Duocarns - David & Tervenarius
Grund wissen alle davon, aber niemand spricht darüber.«
Tervenarius nahm ihm die leere Tasse aus der Hand und stellte sie zusammen mit seinem Glas auf den Nachttisch. Dann rutschte er zu ihm auf das Bett, saß aufrecht an die Rückwand gelehnt und zog ihn in seinen Arm. Wieder diese Stärke, dachte David. Es ist bizarr, dass diese Kraft in einem Körper mit so einer weichen Hülle steckt. Er schmiegte seinen Kopf an Tervs Brust. »Erzähl weiter. Was machen die Männer in dieser Welt?«
»Nun ja …« Terv lachte leise. »Tanzen.«
»Was?« David blickte überrascht zu ihm auf.
»Nein, das war Spaß. Die Männerwelt fängt an einem großen, verzierten Tor an, das mitten in einem kleinen Wäldchen steht. Die Bäume dieses Waldes haben rote, harte Blätter und klappern, wenn eine Brise in sie fährt. Auf Duonalia weht fast ständig Wind. Nachts hört sich das an, als würden viele Mädchen in hölzernen Schuhen weit entfernt eine Treppe hinunterlaufen. Die nächtlichen Insekten sind dort nicht zu hören. Die duonalischen Insekten machen im Grasland nämlich in der Dunkelheit einen ziemlichen Lärm.« Er lächelte. »Das verschnörkelte Tor ist aus Metall, ähnlich wie euer Eisen, und niemand weiß, wie es dorthin gekommen ist. An ihm halten die ganze Nacht über zwei Jünglinge Wache. Ich glaube, sie machen selbst niemals Sex. Sie sind sehr freundlich, küssen die Ankommenden auf die Wangen und setzen ihnen duftende Blütenkränze auf die Häupter. Beim Abschied reiben sie ihre Lippen meist etwas länger an der Haut der Besucher. Sie nehmen bestimmt so das Aroma des Geschehenen auf.«
»Wow!«, staunte David. »Ich kann es mir vorstellen.«
»Die Männerwelt ist der einzige Ort auf Duonalia, wo echte Feuer brennen mit roten Flammen. Normalerweise findet man auf dem Planeten nur bläulich brennende Energiefeuer. Dort jedoch werden Reisig und geringe Mengen Holz verbrannt. Die Feuer sind klein, denn Holz ist ein seltenes Material auf Duonalia und wird für andere Dinge gebraucht.«
David sah zu Terv hoch. Sein Gesicht war beherrscht, doch es wirkte auf einmal traurig. Tervenarius hatte bestimmt Heimweh. Die Duocarns waren entwurzelt, auf einer für sie fremden Welt. Davids Herz wurde plötzlich schwer. Er erfasste tröstend Tervs Hand.
»Einige haben Musikinstrumente und spielen darauf, ja, und die Männer tanzen bei den Feuern. Das ist schon wahr. Aber natürlich kommt dort niemand wegen des Tanzes hin, sondern um sich einen Partner zu suchen. Man verständigt sich mit Gesten. Das reicht in den meisten Fällen.«
Also auch nicht anders als auf der Erde, dachte David, der die Erzählung nicht unterbrechen wollte.
»Es ist nicht schwer zu verstehen, was jemand möchte, der sich vor einen niederkniet«, grinste Terv.
»Wie sehen duonalische Männer aus?«, fragte David gespannt.
»Menschenähnlich, meist hochgewachsen, schlank mit langem Haar, jedoch ohne Körperbehaarung. Duonalier sind sanftmütige Wesen und haben keine kriegerischen Gene. Sie sind nicht offensiv, sondern gebildet und geduldig. Duonalier sind langlebig. Ihr Lebensziel ist es, sich geistig zu entwickeln.«
»Oh!« Aber immerhin schienen die duonalischen Männer genau so geil zu sein wie die Menschen, denn sonst würde es diese Männerdomäne ja nicht geben. Jedoch war das Niveau dieser Welt offensichtlich höher als ähnliche Treffpunkte auf der Erde. David dachte mit Gruseln an die groben Lederkerle in den lauten Diskotheken, die sich mit Hankycodes verständigten, an die Männer, die sich gegenseitig in irgendwelchen schmutzigen Ecken, öffentlichen Toiletten oder auf Parkplätzen befriedigten.
»Und angenommen, du hast jemanden gefunden, der dir gefällt. Wie geht es weiter?«
Terv lachte. »Ja, was soll danach passieren? Man verzieht sich mit ihm in den Wald ins Moos.«
War es ihm peinlich davon zu berichten? David sah ihn fragend an. »Ich meinte, ob sie dann schnell zur Sache kommen.«
»Zärtlichkeiten sind eigentlich selbstverständlich, David. Streicheln, berühren.«
»Küssen?«
»Nein, keine Zungenküsse wie auf der Erde. Man berührt sich jedoch mit den Lippen, aber auch mit den Nasen oder den Händen.«
»Ist es schwer, einen Partner für die eigenen Vorlieben zu finden?«, fragte David wissbegierig.
»Für mich nicht.« Terv blickte zu ihm hinab mit einem Ausdruck, der bei David sämtliche versaute Phantasien lostrat und seinen Schwanz hart werden ließ.
»Das liegt aber einzig und allein daran, dass die Männer
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