Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
er auf einer Geburtstagsfeier bei Bekannten. Sein Freund Arne hatte so lange auf ihn eingeredet, bis er ihm versprach, mitzugehen. Eigentlich war Arne ja nicht direkt sein Freund, mehr ein Arbeitskollege, der ihn respektierte und achtete. Unter Freundschaft verstand Robert jedoch etwas anderes, etwas wesentlich Intensiveres, etwas, das sich über viele Jahre langsam entwickelt. Da sie sich aber auch außerhalb der Firma recht gut verstanden, gab er schließlich nach, als Arne ihn ermunterte, endlich mal wieder unter Menschen zu gehen.
„Du kannst schließlich nicht immer nur arbeiten. Arbeit ist zwar, wie du sagst, die Grundlage für ein vernünftiges Leben, aber was das Leben lebenswert macht, sind doch eher die unvernünftigen Sachen“.
Genau genommen verlangte ja niemand von ihm, dass er Alkohol trinken oder rauchen sollte. Nur mit anderen Menschen reden, Gedanken austauschen. Was sollte daran schon unvernünftig sein?
„Und wenn du nur zusiehst und dich über die anderen amüsierst, ist das doch auch schon einmal etwas anderes, als nur zuhause zu sitzen.“
Wie immer, verlief der Abend dann natürlich anders als geplant und erwartet. Worin sich die meisten Feiern jedoch gleichen, sind die Gäste mit ihrer ungleichen Einstellung zum Alkoholkonsum. Da die Feuchten die Fröhlichen sind, werden die Trockenen von ihnen immer wieder gern als humorlos und stur eingestuft und deshalb auch entsprechend konsequent gemieden.
Somit hatte Robert schnell seinen Platz gefunden. Abseits von jedem interessanten Geschehen saß er gelangweilt in einer Ecke, nippte gelegentlich an seiner Cola und versuchte von dem überdrehten, vielstimmigen Geschnatter etwas zu verstehen. Anfangs gelang es ihm - zumindest teilweise.
Später, als das Geschnatter in hirnloses Geschwafel und blödsinniges Gackern überging, war es auch damit vorbei.
„Ich gehe lieber jetzt schon zur Toilette“, dachte Robert, „nachher hat man keine Chance mehr, dann muss man erst wieder in der Schlange anstehen“.
Der Weg durch das dichte Gedränge bereitete ihm Spaß, genauer gesagt erregte es ihn. Hier war auch ihm vergönnt, und zwar ohne große Schuldgefühle, die Körper der aufregendsten Frauen zu berühren, denen er sonst nicht einmal ins Gesicht sehen konnte, ohne dabei vor Scham in den Boden zu sinken. Jetzt aber drängte er sich im Vorbeigehen an sie, ohne vermeiden zu können, dass sich sein Unterleib an den Hintern und Schenkeln der Frauen rieb. Er war so erregt, dass sein Herz drohte, aus, dem Rhythmus zu geraten.
Auf dem Rückweg überlegte Robert schon, wie oft er sich dieses Abenteuer noch erlauben durfte, bevor jemand bemerkte, welche Motive ihn dazu trieben. Vielleicht sollte er sich lieber vorher unbemerkt aus dem Staub machen.
Dann überdachte er die Alternative zu dieser feuchtfröhlichen Gesellschaft. Sich allein ein absolut gehaltloses Fernsehprogramm anzusehen, war dann wohl doch bloß die zweite Wahl. Dann wäre es sicherlich besser, hier noch eine Weile dabei zuzusehen, wie sich die mittlerweile besoffenen Gäste gegenseitig dabei übertrafen, in immer neue, niveaulose Abgründe vorzudringen.
Und seine Erregung trug ebenfalls dazu bei, noch ein wenig zu bleiben. Zumindest darin unterschied er sich nicht von anderen Männern.
Auf dem Weg zu seinem Platz, den er vor wenigen Minuten erst verlassen hatte, nahm er gleich noch eine Cola mit. Dann stand er ziemlich hilflos und verlegen mit der Flasche im Gedränge.
Auf seinem Platz hatte sich inzwischen ein langhaariger junger Mann nieder gelassen, der sich ziemlich hemmungslos, mit einem Mädchen vergnügte, das sich auf seinem Schoß räkelte und ihm ungeniert ihre üppigen Angriffspunkte anpries.
Mühsam riss er sich von dem Anblick los und stellte sich auf die Zehenspitzen, um nach einem anderen, freien Platz Ausschau zu halten.
Er wollte die Suche schon aufgeben, als er auf dem voluminösen, geblümten Sofa, noch eine kleine, freie Ecke entdeckte; ausgerechnet neben einem unglaublich hübschen, dunkelhaarigen Mädchen. Da er sonst keine andere Sitzmöglichkeit finden konnte, nahm er seinen ganzen Mut zusammen und zwängte sich mit zitternden Knien durch die entfesselt Tanzenden hindurch, direkt auf die Schönheit zu.
Seine Augen verbanden ihn kurz mit dem fleischgewordenen Wunschbild seiner Fantasie. Völlig unbeeindruckt von der Partylaune, schien sie durch ihn hindurch zu sehen. Kurz vor seinem Ziel blieb er dann doch zögernd, beinahe erschrocken
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