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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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lebe, und er seine kleine Hure nehmen und verschwinden sollte.
    Sie verschwanden, und ich sah Charles nie wieder. Er nahm Eli- zabeth an jenem Tag mit, und sie wohnten bei Freunden, bis sie hei- raten konnten. Ich hörte, daß sie nach ihrer Hochzeit in den Nor- den gezogen sind, wo er einen kleinen Besitz geerbt hatte.

All die Jahre habe ich davon geträumt, mich an ihnen zu rächen und ihnen zu zeigen, daß ich besser dran war als sie. Graystone Ma- nor gehörte mir. Elizabeth beneidete mich immer um alles, was mir gehörte - meinen Vater, mein Haus, Charles. Nein, Graystone wird sie nie bekommen. Es gehört mir - ganz allein mir!«
    Elysia blickte voller Grauen auf Agatha und ging langsam rück- wärts zur Tür, als sie den wahnsinnigen Blick in den Augen ihrer Tante sah.
    »Geh noch nicht, Elysia«, sagte Agatha plötzlich. »Ich muß dir noch viel erzählen. Willst du nicht erfahren, was für eine Freude es für mich war, dich in meine Gewalt zu bekommen? Ich habe deinem Rechtsanwalt gesagt, wie willkommen mir die Tochter meiner ge- liebten Stiefschwester ist. Er war mehr als erleichtert, weil deine hochgeborenen Verwandten nichts mit dir zu tun haben wollten. Es war ein Vergnügen, dich hier zu haben - und dir ein bißchen von dieser Demarice-Arroganz abzugewöhnen, dich zu demütigen - dich, die feine Lady als Küchenmagd.
    Ach, wenn Charles und Elizabeth mich jetzt sehen könnten«, seufzte Agatha ekstatisch, »mit ihrer kostbaren, geliebten Tochter Elysia in meinem Haus, das sie verschmäht hatten. Elysia, die ihrer bevorstehenden Hochzeit mit - wage ich es zu sagen? - Vorfreude entgegensieht.«
    Elysia schnappte nach Luft. Sie spürte, wie ihr übel wurde. Agatha wandte ihre Blicke nicht von Elysia ab.
    »Du siehst ja ganz blaß aus, meine Liebe. Geh doch auf dein Zim- mer und ruh dich eine Weile aus. Ich glaube, die Neuigkeiten waren ein wenig zuviel für dich - ebenso die große Ehre. Es geschieht so selten, daß wir im Leben das bekommen, was wir tatsächlich verdie- nen, aber du, Elysia - du wirst es kriegen!«
    Elysia stürzte schluchzend aus dem Zimmer, die Tränen liefen ihr übers Gesicht, als sie die Treppe zum Speicher hinauflief und Aga- thas lautes Gelächter hinter ihr hallte.

Elysia ging im beengten Raum des Speichers auf und ab. Ihr Kopf streifte die Dachbalken, als sie ihre Schritte ziellos hin und her lenkte. Sie muß wahnsinnig sein, dachte Elysia. Niemand konnte so lange mit einem solchen Haß leben und nicht verrückt werden. Lie- ber Gott, was sollte sie nur tun? Wohin sollte sie flüchten? Lieber würde sie ins Arbeitshaus gehen, als das tun, was Agatha von ihr verlangte - in die Masters-Familie einheiraten.
    Sie konnte in der drückenden Atmosphäre dieses Hauses nicht länger bleiben. Agatha erniedrigte sie und versuchte, ihren Willen zu brechen - sie beraubte sie ihrer Würde und Freiheit. Sie ging zum Fenster, von wo sie in der Ferne im Süden die Wälder und Hügel se- hen konnte. Ein plötzlicher Windstoß blies ein loses Blatt in die Luft, ließ es einen Augenblick schweben und verlockte sie mit sei- ner Freiheit, bis es in der Dämmerung verschwand.
    In diesem Augenblick beschloß Elysia, Graystone zu verlassen. Sie würde nach London fahren und sich dort eine Stellung suchen. Es gab keine andere Lösung. Sie konnte weder eine Heirat mit Squire Masters in Betracht ziehen noch unter Agathas Dach blei- ben, wenn diese Frau sie haßte und weiterhin versuchen würde, sie in eine ungewollte Ehe zu treiben. Nein, es gab für sie keine andere Möglichkeit, als zu fliehen.
    Elysia war völlig erschöpft. Sie hatte überhaupt kein Gefühl mehr, als sie sich zu ihrem Bett schleppte. Sie warf sich darauf und legte ihren Kopf auf das Kissen. Sie konnte nichts unternehmen, bis es dunkel wurde, also... langsam schlossen sich ihre Augen, und der Schlaf übermannte sie.
    Elysia erwachte im dunklen Zimmer, das nur durch einen Mond- strahl, der durchs Fenster auf ihr Bett fiel und seine suchenden Fin- ger über ihr Gesicht streichen ließ, erhellt war.
    Sie richtete sich schnell, mit klopfendem Herzen auf. Wie spät war es? Sie blickte durchs Fenster auf den silbernen Mond, der hin-

ter langsam vorbeiziehenden Wolken hervorlugte. Er stand noch nicht sehr hoch am Himmel. Sie war erleichtert, daß der heftige Wind ein wenig nachgelassen hatte. Es würde leichter sein, über die Felder und durch den Wald zu laufen, wenn sie dabei nicht auch noch mit ihrem regennassen Umhang kämpfen mußte.
    Sie

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