Durch die Hintertür
passierte. Zumindest nicht bei ihren Mädchen.
Ich hielt es für das Beste, mich ganz nüchtern zu verhalten; sobald ich seinen Schwanz losgelassen hatte (dabei machte er ein zufriedenes ›Plopp‹-Geräusch), stand ich auf und machte mich daran, Boy Morgans Sperma von meiner Flanellhose zu entfernen. Ich stand mit dem Rücken zur Tür; ich wollte nicht, dass er jetzt einfach so nach draußen stürmte, auch wenn ich ihm ansehen konnte, dass er genau das am liebsten getan hätte.
Einen Moment lang herrschte Schweigen, und ich war überzeugt, dass er gerade nach Worten für eine Art Erklärung suchte. Ich konnte mit allem rechnen. Würde er sagen: ›Mr. Mitchell, was wir da getan haben, ist falsch und abstoßend, und wenn Sie je ein Sterbenswörtchen darüber verlieren, werde ich Sie wie einen lahmen Gaul auspeitschen‹? Oder wäre es eine etwas zärtlichere Verlautbarung? Ich hoffte auf Letzteres, konnte die erste Möglichkeit aber nicht ertragen und ergriff zuerst das Wort.
»Also, Boy, du wolltest mir doch etwas über Belinda erzählen.«
Der Name seiner Verlobten schien ihn in die Wirklichkeit zurückzuholen. Hastig stopfte er seinen Schwanz in die Hose, um ihn vor meinen gierigen Blicken zu verbergen.
»Ja«, sagte er, dann musste er sich räuspern. »Ähm, ja. Ich verstehe nicht, worauf sie hinauswill. Sie glaubt, etwas gesehen zu haben.«
Endlich – so etwas wie ein Indiz. Mitch Mitchell, Student und Detektiv, konnte zur Tat schreiten.
»Dann«, sagte ich, »sollte ich mich wohl mit ihr unterhalten. Führen Sie mich zu ihr, Mr. Morgan.«
Ich trat beiseite und gestattete ihm, die Tür zu öffnen. Er streckte den Kopf raus und vergewisserte sich vorsichtig, dass niemand mitbekam, wie zwei junge Männer aus einem Badezimmer kamen, das nur für einen gedacht war. Währenddessen stieß ich an seinen Hintern – wie durch Zufall, aber doch mit genügend Wucht, um ihn die dicke, harte Beule an seinem Arsch spüren zu lassen. Es war ratsam, ihn in diesem verletzlichen Moment daran zu erinnern, dass wir noch nicht miteinander fertig waren. Er zog sich zurück – nach einer Weile. Oh, dachte ich, wäre doch bloß schon Schlafenszeit.
Belinda Eagle war alles, was ein junger Mann dieses Jahrzehnts sich nur wünschen konnte. Sie war blond und schlank, aber ohne das ausgesprochen Knabenhafte, das so viele ihrer Geschlechtsgenossinnen erstrebenswert fanden. (Und ich wusste aus den nächtlichen Gesprächen mit vielen meiner Freunde in Cambridge, dass ihnen an den zeitgenössischen Frauen die Titten fehlten.) Mit ihrem kurz geschnittenen Haar und dem gerade geschnittenen Kleid war sie ganz à la mode, doch sie verzichtete nicht ganz auf die Kunstgriffe weiblicher Frivolität, mit denen man Männer auf sich aufmerksam macht. Sie war so frisch und wohlriechend wie ein Frühlingsmorgen und unschuldig wie ein Engel. Wenn es ein Mitglied der Familie Eagle gab, dem man vertrauen konnte, dann war das mit Sicherheit Belinda.
Sie hatte sich von ihrem hysterischen Anfall gut erholt und saß gerade an ihrem Frisiertisch, um sich die Haare zu bürsten, als Boy Morgan mich hereinbrachte. Ich hoffte, dass die Spermaflecken auf meiner Hose nicht allzu auffällig waren, und dankte meiner streng hygienischen Erziehung dafür, dass ich mir jedes Mal die Hände wusch, wenn ich einen Schwanz berührt hatte. Sie nahm meine ausgestreckte Hand – dieselbe, die ihren Verlobten gerade zum Höhepunkt gebracht hatte – und bedeutete mir, auf einem Sessel Platz zu nehmen. Boy fläzte sich auf ihr Bett und achtete kaum auf das, was wir sprachen; er war mit den Gedanken woanders.
»Nun«, sagte Belinda in dem munteren Tonfall, der sie bei den jungen Männern so beliebt machte, »was für eine grausige Geschichte!«
Aus meinen Krimi-Romanen wusste ich, dass es manchmal klug sein konnte, Zeugen erst mal ein wenig plaudern zu lassen.
»In der Tat, Miss Eagle.«
»Wer hätte das gedacht?«
»Was gedacht?«
»Nun, dass wir einen Mörder in unserer Mitte hatten. Das ist wirklich gruselig!«
»Das ist es.«
»Immerhin können wir jetzt beruhigt schlafen, dem Himmel sei Dank. Die Polizei hat den Täter.«
Dies war das erste Mal, dass ich von einer Verhaftung hörte. Kein Wunder, dass Leonard so erpicht darauf gewesen war, mich möglichst weit vom Haus wegzubringen. Ich hielt es für das Beste, mich dumm zu stellen.
»Gott sei Dank. Wer war es denn?«
»Meeks. Ist das nicht grauenhaft?«
»Meeks, Miss Eagle?«
»Der erste Diener. Ein so
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