Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
Duft des Lebens nicht die geringste Vorstellung hatte, sog ihn jetzt mit Nadine gierig und zügellos in sich auf. Zwangsläufig führte dieser Genuss in Abhängigkeit und machte ihn gefügig. Die gleiche Wirkung, die das Kokain auf Nadine ausübte, übte Nadine nun mit ihrer verführerischen Hingabe auf Robert aus.
Sie konnte nur durch seine Hilfe, langsam zu einem geregelten Leben zurückfinden. Auch das hatte er schon bald erkannt, sah darin aber auch eine Gelegenheit, irgendwann die Initiative zu übernehmen.
Nach zahlreichen, langen und rücksichtsvollen Gesprächen brachte er sie zu guter Letzt noch zur Einsicht, dass es nur den einen Weg gibt, die Hürde zu überwinden, den gemeinsamen.
Durch sein behutsames Drängen und die liebevolle Hilfe, bewältigte sie allem Anschein nach, den harten, steinigen Weg des Entzugs.
Nach einigen, sehr schwierigen Wochen, kam sie endlich ohne Kokain aus.
Robert beobachtete etwas verwundert, aber mit unbeschreiblichem Glücksgefühl, wie sich Nadine zusehends veränderte. Zu seinem Erstaunen entpuppte sich dieses schöne und äußerst selbstbewusste Wesen zu einem hübschen, warmherzigen und bescheidenen Mädchen. Sie wirkte fast ein wenig hilflos und schutzbedürftig. Ihre weiche, anschmiegsame Art, kam Robert aber sehr entgegen. Er musste sich jetzt nicht mehr ständig darauf konzentrieren, wie er sie am besten beeindrucken konnte. Stattdessen brachte er es endlich fertig, unbekümmert ihr Zusammensein zu genießen. Von nun an war er sich sicher, dass sie zu ihm gehörte.
Nadine stand eines Morgens gemeinsam mit ihm auf, um ihm Kaffee zu kochen. Sie deckte für ihn den Tisch und legte sich dann wortlos wieder ins Bett. Als er aus dem Bad kam und sah, was sie für ihn vorbereitet hatte, war er ihr so unendlich dankbar für diese Geste, dass er spontan zu ihr ins Schlafzimmer ging und ihr einen Kuss auf die Wange gab. Dass sie schon wieder schlief, nahm er ihr nicht übel.
Robert betrachtete es in dem Moment wie ein erstes Anzeichen der Heimkehr in ein wunderbar normales Leben.
Erinnerungen an die wundervolle Zeit mit Nadine tauchten auf, die unauslöschlich in seinem Inneren erhalten bleiben.
Was für ein Trugschluss, ein Leben, das so schön sein kann, mit Drogen noch verbessern zu wollen.
Er war immer mehr davon überzeugt, dass es für sie nur eine gemeinsame Zukunft geben konnte. Sei es ein schönes Leben ohne Drogen, oder der gemeinsame Untergang mit dem teuflischen Koks, so oder so.
Durch seine abschweifenden Gedanken hatte er beinahe seine Spiegeleier in der Pfanne vergessen.
„Sie wird schon wieder nach Hause kommen,“ versuchte er sich immer wieder zu beruhigen.
Wie üblich fand er kein sauberes Geschirr. Er fischte sich Besteck und einen Teller aus dem Abwasch und spülte es nur oberflächlich ab. Auf dem Weg ins Wohnzimmer, in dem auch der Esstisch stand, musste er über einige Wäschestücke und Schuhe von Nadine steigen, wobei er gleichzeitig seine Spiegeleier im Auge behalten musste, damit sie nicht vom Teller rutschten.
Ihm wollte absolut nichts einfallen, wo sie sich hätte aufhalten können.
„Jeden Tag wartet sie auf mich, warum heute nicht?
Wenn sie ihr eigenes Geld hätte, wäre möglich, dass sie versucht sich selbst etwas Koks zu besorgen. Hier wird an jeder Ecke gedealt, dass wird ihr natürlich nicht entgangen sein. Aber sie hat nun mal kein Geld.“
Während er ohne Appetit seine Spiegeleier aß, überlegte er, ob er anschließend nach ihr suchen sollte. Oder wäre es doch besser einfach auf sie zu warten?
Nein, das ging nicht, weil er das Geld für Hassan auftreiben musste. Auf was hatte er sich da bloß eingelassen. Aber er konnte doch nicht zusehen, dass sie, wie schon so viele andere vor ihr, für diese verdammten Drogen vor die Hunde ging. Sein Konto gab nichts mehr her. Es war schon so weit überzogen, dass die Bank ihn genötigt hatte, das Minus mit einem Kleinkredit auszugleichen. Er war gezwungen auf den Vorschlag der Bank einzugehen, da seine Bekannten angeblich alle nicht in der Lage waren ihm ein wenig Geld zu leihen.
Als letzten Ausweg hatte Robert einen Plan, den er vor der Zeit mit Nadine, nie für möglich gehalten hätte. Er wollte in der Firma, in der er arbeitete, einen Einbruch vortäuschen. Weil er schon lange dort beschäftigt war, und als sehr zuverlässig galt, hatte man ihm einen Firmenschlüssel anvertraut. Somit hatte er jederzeit Zugang zu den Büros.
In einem dieser Büros befand sich eine
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