Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
können“. Nadine spielte übertrieben die Beleidigte.
„Nein, wirklich nicht, ich wohne allein“.
„Na, dann hast du nicht aufgeräumt, oder du hast die Betten nicht gemacht“, kicherte sie verschmitzt und dachte, „wenn ich ihm sage, ich möchte mit zu ihm gehen, um bei ihm zu schlafen, bietet er mir glatt sein Sofa an. Nein, korrigierte sie sich schnell, dieses niedliche kleine Unschuldslamm, wird mir eher sein Bett anbieten und sich selbst aufs Sofa legen.“
Aber Robert hatte offensichtlich noch nicht begriffen, worauf sie hinaus wollte. Er sah sie ziemlich ratlos an und stammelte dann in ihr Ohr, gerade so, als würde er seinen eigenen Worten nicht recht trauen, „bei mir ist es, denke ich, meistens ordentlich und sauber“.
Daraufhin stand Nadine auf, fasste ihn bei seinen Händen und zog ihn vom Sofa hoch. Mit gespielt ernsthafter Miene rief sie ihm zu, „worauf wartest du denn noch, zeig es mir“?
In seiner Wohnung geschah dann, was Robert seit Langem schon, für den Rest seines Lebens ausgeschlossen hatte. Er schlief zum ersten Mal, in seinem wachen, realen Leben, mit einer Frau.
Selbst Nadine ließ sich von der unerwarteten Harmonie mitreißen, in der sich beide sehr schnell wiederfanden. Schon bei der ersten Umarmung steigerten sie sich gegenseitig in eine Erregung, die es ihnen unmöglich machte sich wieder voneinander zu lösen. Nadine hatte, obwohl sie mit ihren erst einundzwanzig Jahren erheblich jünger war als Robert, schon genug Erfahrung, um gar nicht erst Mangel an Selbstbewusstsein bei ihm aufkommen zu lassen.
Seit jener Nacht blieb sie bei ihm.
Gelegentlich musste sie noch in ihre Wohnung, um Gegenstände für den täglichen Gebrauch und vor allem ihre Kleidung, auf die sie sehr viel Wert legte, abzuholen. Robert hatte ihr mehrfach seine Hilfe angeboten, die sie aber kategorisch mit der Begründung ablehnte, dass er schließlich arbeiten müsse, sie aber nichts so reichlich besaß, wie Zeit.
Mit jedem Tag, den sie zusammen verbrachten, wuchs seine Selbstsicherheit. Endlich fühlte er sich vollkommen ausgefüllt. Durch sie wurde ihm erst wirklich bewusst, wie sehr ihm eine Freundin gefehlt hatte. Und nun hatte er nicht einfach nur eine Freundin, sondern ausgerechnet er, Robert, lebte mit der überirdischen Nadine zusammen.
Würde doch bloß nicht diese schwere Last in ihm aufkeimen, die sich langsam aber stet in ihm breit machte. Solch ein Leiden war ihm bisher völlig unbekannt, weil er noch nie von derart starkem Verlangen beherrscht war.
Nur wer wertvolles besitzt, kennt die ständig herrschende Angst vor dessen Verlust. Je größer der Wert empfunden wird, umso mehr breitet sich die Verlustangst aus. Sie setzt sich im Hirn fest und treibt dort ihr Unwesen, Tag und Nacht.
Und Roberts Angst war gigantisch.
Durch Nadines Beichte, wurden all seine Befürchtungen, schon nach wenigen Tagen, weit übertroffen.
Da sie ihre Drogenprobleme nicht länger vor ihm verheimlichen konnte, musste sie ihm gestehen, dass sie schon seit einiger Zeit, keinen Tag mehr ohne Kokain ausgekommen war.
Denn, zur selben Zeit, als sie alle notwendigen Sachen aus ihrer Wohnung geholt hatte, war auch ihr restliches Geld aufgebraucht.
Ihr fielen keine Ausreden mehr ein, um allein aus dem Haus zu gehen, so blieb ihr keine andere Möglichkeit, als ihm von ihrer Sucht zu erzählen.
Damit hatte sie Robert bis ins Mark erschüttert, denn jetzt erkannte er schlagartig den Preis, den er für sein Glück hatte zahlen müssen.
Die Frage, „Was will eine Frau wie Nadine von mir“, hatte er sich schon so oft gestellt, dass sie abgenutzt war und immer mehr aus seinem Bewusstsein verschwand. Umso härter traf ihn jetzt die Antwort auf die schon vergessene Frage.
Wortlos, geschockt, saß er in sich versunken auf dem Sofa und versuchte die Mitteilung zu überleben. In seiner Not keimte ein Gedanke auf, der ihn vor der Verzweiflung zu retten schien.
„Ich muss Nadine nicht wieder aufgeben, sie braucht mich ebenso, wie ich sie; auf eine andere Art zwar, aber sie braucht mich auch.“
Überraschend erkannte er den Vorteil darin, dass sie sich wegen ihrer Sucht permanent in finanzieller Not befand. Sie hatte nicht einmal mehr ein Zuhause, denn ihre Wohnung hatte sie ja in der Zwischenzeit aufgegeben.
„Das hatte sich wahrscheinlich schon länger angekündigt, da kam ihr meine Bekanntschaft natürlich sehr gelegen“, hatte selbst Robert schnell begriffen.
Er, der bisher von jenem, unwiderstehlich süßen
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