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Durch den Sommerregen

Durch den Sommerregen

Titel: Durch den Sommerregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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zumindest nicht lautstark. Dennoch regt mich dieses Gespräch mehr auf, als ich mir eingestehen möchte.
    „Dann ... dann ...“, stammelt er. „Fahr nach Paris mit mir. Im Herbst. Wir versuchen ein paar Tage gemeinsam freizubekommen und dann zeig ich dir den Teil von Frankreich, der für mich nicht mit schlechten Erinnerungen behaftet ist. Gib mir irgendwas, das weiter entfernt ist als das nächste Wochenende, Helena.“
    „Okay. Paris. Im Herbst. Nur wir beide. Das hört sich gut an.“
    Ich wäre wahnsinnig, so ein Angebot von meinem sexy Halbfranzosen abzulehnen.
    „Dann steht es fest. Ohne triftigen Grund kommst du da nicht mehr raus. Das ist dann mein Geschenk zu deinem Geburtstag im Oktober.“
    Mein Dreißigster. Den ich eigentlich ignorieren wollte.
    „Woher weißt du, wann ich Geburtstag habe?“
    „Ich habe meine Wege“, antwortet er verschwörerisch.
    So schwer kann es nicht gewesen sein, schließlich verstecke ich meine Sachen nicht vor ihm und irgendwo wird er darüber gestolpert sein.

    Unsere Pläne für einen netten Abend werden von einem verzweifelten Sam unterbrochen, der mit Mila vor Gabriels Haustür wartet, als wir aus dem Biergarten zurückkommen.
    „Was ist los?“, frage ich besorgt.
    „Ist was passiert?“, kommt es von Gabriel, der mir vom Auto aus folgt.
    Sam schaukelt seine Tochter auf dem Arm und sucht nach den richtigen Worten.
    „Es ist nichts passiert, aber ich könnte eure Hilfe brauchen. Nur für heute Nacht.“
    Mila streckt ihre kleinen Speckärmchen nach Gabriel aus, der sie auch gleich entgegennimmt.
    „Was können wir tun? Ist Emma krank?“, frage ich.
    „Nein, ihr geht es gut. Also den Umständen entsprechend. Sie hat sich in diese ganze Sache mit der Lesung so reingesteigert, dass sie überhaupt nicht mehr runterkommt. Ich muss was tun, sonst könnt ihr die Lesung am Mittwoch knicken.“
    „Willst du hier schlafen, kleine Maus?“, höre ich Gabriel neben mir mit Mila flirten. Ich muss wirklich zweimal hinschauen, um dieses irreale Bild zu verarbeiten. Zwar hab ich ihn vorher schon mit Kindern erlebt, aber nie so eng. Und vor allem hätte ich nicht geglaubt, dass er spontan seine Babysitterdienste anbietet.
    „Ich würde nicht fragen, wenn es anders ginge. Meine Eltern und Emmas Mutter sind im Urlaub und bei Markus und Nadine liegen die Zwillinge schon wieder mit einer Magen-Darm-Grippe flach.“
    Auch wenn er vorher nach anderen Alternativen gesucht hat, Sam vertraut Gabriel bedingungslos sein Kind an und das sagt mir alles, was ich über diesen Mann wissen muss.
    „Mach dir keinen Kopf, Sam. Wir kommen hier wunderbar klar.“ Mila quietscht vor Vergnügen, weil Gabriel sie am Bauch kitzelt. „Hast du ihre Sachen im Auto?“
    „Ja, natürlich. Auch das Reisebett. Genug Milch und Windeln bis morgen Mittag. Ist das wirklich in Ordnung? Ich will euch nicht den Abend verderben.“
    „Machst du Witze? Wie könnte so ein Sonnenschein irgendetwas verderben?“ Ich folge ihm zum Wagen, wo er mir ihre Wickeltasche reicht und selbst das zusammengeklappte Bett aus dem Kofferraum wuchtet.
    Gabriel ist mit Mila bereits im Haus verschwunden und auf die Suche nach Hund gegangen.
    „Du siehst überrumpelt aus“, sagt Sam, bevor wir den beiden nach drinnen folgen.
    „Überrumpelt nicht, aber schon überrascht. Wir hatten vor kurzem eine, nun ja, unangenehme Auseinandersetzung bezüglich Familienplanung. Aus dem Grund verwundert es mich, dass er so etwas spontan macht.“
    Sam stellt das Bett neben sich ab und legt mir eine Hand auf den Arm. „Gabriel ist ein guter Kerl, Lena. Ich weiß, dass er eine Vorgeschichte mit seinem Vater hat, auch wenn ich die Details nicht kenne. Gib ihm Zeit. Dann wird er es irgendwann ganz von selbst sehen.“
    „Was meinst du damit?“
    „Dass er nicht wie sein Vater ist und dass es bei ihm liegt, einen anderen Weg einzuschlagen. Er liebt Kinder und er hat nicht einen gewalttätigen Knochen im Leib.“
    „Das weiß ich, Sam. Sonst wäre ich nicht hier.“ Das Thema bleibt kompliziert, weil ich ja selbst noch nicht mal weiß, ob ich mir Kinder vorstellen kann.
    Ich halte Sam die Tür auf und er geht an mir vorbei, um das Bett abzustellen. Gabriel tanzt mit Mila durchs Zimmer und ist zufrieden mit sich und der Welt. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass mir der Anblick ein ganz neues Ziehen im Unterleib verursacht, welches nicht nur durch bloße Erregung zu begründen ist.
    „Ihre Sachen sind alle in der Tasche,

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