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Durch den Sommerregen

Durch den Sommerregen

Titel: Durch den Sommerregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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kann.“
    Natürlich nimmt er die Pflege meiner frischen Tätowierung sehr genau und auch selbst in die Hand. Jeden Morgen und Abend säubert und cremt er die Haut an meiner Hüfte. Zwar besteht er auf Abstinenz für ein paar Tage, aber gestern Abend ist sein Mund dann doch in meinen Schoß gewandert, nachdem er seinen Job erledigt hatte.
    Sicher, wir kennen uns nicht lange, dennoch fasziniert es mich immer noch, dass er mich nach wie vor sehr will und es auch ohne falsche Scham zeigt. Das habe ich bisher nicht genießen dürfen, und es fühlt sich verdammt gut an. Vor allem, weil es mir genauso geht und ich meine Finger nicht von ihm lassen kann. Er macht mich süchtig.
    Seine untere Körperhälfte wird nur von einem dünnen Bettlaken bedeckt. Es ist einfach zu heiß, um unter einer schwereren Decke zu schlafen. Deswegen sehe ich ziemlich genau die Konturen seiner Morgenlatte. Auch er bemerkt meinen Blick und lockt mich mit dem Zeigefinger zu sich.
    „Du weißt, dass ich keine Zeit habe. Ich muss zur Arbeit.“
    „Ich lass dich gehen. Aber bitte komm trotzdem kurz her. Ich muss dir etwas zuflüstern.“
    Wir sind alleine, er kann auch laut reden. Niemand außer mir wird es hören. Aber wie könnte ich dieser Bitte und der Aussicht auf ein paar schmutzige Worte widerstehen?
    Über das zerwühlte Bett krabbele ich zu ihm und schmiege mich an seine Seite, denn wenn ich mich auf ihn setze, dann komme ich auf jeden Fall zu spät.
    Gabriel schlingt die Arme um mich und legt seine Lippen an meine Ohrmuschel.
    „Nach meinem letzten Termin heute Abend möchte ich gerne ... mit dir essen gehen.“
    Scheißkerl.
    Lachend versuche ich ihn von mir zu schieben, doch er hält mich weiter fest umklammert.
    „Anschließend werde ich dich mit zu mir nehmen. Und dort werden wir uns darüber unterhalten, wie wir die Verhütung anders regeln können. Ich muss unbedingt wieder in dir sein, ohne einen Gummi zwischen uns.“ Sein Schwanz pulsiert und zuckt sichtbar unter dem Laken. „Ich kann dir nicht nah genug sein, Helena. Und diese Dinger sind auf Dauer keine gute Alternative.“
    Wer hätte gedacht, dass mich eine Verhütungsansprache dermaßen aufheizen könnte?
    „Okay“, antworte ich mit rauer Stimme und mache gedanklich schon mal einen Termin bei meiner Frauenärztin.
    „Das willst du doch auch, oder?“
    Ihm so nah sein, wie es nur geht? Alles spüren, wenn er in mir kommt? Muss ich darauf wirklich antworten?

    Die Sommerferien haben vor zwei Wochen begonnen und das bedeutet sehr langweilige Arbeitstage. Zeitweise erscheint Mönchengladbach wie eine Geisterstadt. Es ist, als hätte jeder, der nur die Möglichkeit hat, die Flucht ergriffen. Ich mag diese Zeit. Keine Schlangen an Supermarktkassen und kein Verkehrschaos auf dem Weg zur Arbeit.
    Steffi wartet vor der Tür auf mich, als ich mit einem Karton voller Flyer für Emmas Lesung aus dem Auto aussteige.
    „Guten Morgen“, sage ich. „Würdest du bitte aufschließen? Ich komme an meinen Schlüssel nicht dran. Oh, und kannst du auch meine Stempelkarte hinten aus meiner Hosentasche ziehen?“
    Mit einem anzüglichen Wackeln der Augenbrauen greift sie an meinen Hintern und zieht die Karte aus meiner Gesäßtasche.
    „Guten Morgen“, flüstert sie mit aufreizender Stimme an meiner Wange.
    „Kannst du mal aufhören“, lache ich. „Sonst nehme ich dir das noch ab und muss dir eine Abfuhr erteilen. Es würde mir das Herz brechen.“
    „Das wäre wirklich eine Schande. Aber woher soll ich wissen, dass es nicht dein Ding ist? Wo du dich doch beharrlich weigerst, mir deinen Freund vorzustellen.“
    Sie schließt die Tür auf und stempelt für uns beide.
    „Ich habe keinen Freund.“ Er ist mehr als das. Wesentlich mehr.
    „Ist er hässlich? Passt er durch keine Tür? Hat er ein Triefauge?“
    „Du bist komplett irre. Nein, er ist nichts von dem. Aber ich will ihn noch ein wenig behalten und nicht mit der Meute hier verschrecken.“
    Nachdenklich betrachtet sie mich von der Seite und drückt mir schließlich ganz überraschend einen Kuss auf die Wange.
    „Ich freu mich für dich, dass du wieder jemanden gefunden hast. Aber du solltest ihn bei unserer nächsten Kneipentour mitbringen. Vor allem würden wir dich da auch gerne noch mal sehen. In den letzten Wochen sieht man dich nur noch hier und dann kannst du es kaum erwarten nach Hause zu kommen.“
    So ist es, wenn man etwas hat, worauf man sich freut. Aber das ist mir ja schon mal passiert. In dem Fall hat mich

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