Durch Himmel und Hoelle
»Die Entscheidung liegt bei dir.«
»Du weißt, daß ich nicht von dir lassen kann - küß mich!« for- derte sie ihn heiser auf.
Das Schweigen, das darauf folgte, war für Elysia Antwort genug, daß ihr Gatte der Aufforderung von Lady Mariana gefolgt war.
»Was sollen wir nur mit ihr machen?« unterbrach Mariana das Schweigen mit unverhülltem Haß in der Stimme.
»Nichts.«
»Nichts? Aber wie soll es dann mit uns weitergehen?« wollte Ma- riana mit scharfer Stimme wissen, die die Stille des Zimmers wie eine Lanze durchbrach.
»Es wird so weitergehen wie bisher - nichts muß sich daran än- dern. Wir werden in London sein, und sie«, er machte eine Pause, als ob ihm der Gedanke an Elysia zuwider wäre, »wird hierbleiben. Ganz einfach, ma chérie.«
»Du willst damit sagen, daß sie nächste Woche nicht mit dir nach London kommt?« fragte Mariana hoffnungsvoll. Ihre gute Laune war zurückgekehrt.
»Genau.«
»Na schön, ich denke, das muß genügen, aber wenn sie es sich in den Kopf setzt, dir zu folgen? Sie könnte Ärger machen«, fügte sie hinzu, nie zufrieden bevor sie Zweifel gesät hatte, um ganz sicher zu sein, daß ihr Gegner aus dem Feld geschlagen war.
»Sie wird nicht kommen. Ich werde Anordnungen hinterlassen, daß sie hier in St. Fleur bleiben muß. Wenn sie weiß, daß sie nicht willkommen ist, bezweifle ich, daß sie sich anschließen würde. Und außerdem, ich glaube, sie wird sich hier ganz gut >amüsieren<. Wir brauchen uns um sie keine Gedanken zu machen«, bemerkte er mit eisiger Stimme, die für Elysia wie ein Schlag ins Gesicht war.
»Ich habe dir schon damals gesagt, daß du nichts aus Groll tun solltest - nur weil wir uns in einer unbedeutenden Sache nicht einig werden konnten. Wenn du das gemacht hättest, was ich dir geraten habe, wären wir jetzt schon verheiratet. Ich würde diese Smaragde tragen, und nicht dieses rothaarige Weib. Ich will sie immer noch. Nimm sie ihr weg. Ich kenne einen hervorragenden Juwelier, der sie neu fassen kann - ein wenig moderner vielleicht.« Mariana seufzte. »Kannst du diese Person denn nicht loswerden?«
»Zu einem Mord bin ich nicht bereit, meine Liebe.« Alex' Stimme schnitt wie ein Messer durch den dumpfen Schmerz in Elysias Schläfen. »Und was ist aus deinen Plänen geworden, den Herzog zu heiraten? Hast du dieses Vorhaben aufgegeben?« Er klang höh- nisch, als er hinzufügte: »Oder hast du deinen Köder nicht lange ge- nug baumeln lassen, und dein nobler Fisch ist dir vom Haken ge- rutscht?«
»Wie schrecklich - du bist so grausam, Alex«, warf ihm Mariana vor. »Ich erwarte die Anzeige unserer Verlobung innerhalb der nächsten vierzehn Tage in den Zeitungen. Lin hat es sehr eilig, mich zu heiraten. Er nennt mich jetzt schon seine Herzogin.«
»Das ist sehr nett von ihm. Dann ist er ja doch ein richtiger Mann. Ich hatte schon bezweifelt, ob in seinen Adern überhaupt rotes Blut
fließt«, kommentierte er trocken. Scheinbar rührten ihn ihre Versu- che, ihn eifersüchtig zu machen, kein bißchen. »Sollen wir gehen? Es scheint, als ob es bald regnen würde, und außerdem kommt auch Nebel auf.«
»Das hier ist der ungastlichste Teil der Welt. Warum mußt du ausgerechnet ein Mann aus Cornwall sein? Warum kannst du denn nicht ein nettes Schloß in Somerset oder Sussex haben?« beschwerte sich Mariana mit leiser werdender Stimme, als sie sich der Tür nä- herten.
»Wie Linville, meinst du. Natürlich mußt du nicht...« Der Rest der Worte wurde abgeschnitten, als die Tür hinter ihnen zuging.
Elysia stand unentschlossen da. Es war ihr unmöglich einen kla- ren Gedanken zu fassen. Er würde zurück nach London gehen - al- lein. Sie sollte hier in Cornwall bleiben, und er würde in das Leben, das er vorher geführt hatte, und zu der Frau, die er vorher geliebt hatte und immer noch liebte, zurückkehren.
Sie wußte jetzt ohne den geringsten Zweifel, daß sie ihn verloren hatte. Sie konnte nicht länger die Augen davor verschließen. Peter hatte sich geirrt. Das war kein Spiel mit der Eifersucht, das er aus verletzter Eitelkeit spielte, er würde sie verlassen. Elysia unter- drückte ein Lachen. Wie hätte sie sich darüber einmal gefreut, als sie noch glaubte, ihn zu hassen. Jetzt verspürte sie nur Traurigkeit, als wäre etwas in ihr gestorben. Sie war wie eine Knospe, die sich ge- rade den warmen Strahlen der Sonne und den nähernden Regen- tropfen geöffnet hatte und jetzt vertrocknen und sterben würde.
Mit tränenblinden Augen
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