Durch Himmel und Hoelle
Jason sie entkleidet und nackt in das Bett des Marquis getragen hatte.
Ihre Scham verwandelte sich in Wut und Haß, als sie an die Schmach dachte, die Sir Jason ihr zugefügt hatte. Lord Trevegne, das bezweifelte sie nicht, hatte nichts anderes verdient.
Elysia war angezogen und packte schon ihre Tasche, als eine Magd ein Tablett mit heißer Schokolade, einer dicken Scheibe Schinken, frischen, appetitlich duftenden Brötchen mit Butter und einem kleinen Töpfchen Honig hereinbrachte. Sie stellte es auf den kleinen Tisch am Fenster und verließ eilig das Zimmer, nicht ohne vorher Elysia vertraulich mit einem wissenden Blick zuzuzwin- kern. Kichernd schloß sie die Tür hinter sich.
So eine Frechheit, dachte Elysia, beschämt darüber, was die Magd von ihr denken mußte, dann aber biß sie hungrig in ein warmes, ho- nigtriefendes Brötchen.
Sie war gerade fertig mit dem Frühstück, als der Marquis das Zimmer betrat, prächtig ganz in Schwarz gekleidet, bis auf eine Goldbrokatweste und eine schneeweiße Krawatte.
»Ihr könntet wenigstens die Höflichkeit haben anzuklopfen, be- vor Ihr eintretet«, tadelte Elysia schlechtgelaunt, und kam sich in ihrem alten, verwaschenen Wollkleid ziemlich armselig vor. »Wir sind schließlich noch nicht verheiratet.«
»Nein, das sind wir noch nicht«, entgegnete er spöttisch, »aber zukünftige Bräute schlafen gemeinhin nicht im Zimmer ihres Bräu- tigams, und sie ziehen sich auch nicht dort an.« Er lachte, als sie feu- errot wurde vor Wut, weil sie ihm wieder Gelegenheit gegeben hatte, sie zu verspotten.
»Kommt jetzt, meine Liebe, Zeit für die Abreise.« Er nahm ihre Tasche, legte liebevoll den Umhang um ihre Schultern und flüsterte ihr mit einem höhnischen Lächeln ins Ohr: »Lächelt, Ihr seid jetzt eine Braut und keine Witwe.«
Als sie die Treppe hinunterschritten, sah sich Elysia besorgt um, weil sie befürchtete, Sir Jason wieder in die Hände zu laufen und sei- nen Spott und seine Unhöflichkeit ertragen zu müssen.
»Keine Angst, meine Liebe, Sir Jason ist schon lange fort, wahr- scheinlich ist er schon bald in London«, bemerkte Lord Trevegne leise. »Er wäre jetzt schon eine Leiche, wenn er die Frechheit gehabt hätte, in Reichweite meiner Pistole zu bleiben«, fuhr er drohend fort, »aber er ist ein feiger Hund, der seine üblen Taten wie ein Dieb in der Nacht vollbringt und bei Tag den Schwanz einzieht und flüchtet.«
Sie gingen aus dem Haus in den Hof, wo eine große schwarzgol- dene Kutsche, bespannt mit vier Rappen mit schwarzsilbernem Zaumzeug auf sie wartete. Ein livrierter Kutscher saß auf dem Bock, die Zügel lose in den behandschuhten Fäusten, neben ihm ein zwei- ter Mann, der sich in seinen Mantel verkrochen hatte, ein dritter stand vor den aufgeregten Pferden und hielt sie fest, während ein vierter den Schlag der Kutsche aufhielt. Alle waren schwarz geklei- det, mit goldenen Knöpfen und Strümpfen, goldenen Schuhschnal- len und rotgefütterten Mänteln, die sie vor der Kälte schützten.
Man half Elysia in die Kutsche, die mit dem Wappen des Marquis verziert war. Sie nahm auf den weichen Samtkissen Platz. Die Tür schloß sich hinter ihr, und als sie aus dem Fenster blickte, sah sie mit Erleichterung, daß sich Lord Trevegne auf einen großen schwarzen Hengst schwang und nicht vorhatte, mit ihr in der Kutsche zu rei- sen. Sie schaute zu den tief hängenden Wolken hinauf, die sich of- fensichtlich wieder auf einen neuen Regenguß vorbereiteten, und überlegte, wie lange sie wohl das Alleinsein genießen könnte, ehe Lord Trevegne vor dem Regen Schutz suchen würde.
Der Himmel wurde dunkler, als sie auf dem festgestampften Sand der Straße dahinrollten, die kräftigen, gesunden Pferde fraßen die Meilen wie einen Sack Hafer. Ihre Hufe stampften ohne Anstren- gung durch die Pfützen. Sie erinnerte sich an das ununterbrochene Geschaukel der Postkutsche, in der sie erst gestern unterwegs gewe- sen war. Welch ein Unterschied war es, in der gutgefederten Kut- sche Seiner Lordschaft über die unbequemen Meilen voller Schlag- löcher zu fahren, dachte Elysia und lehnte sich dankbar in den wei- chen Sitz zurück.
Wahrscheinlich war sie ein wenig eingenickt, als plötzlich die Kutsche anhielt und sie den Regen hörte, der gegen die Scheiben klatschte. Die Tür wurde aufgerissen, und eine Gestalt sprang her- ein, ehe sich die Kutsche wieder in Bewegung setzte.
Lord Trevegne schüttelte sich die Regentropfen vom Mantel, lehnte sich in den Sitz
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