Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
gegenwärtig, was sie mit Hassan und seinen Kumpanen im Bett getrieben hatte. Für nichts weiter, als ein paar Almosen.
„Mich ekelt vor mir selbst, wenn ich daran denke, wie ich mich bei denen aufgeführt habe. Mit der Erinnerung an die hemmungslose Entgleisung, werde ich Robert nie wieder in die Augen sehen können.“
Nadine lag zusammengekrümmt im Bett und würde sich am liebsten in sich selbst verkriechen.
„Er opfert sich buchstäblich für mich auf. Was hat er schon alles getan, um mir zu helfen? Und mir fällt nichts Besseres ein, als sein Vertrauen mit Füßen zu treten und es mit anderen Männern zu treiben.
Er hat alles versucht, um mir beim Entzug zu helfen, hat sich sogar das erste Mal in seinem Leben verschuldet. Nicht etwa, weil er Geld für sich brauchte, nein – er brauchte es für mich, für meine beschissene Sucht.“
Scham und Wut über sich selbst trieben ihr die Tränen in die Augen.
Von purer Verzweiflung überwältigt, versteckte sie sich in ihrem Selbstmitleid, bis sie langsam zu der Ansicht gelangte, dass es für alles eine bessere Lösung gab, als sich selbst zu bedauern. Um dafür den entsprechenden Schlüssel zu finden, musste man nur seinen Kopf gebrauchen.
Am frühen Morgen, als Robert gerade aus dem Haus gegangen war, vergrub sie schuldbewusst ihr Gesicht in den Kissen und haderte mit sich selbst.
„Ohne Robert kann ich mein Leben als beendet betrachten. Keine Arbeit, keine Wohnung, keine Freunde. Wenn ich nicht auf dem Strich enden will, ist Robert meine letzte Chance. Er ist der einzige Mensch, der mir selbstlos, ohne hinterhältige Absichten helfen wird. Immer wieder hat er mir gezeigt, wie sehr er mich liebt. Und ich habe seine Gefühle in der letzten Nacht, durch meine dumme und ungeheuer egoistische Reaktion, fürchterlich verletzt.“
Es schien, als würde Nadine tatsächlich zur Besinnung kommen.
„Es wäre alles um so vieles leichter gewesen, wenn ich ihn wie immer, einfach nur lieb umarmt hätte. Irgendeine nette Geste hätte ich mir abringen müssen. Nachdem die drei bestialischen Typen mit mir fertig waren, tat mir zwar noch alles weh, aber es ging doch schließlich um Robert. Und ich hätte sicher nicht gleich mit ihm schlafen müssen.
Wie konnte ich ihn nur so sehr kränken? So darf man mit niemandem umspringen, schon gar nicht mit einem so empfindsamen und gutmütigen Mann wie Robert.
Warum habe ich nicht einfach gesagt, dass ich ihn liebe und mich freue, dass er endlich zu Hause ist, ich aber so entsetzlich müde bin, dass ich nur noch schlafen möchte. Dann hätte er vielleicht keinen Verdacht geschöpft und alles wäre in Ordnung gewesen.“
Nach und nach verringerte sie ihre Schuld auf ein für sich selbst erträgliches Maß.
Ihre Reaktion auf seine nächtliche Frage, erschien ihr mittlerweile als das einzige Vergehen, welches sie sich schuldig gemacht hatte. Wenn auch ohne Absicht, so entfernte sie sich doch mit jedem Gedanken, weiter und weiter von der eigentlichen Schuld. Einer Schuld, die sie sich bei Hassan aufgeladen hatte.
Wie Robert sich verhalten wird, wenn er nach Hause kommt, war für Nadine inzwischen die wichtigste Frage. Wenn sie nämlich wüsste, was er von ihr erwartet, hätte sie ein Problem weniger, denn sie würde ihm ganz sicher jeden seiner Wünsche erfüllen.
In ihrem augenblicklichen Zustand konnte sie aber kaum aus dem Bett kriechen. Und das lag sicher nicht nur daran, dass Hassan und seine beiden Freunde es mit ihr so heftig getrieben hatten.
Der Hauptgrund für ihren desolaten Zustand, war vielmehr der Entzug, der sich jedes Mal schneller und grausamer entfaltete.
Schlagartig fiel ihr ein, dass sie von Hassan noch eine kleine Ration mitbekommen hatte.
Sofort kehrte die Kraft zurück, die sie benötigte, um aus dem Bett zu springen.
Ja – es befand sich wirklich noch dort, wo sie es versteckt hatte, in ihrer Hosentasche. Die Hose war nur ein sicheres Versteck, solange sie diese nicht auszog. Nun wusste sie wieder, warum sie in ihrer Kleidung geschlafen hatte. Nur so konnte sie wirklich sicher sein, dass Robert es nicht zufällig findet.
Allein schon dadurch, dass sie das Kokain in ihren Händen hielt, bekam sie noch einmal einen gewaltigen Auftrieb.
„Gleich wird es mir wieder richtig gut gehen und ich werde ich in aller Ruhe eine Lösung für uns beide finden.“
Gierig sog sie den Stoff durch den Halm in die Nase. Sofort schoss eine Welle der Euphorie durch ihr Hirn und
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