Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
nicht vor meiner Tür.“
„Ja, ja – aufregen könnt ihr euch immer nur über die Kultur der Anderen“, meldete sich eine Stimme aus dem Hintergrund. „Was ist denn mit den Gräueltaten der Christen? Habt ihr schon vergessen, was die auf dem Kerbholz haben?“ Ich bin übrigens Peter“, stellte sich der bisher namenlose Gast vor.
„Nein Peter, ich glaube das hat keiner von uns vergessen. Das verurteilen wir genauso, können aber heute nichts mehr daran ändern. Im Übrigen weiß ich nicht, was Folter, Scheiterhaufen und Ehrenmord, mit Kultur zu tun haben,“ protestierte Henry.
“Alles, was wir Menschen hervorgebracht haben, ist Kultur,“ antwortete Peter, „also auch die verschiedenen Religionen. Religion, Krieg und Grausamkeit waren schon immer unzertrennlich miteinander verstrickt, da kannst du keine ausnehmen. Entschuldigung. Jetzt muss ich mich doch tatsächlich korrigieren. Der Schlamassel fing doch erst vor 2000 Jahren an, denn erst seit wir die Christen kennen, wird gemordet und gefoltert. Aber seitdem kannst du keine Religion mehr ausnehmen.“
„Du willst mir doch nicht erzählen, dass die Buddhisten in Tibet, Thailand oder sonstwo, Gewalt anwenden.“
„Doch, doch, mein Lieber, genau so ist es.
Unter dem Dalai Lama, der immerhin mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, gab es zur Beaufsichtigung der Sklaven und Leibeigenen eine ziemlich grausame Mönchspolizei. Und diese Polizei hat so extreme Strafen angewendet, dass wir sie mit unserer Vorstellung vom Buddhismus nicht im Geringsten in Verbindung bringen. Ob ihr es glaubt oder nicht, die haben geprügelt, Arme und Beine abgehackt, Ohren und Nasen abgeschnitten und sogar Augen ausgestochen.
Unter dem Dalai Lama, den wir nur als Inbegriff des Friedens kennen, waren das ganz alltägliche Strafen.“
„Ja,“ sagte Bernd, „das hab ich auch mal irgendwo gelesen und leider auch die Bilder dazu gesehen. Aber ich dachte mir, darüber kann ich mit keinem Menschen reden, das glaubt mir sowieso keiner“.
„Ja, genau so ist es – sie glauben alle nur, was sie glauben wollen.“
„Und wenn so ein verbohrter Muselmann seinem Sohn erzählt, die geliebte Schwester verstößt gegen die Regeln des heiligen Koran, weil sie sich zum Beispiel nicht so kleidet wie es angeblich vorgeschrieben ist, dann glaubt immer mal wieder einer, dass es nur den einen Ausweg gibt – den Ehrenmord.“
„Wie sollen wir denn eine vernünftige Integration hinbekommen, wenn ausgerechnet die, die sich anpassen möchten, deshalb sterben müssen?“
„Würde man sie aus dem Familienkreis ausschließen, wäre auch dass ein Schritt zur Integration, denn die Ausgestoßenen hätten wir schon mal auf unserer Seite, aber dass ein Bruder seine Schwester umbringt, duldet weder unser Rechtssystem, noch unsere Vorstellung von Ethik.“
„Ihr müsst die Menschen verstehen“, sagte Peter, „sie unterwerfen sich den Worten des Koran. Der Koran ist heilig und bestimmen ihr Leben rund um die Uhr.“
„Ich soll Verständnis dafür aufbringen, dass ein verbohrter Gläubiger seine Schwester ermordet? Kein Gott kann von mir verlangen, dass ich meiner Schwester den Bauch aufschlitze, wenn ich sie manchmal auch nicht ausstehen kann. Die Gläubigen, aller Religionen, wollen uns erzählen, dass ihr Gott nicht nur das einzige, sondern auch das gütigste Wesen im Universum ist. Sollte meine Schwester gegen ein Gebot irgendeines Gottes verstoßen haben, soll der sie gefälligst selbst richten, denn er hat sie ja so fehlerhaft geliefert. Von mir kann und wird kein Gott verlangen, dass ich einen Menschen umbringe,“ sagte Henry mit Leidenschaft, „eher würde ich dem Herrgott ans Bein pinkeln.“
„Wer nicht glaubt, kann leicht so daher reden. Für dich gibt es schließlich keinen Gott, dem du deinen Gehorsam beweisen musst,“ entgegnete Peter.
„Ist es nicht erstaunlich, dass mich trotzdem noch keine der Gottheiten für mein unkeusches Leben bestraft hat?“
Bevor jemandem eine passende Antwort einfiel, fuhr Henry in seiner Anklage fort.
„Ich behaupte sogar, dass die Ungläubigen, die wesentlich friedlicheren Menschen sind.
Jede Religion will wachsen und sich ausbreiten um ihre Position zu stärken. Je größer und mächtiger sie ist, umso weniger muss sie Übergriffe und Verfolgung durch andere Glaubensrichtungen befürchten. Das erfordert von den gehorsamen Anhängern einer Religion, viele neue
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