Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
von ihm ergriffen.
Robert fand nur sehr langsam und unwillig in die Wirklichkeit zurück. Erst als sich ihre Hand leicht an seinem Schenkel rüttelte, begriff er, dass Nadine auf eine Antwort wartete.
„Arne. Ich bin mit Arne hier. Den habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen.“
„Ich dachte eher an deine Freundin, wieso ist die denn nicht hier“?
Bei dem Thema war er regelmäßig überfordert. Er hatte einfach keine Ahnung, wie ein Mann auf die Frage reagiert, der tatsächlich nur gelegentlich ohne Freundin unterwegs ist. Robert ging schließlich immer und überall ohne Freundin hin.
Einmal mehr versuchte er den ungehemmten, lockeren Typen zu spielen - und einmal mehr misslang der Versuch kläglich.
„Ich habe keine Freundin. Ich meinte, zurzeit habe ich keine. Keine - Freundin - wollte ich sagen“.
Sie strahlte ihn an und erzählte ihm, wie froh sie sei, dass es noch Männer gäbe, die sich nicht pausenlos, wie Rad schlagende Pfauen aufführten. Diese überheblichen Kerle, die sich unentwegt selbst für den Nabel der Welt halten, würden ihr nämlich schon lange zum Halse raushängen. „Diese widerwärtigen Machos sind einfach nur unerträglich.“
Ihm wurde heiß und kalt, als sich ihre Hand, wenn auch nur beiläufig, auf seinem Oberschenkel bewegte, während sie ihre verführerischen, weichen Lippen an seiner sensiblen Ohrmuschel spazieren führte.
Das Wundervollste aber war, dass sie überhaupt mit ihm sprach. Nicht dass ihm der Sinn wirklich wichtig gewesen wäre, wichtig war jedes einzelne ihrer Worte, weil es ihn hoffen ließ, dass sie nicht gleich wieder aufstand, um für immer aus seinem Traum zu verschwinden.
Um sie herum tobten die Gäste immer heftiger und hemmungsloser ihre Neigungen aus, als wären alle moralischen Grenzen außer Kraft gesetzt.
Für Robert war es nur noch ein fernes Rauschen, als säße er mit Nadine irgendwo, in lauer Luft an einem einsamen, seichten Meeresstrand.
Nadine - mit ihm auf einer fremden, einsamen Insel in der unendlichen Weite des Horizonts.
Kapitel 12
Trotz seiner Befangenheit wurden sie doch erstaunlich schnell miteinander vertraut. Roberts Herz schlug zwar weiterhin wilde Kapriolen, aber immerhin hatte sich ein erträglicher Rhythmus eingestellt, den er allmählich zu genießen begann. Für seine Verhältnisse hatte er sich erstaunlich schnell daran gewöhnt, frei mit ihr zu reden. Besser gesagt, er lernte endlich mit einer Frau zu sprechen, die ihn bisher schon in Verlegenheit gebracht hätte, wenn sie ihn auch nur von der anderen Straßenseite her angesehen hätte.
Anfangs war er durch ihre Gegenwart noch so aufgeregt, dass es für ihn schon ein Problem war, seine Cola-Flasche auf dem Tisch abzustellen, ohne dabei größeren Schaden anzurichten. Inzwischen hatte er sich jedoch soweit im Griff, dass er sogar für Nadine Getränke besorgen und einschenken konnte. Dabei hatte er noch Glück, dass sie mit ihren Wünschen recht bescheiden und zurückhaltend war. Gelegentlich mal ein Glas Rotwein – das war bis dahin alles, womit er ihr eine Freude bereiten konnte, obwohl er ihr längst so verfallen war, dass er ihr beinahe jeden Wunsch erfüllt hätte.
Robert fragte sich schon nicht mehr, warum sich eine derart attraktive Frau überhaupt mit ihm beschäftigte. Er war so von ihrer ansteckenden Fröhlichkeit berauscht, dass keine störenden, unbehaglichen Fragen aufkamen. Oder er wollte es einfach nicht.
Für ihn war sie nicht nur eine glückliche Frohnatur, sondern eine anmutige, berauschende Göttin, die ihm das Atmen versüßte. Anfangs war er noch sicher, er würde plötzlich und brutal aus seinem Traum geweckt werden. Er glaubte, sie würde sich einen schlimmen Scherz mit ihm erlauben und war trotzdem froh, ihr nahe zu sein.
Seine Zweifel verflogen in kleinen, kaum spürbaren Schritten. Mit jedem Wort, mit jeder Geste und Berührung ein wenig mehr.
Sein Zeitgefühl war in ihrer Nähe schnell verloren gegangen. Nachdem ein ziemlich angetrunkener Lockenkopf, Nadine bat mit ihm zu tanzen, schmiegte sie sich an Robert und lehnte ziemlich brüsk ab. Dann nahm sie noch einen Schluck Rotwein bevor sie ihn unverhohlen fragte, ob sie nicht gemeinsam aus diesem Trubel in eine ruhigere und einsamere Gegend verschwinden sollten.
Robert reagierte erneut so hilflos, dass sie nicht umhin kam, ihm auf die Sprünge zu helfen.
„Also - hast du mich doch angeschwindelt. Bei dir Zuhause wartet wohl eine Frau auf dich, das hätte ich mir denken
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