Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
Nutznießer dienlich sind, nicht aber der Gesundheit der restlichen, weit über neunzig Prozent, der Bevölkerung.“
„Dann müssten sich doch nur Vertreter aus allen Ländern an einen Tisch setzen und die Zukunft gemeinsam planen. Wissenschaftler haben wir ja wirklich genug. Die können den Ausweg ganz klar vorgeben und schon sind wir aus dem Schneider.“
„In welcher Welt lebst du denn? Hier schlagen sich die Leute den Schädel ein, weil sie sich nicht einigen können, ob sie als gute Gläubige einen langen Bart tragen müssen oder ob sie sich täglich rasieren dürfen.“
„Oder weil jemand ihre Musik nicht erträgt“, warf Helga ein.
„Junge Mädchen werden öffentlich hingerichtet, weil sie die falsche Kleidung tragen, oder den falschen Mann lieben. Und da glaubst du, man kann sich weltweit an einen Tisch setzen, um eine gemeinsame Lösung zu finden?“
Nun legte Bernd aber richtig los: „Ich riskiere doch schon mein Leben, wenn ich einem Hundebesitzer sage, sein Köter soll sein Geschäft sonst wo, aber bitte nicht in meinem Vorgarten erledigen. Und dann habt ihr ja schließlich gesehen, wie Helga ganz richtig sagt, was passiert, wenn Henry einem Türken sagt, dass ihm seine Musik nicht gefällt.“
Kurt, der Rentner mit dem Zollstock, wollte die Flinte nicht so schnell ins Korn werfen.
„Heute leben die Menschen doch nicht mehr so abgekapselt, wie vor einigen Jahrzehnten. Internet, Telefon und natürlich Fernsehen und Zeitungen, sollte sie eher verbinden, als trennen. Jedem muss doch bewusst sein, von welchen Katastrophen die gesamte Welt bedroht ist.“
„Nicht die Welt ist bedroht“, entgegnet Henry, „sondern die Menschheit. Wir selbst sind die Bedrohten. Und wenn wir das nicht begreifen, wird sich die Erde von einer furchtbaren Krankheit befreien. Und diese furchtbare Krankheit heißt Mensch. Diese schöne Welt wird es nicht nur lange nach uns noch geben, sie wird uns, nachdem sie sich einmal kurz geschüttelt hat, wieder los sein und sich in kürzester Zeit von der Plage Mensch erholt haben.“
Kapitel 38
Henry legte eine kleine Kunstpause ein, um seine Ansprache wirken zu lassen.
„Wie sich das jetzt gerade anhört, müsst ihr euch wohl beeilen, wenn ihr noch einen Kaffee möchtet bevor die Welt restlos im Eimer ist“, meldete sich Helga geschäftstüchtig zu Wort.
„Was meinst du, Henry, bleibt Helga noch genug Zeit, um uns einen frischen Kaffee aufzusetzen?“
„Ich weiß zwar nicht, womit ihr es verdient habt, aber für einen Becher Kaffee wird selbst eure Zeit noch ausreichen.“
„Also noch eine volle Dröhnung für unsere angehenden Philosophen.“
„Hättest du unser Gespräch ernsthaft und aufmerksam verfolgt, Helga, würdest du uns nicht mit Studenten auf eine Stufe stellen. Und wenn du möchtest, dass wir weiterhin unseren Scharfsinn in deinem Laden verbreiten, ist es an der Zeit ihm einen passenden Namen zu geben.“
„Du glaubst doch nicht ernsthaft daran, dass ich mein Geschäft jetzt in „Unser schlauer Henry“ umbenenne.“
„Da muss ich dir recht geben Helga, geistige Größen werden, im Gegensatz zu unseren Politikern und den so genannten Topmanagern, erst nach ihrem Tode geehrt.
Die, die nur daran denken, wie sie möglichst schnell, möglichst reich werden, überlassen die Ehrungen und das Schulterklopfen nicht den folgenden Generationen. Wenn sich sonst niemand findet, überschütten sie sich eben untereinander, mit den gewünschten Ehrungen und Lobeshymnen.“
„Weißt du eigentlich noch, worüber du redest?“
„Aber sicher weiß ich das. Taufe deinen Laden einfach um, dann ist es nicht mehr die Kaffee-Klappe, sondern heißt stattdessen „Zum Philosophen“, du wirst sehen, wie in Zukunft nur noch die klügsten Leute aus der Umgebung in den Laden stürmen.“
„Ne – lieber nicht“, Helga schien aufrichtig entsetzt, „falls es hier überhaupt Menschen mit Verstand gibt, könnte ich von den paar Leuten nun wirklich nicht leben.“
Bernd dachte etwas mehr im eigenen Interesse, „die andere Möglichkeit wäre, dass du endlich einen vernünftigen Kaffee kochst, vielleicht wird der Laden dann mal so richtig voll.“
Als Henry den Vorschlag begeistert unterstützte, richtete sich Helgas Zorn sofort auf ihn.
„Mein lieber Henry, ich glaube du brauchst schon wieder eins auf die Nase.“
„Außerdem“, fügte Bernd hinzu, „wird durch den starken Kaffee
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