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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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verließ Elysia das Haus. Sie war bereits im Reitdreß und ging direkt in die Stallungen. Niemand versuchte, sie zurückzuhalten, als sie befahl, Ariel zu satteln. Jims war nir- gends zu sehen, und trotz der besorgten Blicke, die der Reitknecht gen Himmel warf, ritt Elysia aus dem Hof.
    Sie ritt die Straße entlang und forderte den Himmel heraus, sich zu öffnen. Sie war nicht in der Stimmung, irgendeine Einmischung

zu dulden, nicht einmal die göttliche. Sie ließ den Reitknecht weit hinter sich, bis er nur noch ein kleiner Punkt am Horizont war. Ely- sia dehnte die Entfernung immer weiter aus, bis sie ein anderes Pferd auf sich zukommen sah, das über das Moor, aus Richtung Blackmore Hall auf sie zukam. Als der Reiter näherkam, erkannte Elysia die Livree. Es war ein Reitknecht des Squire. Er brachte sein Pferd vor ihr zum Stehen.
    »Seid Ihr Lady Trevegne?« fragte er und zog ein versiegeltes Schreiben aus seiner Tasche.
    »Ja.«
    »Das ist für Euch.« Er händigte ihr den Brief aus, machte kehrt, ohne eine Antwort abzuwarten, und ritt den Weg, den er gekom- men war, zurück. Elysia brach das Siegel. Wahrscheinlich von Louisa, dachte sie und las die paar Worte, die sauber auf das Papier geschrieben worden waren. Auf einmal fingen ihre Hände an zu zit- tern, als die Worte vor ihren erschrockenen Augen zu tanzen anfin- gen.
    Elysias Gesicht war totenblaß, als sie zurückblickte und den Reit- knecht von Westerley immer noch kaum sehen konnte. Sie konnte nicht auf ihn warten.
    Alex hatte einen Unfall gehabt, er war verletzt. Man forderte sie auf, sofort zu kommen. Elysia vergaß alles, als sie Ariel schneller als je zuvor über das Moor nach Hall trieb. Sie wich vom Weg ab. Ver- gessen war die Unterhaltung zwischen Mariana und Alex, die sie be- lauscht hatte.
    Alles, was für Elysia im Moment zählte, war, daß sie zu Alex mußte. Alle Bitterkeit und Zorn waren verflogen, als Elysia ihn im Geiste verwundet und schmerzgepeinigt daliegen sah. Daß er viel- leicht ihre Fürsorge nicht wollte, konnte sie nicht abhalten. Sie war immer noch seine Frau, wenn auch nur dem Namen nach, und sie würde ihren Platz an seiner Seite trotz allem einnehmen.
    Nachdem sie die von Bäumen eingesäumte Auffahrt erreicht

hatte, die zu Blackmore Hall führte, ritt Elysia in Richtung Som- merhaus - eine kleine Pagode, die in einem kleinen Kiefernhain in geringer Entfernung vom Haupthaus stand. Dort fanden in den warmen Frühlingsmonaten immer die Picknicks und Rasenfeste statt, aber jetzt lag es kalt und verlassen unter dem sich schnell ver- dunkelnden Himmel.
    Was hatte Alex hier gemacht? Sie wollte sich nicht eingestehen, daß Alex und Mariana nicht widerstehen konnten, hier haltzuma- chen und die Einsamkeit auszukosten, ehe sie zu den anderen stie- ßen. Ihre Liebe mußte so groß sein, daß sie jeden gestohlenen Mo- ment ausnützten.
    Elysia schob all diese beunruhigenden Gedanken beiseite, als sie vom Pferd stieg und durch die rote Tür mit ihren geschnitzten Dra- chenköpfen eilte, die ihr boshaft ins Gesicht grinsten. Sie sah die mit roten Samtpolstern belegten Bänke und die großen Satinkissen mit den Quasten. Alex war nicht da!
    Sie müssen ihn weggebracht haben, dachte sie und drehte sich um, um zu gehen, als jemand leise durch die offene Tür trat.
    »Mrs. Blackmore!« schrie Elysia erleichtert auf und rannte auf die ältere Frau zu, die die Tür hinter sich schloß. »Gott sei Dank! Ich bin so froh, Euch zu sehen. Wo ist Alex? In dem Brief stand, daß er hier sei. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Ist er schwer verletzt?«
    »Es geht ihm so gut, wie man es erwarten kann«, antwortete Mrs. Blackmore ruhig. »Wir haben ihn weggebracht.«
    »Ja, ich weiß, aber wohin? Ins Haus?« wollte Elysia wissen und versuchte, an Mrs. Blackmore vorbeizukommen. Aber die streckte ihre Hand aus und umklammerte Elysias Handgelenk. Ihr Griff war für eine so kleine Frau ungewöhnlich fest, und Elysia zerrte unge- duldig an Mrs. Blackmores Hand. »Bitte, Mrs. Blackmore. Lassen Sie mich vorbei.«
    »Nein. Wir haben Lord Trevegne nicht ins Haus gebracht.« Sie

ließ Elysias Handgelenk los und ging zu einem mit Seide bezogenen Paneel, das in die Wand eingelassen war. Sie drehte an einer kleinen geschnitzten Rose, und das Paneel schob sich zur Seite und gab den Blick auf eine schwere Eisentür frei. Elysia sah voll Staunen, wie Mrs. Blackmore einen großen Schlüssel aus ihrem Beutel zog und ihn in das rostige Schloß steckte, wo er

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