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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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stiller Bursche. Ich hätte das nie für möglich gehalten.«
    »Welcher ist Meeks?« Ich lebte zwar schon seit einiger Zeit in England, hatte die Hierarchie des Hauspersonals aber immer noch nicht durchschaut.
    »Ach, wissen Sie, dieser blasse Bursche mit dem kleinen Van-Dyke-Bart. Er traute sich kaum, den Mund aufzumachen.«
    Ich wusste sogleich, wen sie meinte. Ich hatte die taktvolle Tüchtigkeit des ersten Dieners schon bei Tisch bewundert – ganz zu schweigen von dem wunderschön geformten Paar Arschbacken, die das kurze Jackett und die taillierten Hosen so betonten. Ich mag Männer mit strammem Hintern und hatte mit Genuss festgestellt, dass der erste Diener für einen Mann mit so schlankem Körperbau etwas hatte, auf dem er sitzen konnte. Davon abgesehen hatte ich ihm wenig Aufmerksamkeit geschenkt, war ich doch wild entschlossen gewesen, Boy Morgan zu verderben.
    »Und er war es?«
    »Allem Anschein nach.«
    »Steht er unter Arrest?«
    »Ja. Er hat die Tat auch gar nicht bestritten. Die Polizei führte ihn ohne Gegenwehr ab. Ist das nicht ganz und gar ungewöhnlich? Denken Sie nur, während er uns die Suppe servierte oder die Teller wegnahm oder den Tee brachte, plante er dieses abscheuliche Verbrechen.«
    Ich beschloss, dass es nun Zeit für etwas weitschweifigere Untersuchungen war.
    »Und wie hat es Ihre Familie aufgenommen?«
    »Oh, wir stehen natürlich alle unter Schock, aber Mummy und Daddy kommen schon damit zurecht. Sie sind sich gegenseitig eine große Stütze. Was Rex betrifft … nun, das ist eigentlich ganz wunderbar …«
    »Ja?«
    »Er macht einfach so weiter, als wäre gar nichts passiert. Das ist typisch für meinen Bruder; er ist so durch und durch ernsthaft. Kaum waren wir fertig, da war er auch schon wieder auf dem Weg nach London zu einem furchtbar wichtigen Geschäftstermin, der keine Minute Aufschub erlaubte. Er sagte, er hätte sowieso abreisen müssen, obwohl er vorher nichts davon erwähnt hatte. Aber das ist nichts Neues, mir erzählt er ohnehin nie etwas.«
    Ich merkte, wie Boy die Augenbrauen hob; offenbar hatte auch er davon nichts gewusst, und er hielt sich für einen engen Freund von Belindas älterem Bruder.
    »Nun, gut für ihn, dass er sich durch nichts von seinen Geschäften abhalten lässt«, sagte ich. »Offenbar hat dieser kleine Vorfall ihn nicht sehr mitgenommen.«
    Belinda runzelte kurz die Stirn. »Das würde ich nun nicht sagen«, entgegnete sie, wog die Worte ab und sah mich aufmerksam an. »Er war … nun, ich hörte ihn und Daddy …«
    »Was, Miss Belinda?« Mit ein wenig amerikanischem Charme konnte ich vor allem bei jungen englischen Damen wahre Wunder bewirken.
    »Sie hatten einen fürchterlichen Streit, wenn Sie es wissen wollen. Dann stürmte Rex mit hochrotem Gesicht aus Daddys Arbeitszimmer und befahl Hibbert, ihn zum Bahnhof zu bringen. Ich konnte mich kaum von ihm verabschieden …«
    »Und von dieser Geschäftsreise hatten Sie bislang nichts gewusst?«
    »Kein Wort davon.«
    »London ist ziemlich weit entfernt, um einfach nur aus einer Laune heraus hinzufahren.«
    »Ich glaube nicht, dass Rex Launen hat, Mr. Mitchell.«
    »Nennen Sie mich doch Mitch. Das tut jeder. Nicht wahr, Boy?« Ich stieß Boy mit dem Zeh an; er war gerade in einen Tagtraum versunken, der möglicherweise etwas mit dem zu tun hatte, was er vorhin an seinem Hintern gespürt hatte. Im Gegensatz zu mir war er nicht in der Lage, zwei Gedanken gleichzeitig zu verfolgen.
    »Klar …«, sagte er abwesend.
    »Hat Ihr Bruder viele Freunde in London, Miss Belinda?«
    »Ich gehe davon aus, dass er Unmengen von Leuten kennt. Wer tut das nicht? Und jetzt, wo er arbeitet …« Rex Eagle hatte nach Abschluss seines Studiums eine gute Stellung in der Importfirma der Familie übernommen, dank derer Gewinne die Familie sich einen Sitz wie Drekeham Hall leisten konnte und die Sir James den Ritterschlag eingebracht hatte.
    »Komisch, den ganzen Weg hierher zu kommen und nur eine Nacht zu bleiben, wenn er wusste, dass er so bald wieder zurück in die Stadt musste, oder? Eine ziemlich lange Zugfahrt.«
    »Ja … aber so ist das wohl im Geschäftsleben. Daddy sagt immer, dass das Geschäft an erster Stelle steht. Nicht einmal Mummy wagt es, Daddy zu stören, wenn er sich um seine Geschäfte kümmert.«
    »Vielleicht will er sich mit Whopper treffen«, sagte Boy ganz überraschend.
    »Sei nicht albern, Boy. Whopper ist gerade auf dem Weg von Trouville hierher, wie du wohl weißt.«
    »Oh.« Und schon

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