Durch den Sommerregen
mit einer genauen Anleitung für die Zubereitung der Milchflaschen. Außerdem ihr Kuscheltier und das Babyfon. Ich hab sie gerade im Auto noch gefüttert, also braucht sie jetzt erst mal nichts. Wenn sie weint, dann kann sie einen Schnuller nehmen, aber sie soll ihn nicht ständig haben. Ich hab euch vorsichtshalber noch alle Telefonnummern ...“
„Alter!“, unterbricht ihn Gabriel mit einem genervten Seufzen. „Jetzt gib deiner Tochter zum Abschied einen Kuss und dann sieh zu, dass du dich um deine Frau kümmerst. Wir wissen doch alle, welche Art von Ablenkung für sie ansteht. Also hau schon ab.“
Irritiert aber auch leicht amüsiert sehe ich zu Gabriel, denn bisher habe ich ihn so nicht reden gehört. Zumindest hat er niemanden in meiner Gegenwart als „Alter“ betitelt. Aber wer weiß schon, wie es zur Sache geht, wenn Männer unter sich sind. Eigentlich will ich das gar nicht wissen.
Mit schwerem Schritt geht Sam zu Mila und nimmt sie noch einmal auf den Arm. Obwohl sie noch klein ist und es ganz sicher nicht versteht, nimmt er sich die Zeit ihr einige Worte ins Ohr zu flüstern, denen sie mit großer Spannung folgt. Schließlich drückt er ihr einen Kuss auf die Wange und überreicht sie wieder Gabriel.
Zum Abschied bekomme ich auch eine Umarmung und einen Wangenkuss, der mich ziemlich in Verlegenheit bringt. Sam ist nicht zu verachten, auch wenn er für mich bei Weitem nicht an Gabriel herankommt.
„Bye, bye“, winkt Gabriel mit Milas kleiner Hand aus dem Hintergrund. Sam winkt zurück und schließt nur schweren Herzens die Haustür hinter sich.
„Also ...“, setze ich an, als ich mich zu den beiden umdrehe, sehe jedoch im letzten Moment, wie er Mila über seinem Kopf „fliegen“ lässt und sie prompt den Inhalt ihrer letzten Milchflasche auf ihn erbricht. In seine Haare, seinen Kragen und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen auch einen Teil in seinen Mund.
„Beweg dich nicht, ich hol ein Handtuch“, sage ich und laufe zum Badezimmer.
Auf der Suche nach sauberen Handtüchern bemerke ich einen Frotteehaufen hinter der Toilette. Bei jedem anderen Kerl würde es mich nicht unbedingt wundern, aber Gabriel hält seinen Haushalt doch erstaunlich gut in Schuss für einen Penisträger.
Noch merkwürdiger wird es, als sich der Haufen bewegt und daraus ein ganz klägliches Fiepen erklingt. Ganz vorsichtig wage ich einen Blick, jederzeit bereit, bei einer eventuellen Attacke zurückzuweichen.
„Sag mal, Gabriel“, rufe ich über meine Schulter. „Du warst dir aber ganz sicher, dass Hund ein Kater ist, oder?“
31.
Zwölf Stunden später sitzen wir nach einer Nacht mit nahezu keinem Schlaf gemeinsam mit Mila am Frühstückstisch. Die süße Mila hat uns allerdings nicht wachgehalten. Nachdem ich Gabriel und sie wieder gesäubert habe, hat sie sich zum Glück völlig problemlos in ihrem Reisebett ins Schlafzimmer legen lassen, während wir uns mit Hund und vier frischgeborenen Kätzchen die Nacht um die Ohren geschlagen haben.
Somit hat sich der Grund für Hunds plötzliche Gewichtszunahme zwar ohne Tierarzt geklärt, dafür aber gleich einen Haufen Arbeit mit sich gebracht.
„Und nun?“, frage ich grinsend, immer noch fassungslos von den Ereignissen des letzten Abends. Gabriels Gesichtsausdruck, als Mila in angekotzt hat, war einfach unbezahlbar.
„Sam und Emma müssten jeden Moment kommen, um ihren kleinen Wonneproppen wieder einzusammeln, dann werden wir noch mal nach der fruchtbaren Katerkatze schauen und danach schlage ich eine Dusche vor. Anschließend würde ich dich gerne noch für ein wenig Sex und Schlaf in mein Bett holen.“
Mila ist zufrieden auf seinem Arm. Ihre Milchflasche hält sie inzwischen selbst und schaut mit großen Augen zu Gabriel hoch, während er mit mir spricht und gedankenverloren durch ihre dunklen Locken streicht.
„Was ist los?“, fragt er, als ich nicht reagiere. „Langweile ich dich? Bist du mit offenen Augen eingeschlafen.“
Ich schüttele den Kopf. Meine nächsten Worte sind nicht gut durchdacht, aber ich meine sie ehrlich und aus tiefstem Herzen.
„Nur für einen Moment, Gabriel. Denk nur für einen Moment darüber nach, wie dein Vater am gestrigen Abend reagiert hätte. Von dem Moment, wo Sam hier mit Mila aufgeschlagen ist, bis zu der Katzenüberraschung.“
Ich kann sehen, wie er sich anspannt, doch meine Worte dringen schnell zu ihm durch.
„Er hätte Mila von vornherein gar nicht hier haben wollen. Er hätte sie auch nie auf den
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