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Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort

Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort

Titel: Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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Lungenentzündung hatte ...«
    »Das schon, aber ich habe keine Seele, die aus einigen hunderttausend Atomen und Molekülen zusammengenäht ist.«
    »Woraus besteht dann deine Seele?«
    »Die ist aus Gottes Sinn entsprungen.«
    Cecilie überlegte sich das genau. Dann sagte sie:
    »Meine Seele vielleicht auch. Obwohl sie aus Atomen und Molekülen besteht, ist sie vielleicht auch aus Gottes Sinn entsprungen.«
    Er wehrte ab:
    »Und wenn schon, jetzt ist nicht die Rede vom Himmel.«
    »Du hast versprochen, vom Himmel zu erzählen.«
    »Der Himmel kann warten, Cecilie. Wenn wir über die Menschenseele sprechen, sprechen wir dabei über etwas, das dem Himmel sehr nahesteht.«
    Cecilie blickte zur Decke hoch.
    »Großmutter sagt, die Seele ist göttlich.«
    »Offenbar hast du wirklich eine sehr kluge Großmutter.«
    »Sie kann sowohl die Bibel als auch Snorre fast auswendig.«
    »Genau! Da haben wir’s wieder!«
    »Was?«
    »Daß sie etwas >auswendig< kann, gehört mit zu dem großen Rätsel, über das wir hier reden. Hast du dir schon mal überlegt, daß das menschliche Gehirn der geheimnisvollste Stoff im ganzen Weltraum ist?«
    »Eigentlich nicht .«
    »Alle Atome, aus denen dein Gehirn besteht, sind irgendwann einmal in einem Stern entstanden. Aber dann haben sie sich auf seltsame Weise zu etwas verbunden, das ihr >Bewußtsein< nennt. Die Menschenseele flimmert also durch ein Gehirn, das aus sehr feinem Staub entstanden ist, der einst von den Sternen am Himmel heruntergerieselt ist. Die Gedanken und Gefühle der Menschen laufen immer wieder über diesen feinen Sternenstaub, wo alle Nervenenden auf immer neue Weise miteinander verbunden werden können .«
    »Dann habe ich vielleicht sogar Staub vom Stern von Bethlehem in meinem Gehirn.«
    »Und in deinen Gedanken und deinen Erinnerungen.«
    Sie versuchte, aus dem Fenster zu blicken, während Ariel weitersprach.
    »Es ist bestimmt ein seltsames Gefühl, ein lebendiges Gehirn in einem Weltraum zu sein. Wie ein eigenes kleines Universum in dem großen Universum draußen. Denn in deinem Gehirn gibt es so viele Atome und Moleküle, wie es im Weltraum Sterne und Planeten gibt ...«
    Sie unterbrach ihn:
    »Und vielleicht ist der Weg in meine innersten Gedanken so weit wie der zu den äußersten Sternen am Rand des Weltraums.«
    Er nickte.
    »Der Unterschied ist nur, daß ein Gehirn sich seiner bewußt ist. Es kann die ganze Zeit seine Tätigkeit bewerten. Das kann der Himmelsraum draußen nicht. Der Weltraum kann sich nicht erheben und sagen: >Ich bin ich.< Dazu braucht der Weltraum die Hilfe der Menschen.«
    Sie lächelte triumphierend.
    »Das ist wirklich ein wichtiger Unterschied.«
    »Aber du hast noch nicht erklärt, was es für ein Gefühl ist, sich an etwas zu erinnern.«
    »Stimmt, das hatte ich vergessen.«
    »Und das nun wieder ist eigentlich genauso interessant.«
    »Was?«
    »>Das hatte ich vergessen.< Vielleicht kannst du mir auch erklären, was es für ein Gefühl ist, etwas zu vergessen.«
    »Es ist einfach weg.«
    »>Es ist einfach weg!<« wiederholte Ariel. Diesmal versuchte er auch, ihre Stimme nachzuahmen.
    »Aber später kann es dann plötzlich wiederauftauchen. Manchmal liegt es mir geradezu auf der Zunge.«
    »Auf der Zunge?«
    »Das ist so eine Redensart.«
    »Ich wußte nicht, daß die Zunge etwas mit dem Gedächtnis zu tun hat. Du willst doch nicht behaupten, daß ihr den Geschmack der Wörter genauso wahrnehmt wie den von Erdbeeren?«
    Cecilie lachte.
    »Ich sage: >Ich glaube, ich weiß es.< Wenn mich dann niemand stört, ist es auch plötzlich meist da. Mein Großvater sagt aber, daß wir einem weggerutschten Gedanken nie hinterherweinen dürfen .«
    »Warum nicht?«
    »Er ist wie ein Fisch, der in letzter Sekunde vom Haken rutscht. Er schwimmt einfach weg in die Tiefe und kommt noch fetter wieder zurück.«
    Ariel nickte energisch.
    »Dann haben sie vielleicht recht.«
    »Wer?«
    »Einige Engel behaupten, daß wir die irdischen Dinge nie verstehen werden. Aber ich habe nicht aufgeben wollen. Ich habe immer versucht zu begreifen, wie es ist, ein Mensch aus Fleisch und Blut zu sein.«
    »Ich weiß aber nicht, ob ich dir helfen kann, ich begreif es ja selber nicht.«
    Ariel hob vom Fußende des Bettes ab. Er schwebte durchs Zimmer und fragte:
    »Weißt du noch, wie wir uns zum ersten Mal begegnet sind?«
    Sie mußte nachdenken.
    »Du saßest auf der Fensterbank. Aber ich glaube, ich weiß nicht mehr genau, was du gesagt hast.«
    »>Ich glaube, ich

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