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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Spalt und schlich in die Küche; sie packte einen Laib Brot, Käse, ein paar Scheiben kaltes Rindfleisch und Schinken und zwei frisch gebackene Obsttörtchen zusammen. Sie bekam nur ganz selten etwas Süßes, und die Törtchen waren für Agathas Mor- gentee bestimmt. Elysia lächelte, als sie sich Agathas Gesicht vor- stellte, wenn sie den Diebstahl entdeckte. Aber das Lachen verging ihr, und ihr wurde eiskalt bei dem Gedanken an Entdeckung.
    Sie wickelte die gestohlenen Nahrungsmittel in ein kariertes Tuch und steckte es in ihre Strohtasche, dann ging sie zu dem Regal, wo das Geld für die Lieferanten aufbewahrt wurde. Viel war es nicht, dachte Elysia enttäuscht, aber bis London würde es wohl reichen.
    Der Mond stand höher und warf ein silbernes Licht über Felder und Wälder, als Elysia die Küche so leise verließ, wie sie sie Augen- blicke vorher betreten hatte. Sie huschte wie ein Schatten über den breiten, offenen Grund zwischen dem Haus und dem Waldgebiet.
    Elysia warf keinen Blick zurück auf Graystone Manor, sondern schritt schnell weiter, bis sie tief zwischen den Bäumen war. Mit ei- nem tiefen Atemzug streifte sie die Fesseln ihrer Gefangenschaft ab. Sie mußte weiter und soviel Entfernung wie möglich zwischen sich und Agatha bringen. Sie wollte Agathas Wut nicht erleben, wenn diese entdeckte, daß ihrem Opfer die Flucht gelungen war.

Sie würde niemals wieder imstande sein, hierher zurückzukeh- ren, und sich das auch nie wünschen. Jetzt, da sie heimatlos war, hatte sie keine andere Wahl, als nach London zu gehen. Agatha würde erwarten, daß sie nach Hause flüchten würde, zu den ver- trauten Plätzen, die sie kannte, und sie wollte nicht riskieren, von Agatha gefunden zu werden. Sie konnte sich nach einer Stelle als Gouvernante oder Gesellschafterin umsehen; schließlich hatte sie eine anständige Erziehung genossen und war als Lady aufgewach- sen. Sie würde sich jetzt nicht durch Selbstzweifel oder Unent- schlossenheit von ihrem Kurs abbringen lassen.
    Sie ging, so schnell es das Licht des Mondes erlaubte. Manchmal stolperte sie, und Dornen hielten sie an ihrem Umhang fest, bis sie sich mit zerkratzten blutenden Händen wieder befreien konnte. Sie ging weiter, um möglichst viel Distanz zwischen sich und Gray- stone Manor zu bringen. Sie hoffte, den Waldrand vor Tagesan- bruch zu erreichen, dann konnte sie die Straße und das offene Wei- deland überqueren und den nächsten schützenden Wald erreichen, ehe die Bauern mit ihren Produkten zum Markt fuhren. Sie wollte nicht gesehen werden, weil die Gerüchte auf dem Marktplatz inner- halb weniger Stunden vom Bauern zum Dienstboten und dann zum Herrn gelangten.
    Elysia brach durch das Unterholz am Waldrand und fühlte den hartgestampften Untergrund des Weges unter ihren Füßen, als das erste Licht des Tages im Osten zu sehen war. Hinter ihr ertönte das süße, melodische Lied einer Nachtigall in der frischen Morgenluft.
    Elysia rechnete sich aus, daß Graystone Manor Stunden und Mei- len hinter ihr liegen mußte, als sie den Weg so schnell überquerte, daß ihre Füße fast nicht den Boden berührten. Sie sah sich um, dann kroch sie in die dichte Hecke auf der anderen Seite des Weges.
    Sie mußte sich beeilen, wenn sie den Schutz der Bäume erreichen wollte, bevor die Sonne mit ihrem verräterischen Licht aufging.
    Elysia bahnte sich ihren Weg durch die dicken Äste und wollte

sich gerade aufrichten, um übers Feld zu rennen, als sie erstarrte. In der Ferne hörte sie das rhythmische Geräusch von Rädern und Pfer- dehufen. Ihr Herz pochte schmerzhaft, und Elysia blieb unent- schlossen stehen. Jede Minute würde es jetzt hell, und sie mußte über das offene Feld, aber sie konnte es nicht riskieren, von irgend- einem der hiesigen Bauern gesehen und erkannt zu werden, wäh- rend sie wie eine Verrückte davonrannte.
    Elysia richtete sich ein wenig auf und spähte durch das Laub der Büsche. Ein paar Meter von ihr entfernt kam ein altes Pferd, das ei- nen Karren mit quietschenden Schweinen zog, auf sie zu. Ein Junge versuchte, mit einem Stecken die alte Stute zu einer schnelleren Gangart zu bewegen, leider vergeblich. Sie hielt ihren trägen Schritt und schenkte dem ungeduldigen Fahrer nicht die mindeste Auf- merksamkeit. Elysia kannte ihn, es war Tom, der Sohn eines Päch- ters des Squires. Er durfte sie unter gar keinen Umständen zu Ge- sicht bekommen. Aber er war so langsam! Die Zeit verging. Rosen- farbenes Licht erhellte bereits den Himmel,

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