathen.«
David stützte sich auf und betrachtete Terv lange und prüfend, so als könne er dessen Telepathie in den Augen oder seiner Mimik sehen. »Wahnsinn«, er ließ sich wieder ins Kissen sinken. Wenn DAS nicht mal ein gewaltiger Unterschied zu einem Erdling war. Auf einmal verstand er die Stille, die zwischen Terv und Solutosan im Hotel geherrscht hatte, trotz der wechselnden Gesichtsausdrücke.
»Meinst du, deine Freunde werden mich akzeptieren?«, fragte er.
Terv nahm seinen Kopf in beide Hände und betrachtete ihn. »Natürlich. Warum sollten sie auch nicht? In unserer Gemeinschaft ist bisher jeder so genommen worden, wie er ist. Und du gehörst nun dazu.«
David freute sich. Mit Tervs Hilfe würde er garantiert bei den anderen bestehen können. Er schob sich ein wenig höher, stopfte sich ein Kissen in den Rücken und zog Tervenarius auf seine Brust. »Erzähle mir, wie ihr auf die Erde gekommen seid.«
Er streichelte sein Engelshaar und lauschte gespannt Tervs Bericht:
»Ich habe dir ja schon erzählt, dass die Duocarns vom Planeten Duonalia stammen. Als wir von der Anomalie erfasst wurden, waren wir gerade einem flüchtenden Bacani-Schiff auf den Fersen. Denn es ist unsere Aufgabe, Bacanis zu jagen und zur Strecke zu bringen. Wir sind aufgrund unserer außergewöhnlichen Gaben vom Duonat, das ist die Regierung von Duonalia, ausgesucht worden, um sie zu bekämpfen. Eigentlich sind die Bacanis ein friedliebendes Volk, durch ihre Rudel und die Milch ihrer Nahrungsmütter im Gleichgewicht. Trotzdem begannen sie irgendwann ihre Spiralvenen zu
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